Eigentlich hatte sich an seinem Tagesablauf nicht viel geändert. Statt von Taverne zu Taverne zu ziehen und anschließend wieder in sein eigenes Bett zu fallen, hatte sich James ein Bett in einem Hotel in der Nähe gesucht, weil er nach wie vor seinen Wetteinsatz einlösen wollte. Als ganz so einfach und komplikationslos stellte sich dies aber leider nicht heraus. So hatte er nun schon den zweiten Tag in Folge verbracht ohne einen Kontakt zu einem Piratencaptain herstellen zu können. Um sich davon abzulenken hatte James an diesem Abend beschlossen seinem liebsten Hobby nachzugehen. Dem Spielen. So fand er sich in einer nahegelegenen Taverne wieder, umringt von einigen anderen Männern dem so Spaß daran hatten ihr Geld beim sinnlosen Kartenspielen zu verlieren. Bisher war das Glück ihm hier hold gewesen, ganz im Gegensatz zu seinem sonstigen Vorhaben. Aus diesem Grund setzte er nun eine nicht zu verachtende Geldsumme aus so einem kleinen Geldbeutel. Er hat nur noch wenige Karten in seiner Hand, gleich würde sich also zeigen ob das gut im Wald erholt bleib.
Zwar war James sehr auf seine Mitspieler fixiert, um aus jeder kleinsten Gesichtsregung heraus lesen zu können ob der Gegner eine gute oder schlechte Hand hatte, dennoch fand er Zeit seinen Blick hin und wieder durch die Taverne schweifen zu lassen, auf der Suche nach einer billigeren Nachtgesellschaft als die Huren im Bordell. Nicht zum ersten Mal fiel sein Blick dabei auf ein junges Mädchen mit dunklen lockigen Haaren, dass einerseits so wirkte als hätte sie hier in so einer Spelunke rein gar nichts zu suchen und gleichzeitig so aussah als würde sie ihre Zeit öfter in solch Gesellschaft verbringen. Ihre Körperhaltung war relativ entspannt, etwas was er von einer jungen Frau, die nicht dem horizontalen Gewerbe nachging, nicht unbedingt erwarten würde. Das machte James neugierig. Bedeutete ihre entspannte Haltung nun dass sie doch eine der Damen aus dem Freudenhaus war oder war sie einfach nur ein gewöhnliches junges Mädchen mit einer ungesunden Portion Neugierde?
Auch in James eindeutig zu lange den Faden im Spiel verloren hatte, gaben seine Mitspieler nun auf und legten ihre Karten mit einem enttäuschten Seufzer nach und nach auf die Tische, während sie ihren Blick gespannt auf den Dunkelhaarigen gerichtet hielten. Ein Lächeln breitete sich auf James‘ aus , bevor er ebenfalls seine Karten niederlegte und damit den anderen Mitspielern deutlich machte dass sie gegen ihn sehr wohl eine Chance gehabt hätten. Nun aber konnte er die auf dem Tisch liegenden Goldmünzen einsammeln und triumphal in seinem Geldbeutel verstauen. Mit einem mit einer kurzen Bemerkung entschuldigte sich der 32 jährige bei den anderen und deutete gleichzeitig der Bedienung in der Taverne an für die ganze Runde ein paar Bier ausgeben zu wollen. Die kurze Pause die die anderen zum Trinken ihres Trost Getränkes nutzen würden wollte er selbst nutzen um seine unbändige Neugierde zu stillen. Die Bedienung war schnell und brachte den Männern das Bier und auf James‘ Geheiß hin auch der Dunkelhaarigen jungen Frau, der er jetzt zuprostete. Wenn sie sich jetzt nicht erschrocken abwendete, würde er es wagen sie anzusprechen.
Man tut was man kann, um den Damen den Tag zu versüßen." sagte James als Soula seine Komplimente als "edle Geste" bezeichnete. Viele dieser Damen waren eben naiv genug um jedes Wort auch als bare Münze zu nehmen und sich dann um den Finger wickeln zu lassen. Natürlich wäre es gelogen zu behaupten, dass James nicht geneigt wäre seinen Charme auch bei Soula weiter spielen zu lassen, um heute Abend nicht allein zu Bett gehen zu müssen. Aber irgendetwas an ihrer Körpersprache ließ ihn zumindest vermuten, dass seine Bemühungen heute weniger von Erfolg gekrönt sein könnten, egal wie viel Honig er ihr um den hübschen Mund schmieren würde. Oder wie viel Bier ihre Kehle hinunterfloss.
"Interessante Leute in Tavernen kennen lernen? Das ist jetzt für gewöhnlich nicht der Ort, an dem wohlerzogene junge Frauen sich ihre Bekanntschaften suchen." gab James mit hochgezogenen Augenbrauen zurück, denn diese Antwort überraschte ihn dann doch. Die Töchter aus Familien, die es sich leisten konnten Mägde zu haben, verbrachten ihre Zeit viel mehr mit Handarbeit oder einem Buch. Würde man sie in eine Taverne setzen um sich die Zeit zu vertreiben, würden wohl so einige aus allen Wolken fallen..oder in Ohnmacht.
Soula hingegen schien recht gelassen und nahm anscheinend auch gar nicht wahr, dass die Männer um sie herum immer betrunkener wurden und der Schankmaid hin und wieder an den Hintern griffen. Für ein paar Achter würden diese Frauen auch mehr tun als nur darüber zu lachen und gespielt empört einen Klaps auf die Finger zu verpassen. Das Leben war teuer und nicht selten hatten diese Frauen das ein oder andere hungrige Maul daheim zu stopfen.
"Tricks? Im Kartenspiel?" James wog seinen Kopf hin und her, während er überlegte ob es da etwas gab, was er Soula beibringen konnte. "Dazu müsste ich wissen was du schon kannst. Willst du eine Runde spielen? Natürlich ohne Einsatz... erst einmal."