James Killigan
16.08.2020, 20:57
Eigentlich, ja eigentlich war James überhaupt nicht der Typ dafür für Sex zu bezahlen. Wieso sollte er auch Geld für etwas ausgeben, was er mit etwas Charme meistens auch ohne Gold bekommen könnte. Aber besondere Umstände erforderten besondere Maßnahmen. Und da der Sohn eines Stoffhändlers die nächsten Monate wohl weniger dazu kommen würde das Gold seines Vaters zu verprassen, konnte er ja quasi in Vorauszahlung treten und damit die hiesige Wirtschaft am laufen erhalten. So war es jedenfalls gekommen dass er an diesem Morgen neben einer der Huren wach wurde, die ihm die letzten Nächte mehr als versüßt hatten. Eines musste er den käuflichen Damen lassen, sie wussten definitiv was sie taten. Genüsslich hatte sich James gestreckt und dabei darüber nachgedacht, was seine nächsten Schritte sein würden. 1. Anziehen, 2.einen der Captains der Sphinx ausfindig machen und 3. Anheuern. Wenn das kein Idiotensicherer Plan war, wusste er auch nicht. James hatte sich also in seine Kleidung geschmissen und in seinem kleinen Seesack (den er sich natürlich erst hatte käuflich erwerben müssen) schon jetzt nichts mehr gefunden das tadellos sauber war. Unter normalen Umständen hätte seine Kleidung jetzt eine Magd durch den Waschzuber gezogen. Aber das hier waren keine normalen Umstände und vermutlich würde er das kommende Jahr auch nicht immer wie aus dem Ei gepellt aussehen können. Ein Gedanke, bei dem sich James‘ Nase wie von selbst zu rümpfen schien. James verließ das Bordellzimmer – nicht ohne der Hure gönnerhaft noch einen Achter Trinkgeld zuzuwerfen – und machte sich schlendernd auf den Weg in einen der Aufenthaltsräume, um sich wenigstens einen Apfel oder einen Kanten Brot zu ergattern, bevor er einem Piratencapitain weißmachen musste, was für ein toller Pirat er doch wäre. Er, der kaum wusste wo „Achtern“ war, geschweigedenn schon einmal ein Segel gehisst hatte. Wie wahnwitzig dieses ganze Unterfangen war, ein Jahr auf einem Piratenschiff zu verbringen, wurde James erst so nach und nach bewusst. Abgesehen von gelegentlichen Degenkämpfen mit seinem Bruder auf dem Hof ihres Anwesens hatte er keinerlei Erfahrung an Waffen. Selbst diesen Degen hatte er nicht dabei, sondern nur einen kleinen Dolch. Wie, bei allen Welten, sollte er in einem Gefecht bestehen? Denn so naiv James auch sein mochte, er machte sich keine Illusionen darüber dass sein Alltag ab betreten der Schiffsplanken nicht mehr nur aus Sex, Alkohol und Kartenspielen bestehen würde. Er trug noch viele Illussionen in sich, aber dies war definitiv keine davon. Trotzdem würde man ihm das von außen so schnell nicht ansehen, denn die stolz geschwellte Brust war ihm quasi angeboren wurden. Niemals würde er so einfach zugeben von etwas keinen blassen Schimmer zu haben oder etwas nicht zu können. Doch nicht er! Es war ja zum Glück auch nicht so als wäre die Piraterie etwas das man nicht lernen könnte.
Schon auf dem Weg zu den Aufenthaltsräumen kam ihm ein Mädchen entgegen, das offenbar die Gäste hier mit allem versorgte was eben kein Sex war. Zumindest aktuell. Und während sie an ihm vorbei lief war James so frei sich ein Stück Brot und Käse vom Tablett zu klauen, welches er sich direkt in den Mund schob. Damit wäre dieser Punkt dann auch erledigt. Hunger gestillt. Sich ein paar Krümel vom Hemd wischend betrat James den Aufenthaltsraum, in der Hoffnung nun heute endlich auf einen dieser ominösen Captains zu treffen. Seit nun mehr 3 Tagen wartete er auf seine Gelegenheit und bisher hatte sich noch keine geboten. Langsam wurde es für ihn immer drängender, denn er wusste nicht wann die Sphinx wieder auslaufen würde und ob die Besatzung dies nicht auch in einer Nacht & Nebelaktion tun würde, während er gerade dabei war sich mit der nächsten Hure zu vergnügen. Im ersten Moment wollte er schon entnervt seufzen als er im Raum nur ein junges, blondes Ding erblickte, die zwar sehr hübsch war aber eben nun einmal weiblich. Wäre da nicht der Fakt dass er wüsste das die Sphinx einen weiblichen und einen männlichen Captain hatte. Und allein die Körperhaltung ließ vermuten dass diese Frau wusste was sie in der Welt darstellte und keine Hure, Bedienstete oder sonst etwas war. Ob sie notwendigerweise wirklich die war, die er suchte, blieb noch offen. Aber mit etwas Glück könnte er das ja nun heraus finden. Nach einem Räuspern trat James deshalb an den Tisch der noch unbekannten Frau, machte einen Diener wie es in seinen Kreisen üblich war.
„James Killigan, zu Euren Diensten.“
stellte er sich höflich vor und sah der Blonden dann in die Augen, was ja vorher aufgrund seiner Verbeugung nicht möglich gewesen war.
„Ich suche den Captain der Sphinx, ich habe gehört ich könnte ihn hier finden.“
Damit hatte er nicht gesagt dass er davon ausging dass sie dieser Captain sein könnte, es aber schon impliziert.
„Darf ich?“
fragte er also mit einem Nicken zum leeren Stuhl an ihrem Tisch, denn schließlich wollte er ihr – wenn auch unfreiwillig – seine Arbeitskraft anbieten. Wenn sie denn wirklich diejenige war die er suchte.