29.11.2016, 21:33
straight to hell
Lucien & Yaris | 14. März 1822
Verbissen stolperte der Mann durch den Stoß in den Rücken über die Schwelle, verlor durch den Schwung das Gleichgewicht und landete sehr unsanft auf der Schulter. Die schweren Ketten an seinen Hand- und Fußgelenkten schlugen geräuschvoll gegeneinander. Alles begleitet von einem hämischen Lachen in der Zellentür. Hilfe beim Aufrichten – Fehlanzeige. Schwerfällig brachte sich der 31 Jährige also selbst in eine Sitzposition. Nicht sonderlich einfach, mit einem vom Auspeitschen blutigen Rücken. Oder wenn die Handgelenke hinter dem Rücken in schweren Eisenschellen steckten. Aber dass genau das die gesündeste Entscheidung für die Soldaten der Marine war, hatten sie erst schmerzhaft erfahren müssen. Denn obwohl der Attentäter durch die ganz spezielle Gastfreundschaft der Marine geschwächt sein sollte, war er noch immer sehr agil und wehrhaft. Einer der Soldaten hatte das mit dem Leben bezahlt und einige andere eine schmerzhafte Begegnung mit seinen Schlägen gemacht. Jedenfalls bis man ihn von hinten mit einem Gewehr niedergeschlagen hatte. Aus dieser schiefgegangenen Verlegungsaktion auf das Gefangenenschiff gelernt, hatte man ihm die Hände auf den Rücken gefesselt.
Yaris‘ grüne Augen trafen die des Soldaten, der ihn in die Zelle geschubbst hatte. Keinerlei Regung stand in denen des Attentäters. Völlig unberührt lehnte er sich zurück gegen die Gitterstäbe der Zelle, obwohl es zweifelsohne eine Höllenqual sein musste. Die Wunden, die die Peitsche hinterlassen hatte, waren tief. Der Stoff des Hemdes, das aus hellem, rauem Leinenstoff gefertigt war, rot vom Blut – teilweise bereits getrocknet, aber auch frisches, denn unter der Belastung rissen sie immer wieder von neuem auf.
Der Soldat knurrte uncharmante Worte ob der fehlenden Reaktion, spuckte Yaris eine vom Kautabak braune Ladung Speichel vor die Füße und schlug das Gitter zu. Während ein anderer Soldat die Zelle gewissenhaft abschloss, ließ der noch einmal den Blick über die Gefangenen gleiten, die in der Zelle saßen. Yaris hingegen lehnte den Kopf zurück gegen das Gittergestänge und starrte an die Decke. Tja, so sollte also sein Ende aussehen. Enthauptung … Das hatte er nicht einmal einem seiner Opfer etwas angetan. Schnell und effektiv. Das war seine Methode. Schon witzig. Ein seichtes Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln. Amüsiert, auch wenn an dieser Sache eigentlich nichts amüsant war. Wohl eher Galgenhumor.