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I can see a major system error in you
Skadi & Shanaya ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 24 März 1822
Ort Auf der Sphinx
Tageszeit Morgens
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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#1
I can see a major system error in you
You think one plus seven makes two. If your story ever came true, Can you keep it together?

24 .März 1822 | Shanaya & Skadi | morgens auf Deck
Ein kleiner Windstoß fegte über die spiegelglatte Oberfläche der Bucht, in der sie seit nunmehr 8 Tagen vor Anker lagen. Skadi wusste nicht, ob ihr diese Ruhe behagen sollte. In jedem dieser friedlichen Augenblicke ertappte sie sich bei dem Gedanken, das Chaos zu vermissen. Es gab nichts mehr, wofür sie kämpfen musste. Sie hatte ihre Rache nach all den Jahren erhalten. Und war unterbewusst nie davon ausgegangen, dass sie Erfolg haben würde? Einen Plan B oder C oder D, den hatte es durchaus gegeben. Aber eine Zukunftsaussicht, die ein Leben nach ihrer Vendetta beinhaltete nicht? Seufzend senkte sich der dunkle Haarschopf auf das Holz der Reling. Klopfte zweimal mit der Stirn dagegen, ehe die schmalen Finger ihrer beiden Hände sie zurück in die Luft drückten. Was zur Hölle sollte sie jetzt tun? Womöglich tat sich ein winziger Dunststreifen am Horizont  auf, der ihr einbläute, dass es doch noch Überlebende des Massakers gab. Doch wäre ihr nach all den Monaten und den verzweifelten Versuchen, die sie bereits unternommen hatte, nicht schon jemand oder etwas vor die Füße gelaufen? Eine Information, die den Verdacht eventuell erhärtete, dass irgendjemand überlebt hatte? Es schmeckte so bitter auf der Zungenspitze, dass Skadi allmählich das Gesicht verzog und die Hände zu Fäusten ballte. Nicht nur, dass sie dieses ohnmächtige Gefühl verabscheute, das sich bereits seit Tagen in ihr breit machte, ebenso konnte sie die Vorstellung nicht ertragen, narrenfrei zu sein. Mochte es vielleicht Menschen geben, die sich danach verzehrten; sie tat es nicht.

Energisch wandte sie sich von der Reling ab. Hörte einen kurzen Aufschrei eines Möwenschwarms, der sich unweit von der Küstenlandschaft in die Lüfte erhob. Und krachte dann fast blind in die kleine Gestalt, die ihr den Weg zurück in die Quartiere versperrte. In einer hektischen Bewegung bremste die Nordskov scharf ab. Hob die Arme zur Balance auf Höhe der Schultern und drehte den Körper in einer ruckartigen Bewegung seitwärts. Wo auch immer dieses dunkelhaarige Mädchen gekommen war, sie selbst schien so in Gedanken versunken gewesen zu sein, dass sie ihre Umwelt vollkommen ausgeblendet hatte. Ein Fehler, der ihr unter anderen Umständen das Leben gekostet hätte.
Nur knapp verpasst Skadi in ihrem Ausfallschritt Shanayas Silhouette und kam mit wenigen Zentimetern Abstand vor der Holzwand zum Stehen. Ihr Herz hämmerte ihr unangenehm gegen die Kehle, ehe es mit einem harten Aufprall zu ihrem Magen hinab knallte. Wieso zur Hölle war dieses Mädchen eigentlich so früh auf den Beinen? Weder war sie für irgendeine Nachtschicht eingeteilt, noch hatte die Nordskov sie an den vorangegangen Tagen so früh an Deck angetroffen. Oder doch? War sie bereits so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass ihr nicht einmal mehr das aufgefallen war?

"Guten Morgen.", waren die einzigen Worte, die sie daraufhin heraus brachte. Die dunklen Augen fest auf das blasse Gesicht fixiert, das ihr gegenüber stand.
Crewmitglied der Sphinx
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#2
Ein weiterer Tag, der früh für Shanaya begann. Wie die letzten Tage auch hatte sie viele Pläne, viel, was es zu erledigen gab. Die Schwarzhaarige hatte also schlicht in ihrer Hängematte gedöst, bis sie nicht mehr hatte liegen können. Voller Energie hatte sie sich erst zu den Hühnern begeben, dort nach dem Rechten gesehen und war schließlich mit aller Ruhe zum Hauptdeck geschlichen. Sie wusste nicht, wie spät es war, aber der Großteil der Sphinx lag noch ruhig da. Auf den ersten Blick erkannte sie niemanden aus der Crew, also konnte sie auch noch ein wenig die Ruhe genießen. In der Nähe des Mastes blieb sie schließlich stehen, hielt nun das Notizbuch, das sie die ganze Zeit in der Hand gehabt hatte, vor sich und betrachtete ihre bisherigen Notizen zu dieser Insel. Ein Name, ein Haufen Koordinaten, wilde Zeichnungen, die außer ihr wohl niemand verstehen würde. Aber das reichte ihr.
Es vergingen einige Momente, bis sich in ihren Augenwinkeln doch etwas bewegte. Zuerst war die Schwarzhaarige verwirrt, wusste nicht, wie sich jemand angeschlichen haben sollte. Egal, wer diese Silhouette war – er musste vom Mast verdeckt gewesen sein. Wenige Herzschläge verengte Shanaya die hellen Augen, riss den Kopf herum, um zu erkennen, wer dort auf sie zu kam, als es fast schon zu spät war. Sie wollte selbst einen Schritt zur Seite treten, ihre Finger griffen nur fester auf die Seiten ihres Buches. Aber die Gestalt, die sie als einen der zwei Marinesoldaten identifiziert hatte, kam ihr zuvor, wich aus, bevor sie mit ihr kollidierte. Trotzdem setzte Shanaya einen Fuß zurück, allein um ihren Stand zu festigen. Ihr blick lag dabei ruhig auf dem Fremden, die im Gegensatz zu ihr ziemlich... gehetzt aussah. Skeptisch hob die junge Frau eine Augenbraue, erwiderte den Blick des Mannes mit vollkommener Ruhe. Er – Kaladar, wenn sie sich richtig erinnerte? - sah wirklich aus, als ob sie ihm gerade die Pest an den Hals gewünscht hatte. Dabei war es dafür noch viel zu früh... immerhin hatte sie mit diesem Teil ihrer Rettungsaktion noch nicht viel zu tun gehabt. Also legte sich nur ein Schmunzeln auf ihre Lippen. Ironie schwang in ihrer Stimme mit.

Das sah wirklich unglaublich elegant aus. Da werde ich fast neidisch.“

Das Buch hielt sie noch immer geöffnet in der Hand, beobachtete aber lieber die Bewegungen ihres Gegenübers. Wenn er so geschockt über ihre Anwesenheit war... wer wusste schon, was ihm noch einfiel.
Crewmitglied der Sphinx
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#3
Ein Zucken durchfuhr ihre Augenbraue. Verlieh Shanaya einen kecken, wissenden Ausdruck. Stahl sich in einer weiteren Regung ihres Gesichts in ihre Mundwinkel und gaben Skadi das Gefühl, ertappt worden zu sein. Sicherlich konnte diese junge Frau nichts erahnen, was sie ihr nicht bereitwillig Preis gab. Doch schien ihre eigene Reaktion und der Ausdruck auf ihren Zügen schockierter zu sein, als sie zugeben wollte. Tief sog die Nordskov daher die kühle Morgenluft in ihre Lungen. Ermahnte ihr Herz sich zu beruhigen und weniger martialisch zwischen ihren Rippenbögen zu drängen.
Allmählich flaute das Kribbeln in ihren Fingern sogar ab und ließ die gewohnte Kälte zurück, die sie so viel mehr liebte, als dieses brennende Chaos. Beinahe schien es ihr, als ob die innere Ruhe, die Shanaya ausstrahlte, auf sie abfärbte. Für einen Moment musterten die fast schwarzen Augenpaare das Schmunzeln auf Shanayas Lippen schweigend, ehe sie das Buch in ihren Händen fixierten. Das schien wohl der Grund, weshalb sie ihr nicht bereits zuvor aufgefallen war. Als unruhiger Schatten, der sich über das Deck hinweg schlich und die Stille des Schiffes ebenso genoss, wie sie selbst. Was wohl dort drin stand?

"Aber nur fast, nehme ich an.", entgegnete Skadi trocken auf die Ironie, die ihr wie sanfte Wellen entgegen schlug und hob den Blick mit einem ebenso süffisanten Ausdruck auf den Lippen. Ihr Stand wirkte wesentlich fester als noch vor wenigen Herzschlägen und selbst ein Blinder erkannte, wie sich ihre Muskeln zu entspannten schienen. Nur ihr Herz gehorchte ihr immernoch nicht und brummte skeptisch hinter ihrer Brust.
Keine Faser ihres Körpers traute diesem Geschöpf, das so leichtfüßig daher kam und im ersten Augenblick keiner Fliege etwas zur Leide tat. Doch Skadi wusste aus eigener Erfahrung, dass der erste Eindruck nur das war, was andere einem glauben machen wollten. Nicht wahr?

"Was für eine Seltenheit hier jemanden mit einem Buch in der Hand zu sehen."

Ganz davon abgesehen, dass die Fähigkeit des Lesens und Schreibens nichts selbstverständliches in dieser Welt war, sagte es doch einiges über diese Fremde aus. Und ganz gleich wie überheblich das vielleicht auch klingen mochte, gestand sie ihr damit eine gewisse Intelligenz zu, oder nicht?
Crewmitglied der Sphinx
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#4
Es wirkte fast so, als hätte der Fremde irgendetwas zu verbergen. Wieso reagierte er sonst so auf ihre Anwesenheit? So grausam, dass man sich vor ihr erschrecken musste, sah sie nun wirklich nicht aus. Ein hauch Skepsis lag in den blauen Augen der jungen Frau. Sie traute wieder ihrem Gegenüber, noch dem irren, zweiten Part. Da konnten sie sich auf den Kopf stellen, wie sie wollten. Niemand konnte ihr versichern, dass die zwei sie nicht jeder Zeit verraten konnten. Und vielleicht würden. Sollten sie sich benehmen, würde die Zeit daran vielleicht etwas ändern – aber das war Nichts, was von jetzt auf Gleich geschah. Die dunklen Augen ihres Gegenübers schienen jedoch mehr an dem Buch interessiert, Shanayas Blick folgte seinem jedoch nicht. Sie blieb wachsam, beobachtete die Bewegungen des Mannes. Etwas störte sie. Aber es war ein tiefes Gefühl, eines, das sie nicht hervor bringen konnte. Also schob sie es einfach auf das 'Marinesoldat'. Was blieb ihr anderes übrig? Sie hatte ihre Zweifel, dass der Dunkelhaarige sich einem Verhör unterziehen würde. Wenn er schon halb einen Herzinfarkt bekam, wenn sie bloß auf dem Deck stand. Ihr Schmunzeln wurde bei den Worten jedenfalls ein wenig breiter.

Ich könnte das noch deutlich eleganter – und nicht so, als ob ich gerade irgendetwas zu verbergen hätte.“

Scheinbar lockere Worte, aber die junge Frau ließ dabei das Gesicht des Mannes nicht aus den Augen. Jede winzige Regung, auch wenn es nur ein kurzes Weiten der Augen war, war wichtig.
Aber er schien sich ein wenig zu entspannen, zumindest erschien er ihr nicht mehr all zu verkrampft. Das konnte nun für oder gegen ihn sprechen, das überließ Shanaya vorerst noch dem Fremden. Vielleicht verriet er sich auch einfach selbst. Aber das Buch, welches er eben noch neugierig betrachtete hatte, kam nun noch zur Sprache und für einen winzigen Herzschlag sank auch ihr Blick zu den Seiten, musterte einen Moment später wieder den Mann, der nicht sonderlich größer war als sie.

Ich hebe mich einfach gern von der Masse ab. Und der Verstand ist meist eine bessere Waffe als jede Klinge.“ Ihr Kopf wog sich ein wenig zur Seite, das Lächeln auf ihren Lippen blieb munter. „Aber das hier sind 'nur' Notizen... meine wirklichen Bücher sind sicher vor den Griffeln irgendwelcher Idioten versteckt.“
Crewmitglied der Sphinx
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#5
Diese Situation nahm seltsame Züge an. Je mehr Shanaya in ein Lächeln verfiel, desto unangenehmer wurde Skadis Gefühl in der Magengegend. Diese Frau war absolut nicht das, was sie vorgab. Während sie selbst den Fokus auf andere Dinge richtete, schien es als würde die Dunkelhaarige jeden ihrer Schritte, jedes Zucken ihrer Muskeln und ihrer Mimik beobachten. Darauf lauernd, dass sie irgendeinen Fehler machte, der es ihr erlaubte aktiv zu werden. Sicherlich war dies ihr gutes Recht. Immerhin gehörten sie und Enrique, sowie der kleine Scortias und der Rotbart zu Fremden auf diesem Schiff. Doch diese Wachsamkeit in den blauen Augenpaaren war alles andere als beeindruckend - es war als wartete eine Katze vor dem einzigen Mauseloch des Schiffes auf ihre Beute.

"Ich würde es vielmehr auf einen gehörigen Schlaf- und Konzentrationsmangel schieben. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung.",kommentierte Skadi in einem emotionslosen Tonfall und zuckte kurz mit den Schultern.
Sie würde sich sicherlich nicht auf dieses Spielchen einlassen, das Shanaya begann. Schon gar nicht wenn es darum ging, sie insgeheim zu testen und zu einer unbedachten Aussage zu provozieren. Sie hatte sie vielleicht auf dem falschen Fuß erwischt, doch war Skadi keines dieser Dummbrote, das ihr womöglich sonst über den Weg lief. Sie hatte Jahre lang auf einem Marineschiff überlebt und die Identität eines jungen Mannes angenommen, der dank ihr wohl ein angenehmeres Dasein fristete. Denn es gab bei weitem schönere Arten das Zeitliche zu segnen, als auf See von einer Meute Piraten erstochen, erschossen oder gefoltert zu werden.


"Verstand ist nur demjenigen eine Waffe, der sie auch zu nutzen weiß." Schmunzelnd verschränkte Skadi die Hände hinter der Hüfte. Dehnte ihre Schultern mit einem leisen Knacken und ignorierte das leichte Ziehen an ihren frisch verheilten Wunden. Da war sie wieder - die Erinnerung an Gregory, dessen Verschwiegenheit sie wohl kaum auf Ewigkeit in Anspruch nehmen konnte.


"Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ihr damit nicht nur diesen blonden Riesen meint..." Und ja. Das war nicht mal eine unausgesprochene Frage, sondern eher eine Tatsache. Aber ganz davon abgesehen, gab es wohl auf diesem Schiff kaum jemanden, der sonderlich erpicht darauf war, ihre Bücher zu verschlingen und im schlimmsten Fall nicht mehr heraus zu rücken. "Nun... ich glaube kaum, dass ihn dergleichen interessiert. Und soweit es mich und de Guzmán betrifft, kann ich euch versichern, dass absolut kein Interesse an fremdem Eigentum besteht. Weder an eurem, noch an dem der anderen." Das Schiff inbegriffen. Aber sicherlich war das eine Information, die Shanaya genauso wenig interessierte, wie Skadis Auffassung zu den Piraten, der Marine oder noch belanglosere Themen.

"Ihr seid also so früh auf den Beinen, um...", kurz legte sich der dunkle Schopf zur Seite und musterte das weiche Gesicht eine Weile. Sie wusste nicht viel über jeden hier auf dem Schiff, hatte das meiste wenn überhaupt im Vorbeigehen aufgeschnappt. Aber sie konnte sich sehr gut daran erinnern, dass dieses Frauenzimmer etwas mit Karten und Navigation zu tun hatte. "... eure Notizen über diese Insel fortzuführen?"
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#6
Auch, wenn Shanaya jeder Regung ihres Gegenübers beobachtete, blieb ihr Mimik, sowie ihre Haltung sichtlich entspannt. Sie befürchtete Nichts vor ihm, allein schon, weil sie am längeren Hebel saß. Seine Worte ließe sie dann leise auflachen, ihr Blick wurde dennoch ein wenig fragender.

Also einfach unkonzentriert? Das ist... sehr unvorsichtig. Auf einem Piratenschiff.“

Man wusste nie, was einem da passieren konnte, wenn man nicht aufpasste. Wobei sie bei dieser Crew vermutlich nicht all zu viel zu erwarten hatte. Höchstens, dass ihm jemand einen Tee kochte. Und die Füße massierte. Sie selbst sah noch keinen Grund, dem Mann irgendetwas anzutun. Aber sie war auch keine eiskalte Bestie, die sich mit rasselnden Säbeln auf jedes neue Opfer warf. Sie beobachtete lieber erst – und vielleicht hatte sich das mit den Beiden im nächsten Hafen erledigt. Bei dem ersten wäre die Schwarzhaarige absolut nicht böse drum... bei ihrem Gegenüber wartete sie einfach noch ein paar Reaktionen ab. Zumindest schienen beide schon einmal – wenigstens etwas – vorsichtig zu sein. Wobei das bei ersterem vollkommene Paranoia war. Nun musste also Nummer zwei zeigen, was in ihm schlummerte.
Seine nächsten Worte entlockten ihr dann ein ehrliches, anerkennendes Nicken. Das waren wahre Worte. Zuerst beobachteten die blauen Augen nur ruhig die Bewegungen des Mannes, ehe sie selbst locker mit den Schultern zuckte.

Das klingt, als seist du dir sicher, dass du diese Waffe einzusetzen weißt.“

Eine simple Feststellung. Wobei er der erste Marineangehörige wäre, der seinen Verstand einsetzte. Die meisten, die Shanaya in ihrem Leben kennengelernt hatte, waren mehr der 'Mit hohlem Kopf durch die Wand' – Typ gewesen. Und so war es bei der Crew der Morgenwind schließlich auch gewesen. Und einen davon hatten sie nun auf ihrem Schiff. Eine Abweichung von dieser Norm wäre amüsant gewesen, also hoffte die junge Frau einfach darauf. Mit ihrer nächsten Antwort wartete Shanaya, bis ihr Gegenüber zu Ende gesprochen hatte, entlockte ihr damit ein munteres Auflachen.

Ich habe nicht auf dich oder deinen paranoiden Kumpanen angespielt. Ich spreche euch beiden so viel Verstand zu, dass ihr wisst, was euch blüht, solltet ihr ein Crewmitglied bestehlen.“

So viel – mehr aber auch nicht. Wobei sie sich wirklich Mühe gab, kein frühzeitiges Urteil über den Mann ihr gegenüber zu fällen. Enrique hatte seine Chance mit Glanzleistung vertan, vielleicht konnte sein Kollege sich ja noch retten. Die Chance dazu hatte er jedenfalls.
Auch seine nächste, fragende Musterung ließ sie über sich ergehen, wartete ruhig, bis der Mann geendet hatte und ließ den blauen Blick für einen Herzschlag zu ihrem Notizbuch wandern.

Exakt. Um diese Uhrzeit hält einen, meistens zumindest, niemand auf – und man hat den Rest des Tages Zeit, alles zu erledigen, was man sich vorgenommen hat.“
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#7
Energisch schnippte eine der dunklen Augenbrauen hinauf, warf einen leichten Schatten auf der von der Sonne rot gebrannten Stirn. Irgendwie klang Shanayas gut gemeinter Hinweis mehr nach einer halben Drohung, wenn man sie fragte. Doch letztlich wusste Skadi viel zu gut, dass sie wohl längst tot wäre, hätte es jemand auf ihr Leben abgesehen. Mochte sein, dass sich Lucien gnädig zeigte und seine neue/alte Mannschaft gut genug unter Kontrolle halten konnte.

"Es war womöglich unvorsichtig mein Leben für euch aufs Spiel zu setzen und euch bei der Flucht zu helfen. Doch auf einem Piratenschiff unkonzentriert zu sein, auf dem ich die ersten Tage als leichte Beute ohnmächtig auf einer Pritsche verbracht habe... nun, halte mich für leichtsinnig, aber ich glaube, wenn jemanden mein Ableben interessierte, stünde ich kaum mehr vor dir."

Und ganz gleich mit welchem Nachdruck die letzten Silben über ihre Lippen glitten, war doch ein amüsierter Unterton vernehmbar, den Skadi auch nicht im Ansatz verschleierte. Sie hielt Shanaya für clever genug, jede andere Reaktion als Bluff zu durchschauen und spielte zumindest in diesem Punkt mit offenen Karten. Hatte sie Angst hier zu sein? Ganz sicher nicht. Zum einen mimte sie kein hilfloses Lamm, zum anderen hatte sie seit dem Tod ihrer Sippe nichts mehr, wofür sie zwingend am Leben bleiben musste. Wenn sie starb, dann ehrenvoll.

"Ich halte mich zumindest für intelligent genug, um mich langfristig am Leben zu erhalten. Alles andere ist reine Ansichtssache.", entgegnet die Jägerin Shanayas Annahme mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Sie musste sich nicht überheblich zeigen, musste ihr nicht vorspielen etwas zu sein, von wem die selbst wusste, es nie zu erreichen. Skadi hielt sich nicht für dumm. Doch sie kannte ebenso ihre andere Seite, den Trotzkopf der in ihr steckte. Das hitzige Gemüt, das bei emotionalen Ausbrüchen - meistens  enormer Wut und Rachsucht - jegliche Vernunft abstellte und sie blind handeln ließ, statt zu reden.

"Allerdings bezweifle ich nicht, dass du in der Kunst der Zweideutigkeiten bewanderter bist als ich." Gerade hatte sie den Kopf gen Himmel erhoben, als die dunklen Augenpaare zurück auf das weiche Gesicht blickten. Es fixierten, als müsste sie jede Regung in sich aufsaugen. Ihre Mimik verinnerlichen, die mit jedem Wort ihrer Unterhaltung ehrlich amüsiert wirkte. Hatte sie in den letzten Tagen jemals daran gedacht, sich so losgelöst mit dem Mädchen zu unterhalten? Nun, wenn sie ehrlich zu sich war, dann hatte sie die Dunkelhaarige als ziemliches Nervensäge eingestuft - zumindest waren ihre Worte anderen gegenüber oft triefend sarkastisch. Und nicht selten versuchte sie allerlei Leute aus der Reserve zu holen. Eigenschaften, die nicht unbedingt zum Negativen ausgelegt werden mussten, die jedoch schnell am Geduldsfaden reißen konnten. Und Skadis war ohnehin recht dünn geworden.

"Sehr freundlich von dir."

Wenn man es von der Warte aus betrachtete, dass die junge Navigatorin wohl selten mit solchen Komplimenten um sich warf, konnte sich Skadi fast schon glücklich schätzen, zumindest nicht als völliges Dummbrot betrachtet zu werden. Womöglich entwickelte sich dieses Gespräch noch zu einem Quell von... was auch immer. Solange es die Dunkelhaarige bleiben ließ, noch mehr nach Details und Einzelheiten zu bohren.

"Verstehe. Es würde mich sehr interessieren, was du bereits über die Insel zusammengetragen hast. Meine Einblicke waren leider etwas... Trevor lastig. Und abgesehen von ein paar Wildtieren und Pflanzen, war nichts dabei, was neuartig und interessant genug gewesen wäre."

Allmählich wanderten die schmalen Arme wieder an die Seiten zurück, streiften kurz den Stoff der dunklen Baumwollhose. "Es sei denn, ich störe dich. Dann überlasse ich dich gern deiner Aufgabe." Wie höflich die Nordskov doch zuweilen sein konnte!
Crewmitglied der Sphinx
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#8
Shanayas Gefühl vertiefte sich förmlich mit jedem weiteren Wort ihres Gegenübers. Das waren nicht die Worte eines Marinesoldaten. Die drückten sich eher aus wie... Enrique. Wahllos, als würde sich ihr Hirn im Kreis drehen. Ob es das war, was sie so misstrauisch machte?

Auch nicht jedes Tier ist ein Aasfresser. Manche warten eben lieber, bis sie ihre Beute jagen und selbst erlegen können.“ Shanayas Antwort wurde von einem munteren Grinsen untermalt, wobei sie leicht mit den Schultern zuckte. „Aber bei mir brauchst du dir keine Sorgen machen, solange du dich benimmst.“

Ihre Worte waren nicht einmal gelogen. Auch wenn man einer sie vermutlich für ein eiskaltes Biest hielt – sie hatte kein Problem damit, ein ganzes Marineschiff in die Luft zu jagen, uyuyu! - war sie nie der Typ gewesen, der sich blind in den Kampf geworfen hatte, um zu töten. Der Großteil der Menschheit war ihr diesen Aufwand einfach nicht wert. Was sollte sie sich mit Blut besudeln, wenn das Opfer ihr an ihrem hübschen Hintern vorbei ging? Da gab es wichtigeres, auf das sie sich konzentrieren konnte.
Die Schwarzhaarige lauschte der kleinen Selbsteinschätzung des Mannes, wog daraufhin leicht den Kopf zur Seite und musterte ihr Gegenüber noch einmal prüfend, als ob sie ihn auf etwas Weiteres prüfen musste. Nur wenige Herzschläge, ehe sie zustimmend nickte, und ihm wieder direkt ins Gesicht blickte.

Mit dem was du sagst, wirkst du jedenfalls vernünftiger als dein... Freund.“

Der, der vehement behauptet hatte, keine Angst zu haben – den sein Ausdruck und sein Verhalten aber verraten hatten. Und wenn er doch keine Angst hatte... Tja. Dann war er vielleicht einfach wirklich nur eine der hohlsten Nüsse, die sie je kennen gelernt hatte. Aber ihre Worte an Kaladar bedeuteten Nichts. Vernunft war Nichts, was nicht bedeutete, dass man nicht trotzdem nur heiße Luft im Kopf haben konnte. Aber... Nummer zwei nutzte seine Chance wesentlich klüger als der Andere.
Die 'Dankesworte' ihres Gegenübers ließen die Schwarzhaarige leicht schnaufen, aber sie schmunzelte. Auch wenn allein schon die Wortwahl vor Sarkasmus nur so triefte.

Wenn man mich richtig zu behandeln weiß, bin ich die Güte und Freundlichkeit in Person.“

Erneut zuckte die junge Frau mit den Schultern, überlegte bei den nächsten Worten einen Moment.

Willst du das nicht lieber selbst heraus finden? Ich finde es furchtbar langweilig, nur mit den Erzählungen von anderen zu leben.“

Das hatte sie wirklich noch nie gekonnt. Mit dem zu leben, was andere ihr erzählt hatten. Sie wollte die Dinge selbst erleben, ihre eigenen Abenteuer. Ihre eigenen Geschichten. Alles andere hinterließ nur Unzufriedenheit.

Glaub mir, wenn du mich störst, erfährst du es. Aber ich habe nicht vor, noch lange hier zu bleiben. Je mehr Zeit ich auf der Insel verbringe, desto mehr finde ich über sie heraus.“

Und damit glitt ihr blauer Blick für einen Moment auf das Notizbuch in ihrer Hand, ehe er zu der Insel glitt, dabei ein vorfreudiges Lächeln auf den Lippen.
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#9
Angesichts der Tatsache, das sie sich jedem gegenüber höflich verhalten musste - mit Ausnahme Aspens, dessen Ansehen seit dem "Ich habe Muskeln wie ein Berg, du kleiner Zwerg" Gehabe auf der Morgenwind bei ihr verkümmert war - war Shanayas Hinweis reichlich überflüssig. Aber immerhin konnte Skadi somit sicher sein, dass ihre Vermutung nicht nur ein bloßes Produkt ihrer Einbildung war. Wenn es denn im Ernstfall überhaupt zählte. Piraten lebten nach ihrem eigenen Kodex. Viele Menschen taten das. Und kaum jemand ließ sich gern auf ausgesprochene Worte festnageln, die irgendwann einmal mit reichlich Kohlendioxid an die Luft gesetzt worden waren. Somit beließ Skadi es dabei, unterdrückte mit ein Auflachen und begnügte sich mit einem vielsagenden Schmunzeln. Ganz offensichtlich hatte Enrique bei der Dunkelhaarigen keinen guten Eindruck hinterlassen. Ganz im Gegenteil. Jedes ihrer Worte triefte vor Ablehnung, die die Nordskov zwar nicht teilte, aber irgendwie verstehen konnte. Der de Guzman befand sich seit Tagen auf einem sehr seltsamen Weg, war schweigsamer, verschlossener und in gewisser Weise abweisend geworden. Und ganz im Gegensatz zu ihr hatte er Jahre zuvor bereits zur Marine gehört, hatte sich stocksteife Verhaltensweisen und Redensarten angeeignet, die ihn nun einmal zu einem guten Leutnant gemacht hatten.

"Mh, in all den Jahren hatte ich schon immer das Gefühl, vernünftiger zu sein. Aber wenn mich einmal der Adrenalinrausch packt...", erhob Skadi die Stimme und zuckte nur mit den Schultern. DAS war wohl einer ihrer "männlichsten" Wesenszüge und für Menschen wie Enrique kaum von der Hand zu weisen. Mochte sie noch so erpicht auf Sicherheit sein, gab es da immer noch diesen kleinen Teil in ihr, der nach Abenteuer dürstete. Leugnen war zwecklos.

"Gib dem Affen Zucker, mh?", fügte die Nordksov belustigt auf Shanayas Anmerkung hinzu und spürte bereits das leichte Grinsen auf den Zügen. Oh ja. Hatte sie wenige Augenblicke zuvor mit reichlich Skepsis im Körper aufgewartet, beschlich sie immer mehr das Gefühl, dass dieses Mädchen keine Bedrohung sondern vielmehr eine willkommene Abwechslung für sie darstellte. Denn augenscheinlich hatte sie einen wachen Geist getroffen, der nicht randvoll mit Bier, einem übertriebenen Ego und unermesslichem Narzissmus gefüllt war. Sehr angenehm.

"Dann möchte ich dich gern begleiten." Vielleicht war es nicht ihre Absicht gewesen, sie indirekt auf einen Ausflug einzuladen, doch Skadi gefiel der Gedanke für ein paar Stunden vom Schiff zu verschwinden und weichen Boden unter den Füßen zu spüren. Zwar hatte sie zu Beginn ihrer Ausbildung bei der Marine unter starker Übelkeit und Sehnsucht nach Erde gelitten und über die Jahre gelernt mit dem Leben auf See zurecht zu kommen, doch schätzte sie die ruhigen Landgänge und Besorgungsmärsche. Hatte sie damals wie heute dafür genutzt, ihren Körper in Kondition zu halten und ihre Fähigkeiten zu schulen.
In einer fließenden Bewegung glitt sie nun an Shanaya vorbei, griff nach dem Bogen, der an der Holzfront neben der Tür lehnte und warf sich den beistehenden Köcher mit einer Hand voll Pfeilen über die Schulter. Das letzte Stück Leine, das ihr von den vorherigen Ausflügen übrig geblieben war, baumelte bereits an einer Lasche ihrer Gürteltasche. Pendelte vor und zurück, als sich der kurz geschnittene Schopf auf dem Absatz herum wandte und abenteuerlustig und einem Funkel in den dunklen Augenpaaren zu Shanaya blickte.
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#10
Das Lächeln ruhte weiter auf Shanayas Lippen, blieb bei einem ehrlichen, munteren Ausdruck. Und trotzdem achtete sie weiter auf die Reaktionen ihres Gegenübers, auf das, was er sagte, auf seinen Körper. In all den Jahren hatte sie einiges gelernt, konnte aus der Sprache des Körpers lesen. Aber noch hatte der Fremde Nichts verräterisches getan, das Misstrauen der Schwarzhaarigen nahm dadurch jedoch nicht ab. Sie war selbst eine Schauspielerin, die wusste, wie sie ihre wahren Gedanken verschleiern konnte – und irgendwie musste sie ja davon ausgehen, dass auch ihr Gegenüber das irgendwie beherrschte. Auch wenn sie so etwas keinem Angehörigen der Marine zutraute.

Jeder, der diesen Charakterzug nicht hat, ist ziemlich langweilig.“

Darum ging es ihr zwar eigentlich nicht, aber die junge Frau beließ es trotzdem dabei. Für den Moment wusste sie genug von Kaladar – und scheinbar würde sie in der nächsten Zeit noch ein wenig mehr werden. Er wollte sie begleiten, und noch ehe sie darauf reagieren konnte, hatte der Dunkelhaarige schon seinen Bogen zusammen gepackt. Es war der jungen Frau egal, wer sie begleitete – wenn sie keine Lust mehr auf ihre Begleitung hatte, würde diese das schon früh genug merken. Sie gab also keine Widerworte. Sie konnte eh nicht bestimmen, was er tat – zumindest wenn er ein bisschen Selbstbewußtsein hatte. Also erwiderte sie nur kurz den Blick aus den dunklen Augen, ehe sie sich selbst abwandte, um ihre restliche Ausrüstung – und ein wenig Proviant zusammen zu packen. Sie zweifelte daran, dass ihr noch einmal jemand begegnen würde, der ihr ritterlich eine Sternfrucht vom Baum holen würde.
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Shanaya ließ den Blick aufmerksam schweifen, achtete auf jeden Busch und jeden Ast, der bereits zur Seite geschoben worden war. Sie selbst war verschiedene dieser Wege gegangen – und jetzt formte sie einen neuen. Um in einer Hand den Kompass und in der anderen ihr Notizbuch zu halten, verzichtete sie in diesem Moment auf den Degen, um die Äste aus dem Weg zu schlagen. Stattdessen wandte sie sich ein wenig tänzelnd an den Ästen vorbei, störte sich nicht an dem Farn, der immer wieder ihren Körper strich.

Für die meisten Inseln bleibt einem zu wenig Zeit, also muss man in kürzester Zeit so viel wie möglich erkunden.“

Ihre Stimme hatte einen lockeren Plauderton angenommen, der keine Spur von Misstrauen oder Skepsis verriet. Dabei hätte sie sich auch mit sich selbst unterhalten können – da sie den hellen Blick nicht einmal zu Kaladar herum wandte.

Hier in der Nähe ist ein Fluss, das Wasser ist nicht wirklich genießbar, aber zum abkühlen eine gute Abwechslung.“

Und eine weitere, halbe Drehung, um dem nächsten Ast auszuweichen.


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