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Spiegelglatte Oberfläche
Lucien & Shanaya ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 22 März 1822
Ort Herzogtum Birlan
Tageszeit Mittags
Crewmitglied der Sphinx
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#21
Er vernahm Shanayas leises Brummen von vorn und musste unwillkürlich schmunzeln. Klang verdächtig danach, als hätte er sich die Antwort auf diese Frage in ihren Augen auch verdient. Oder sie war – nicht anders als er – derart guter Stimmung, dass sie schlicht und ergreifend zum Plaudern neigte. Wobei Lucien seine Zweifel hegte, ob sie ihm auch nur einen Bruchteil davon erzählt hätte, wenn sie ihn nicht zumindest ein wenig sympathisch gefunden hätte.
Den nächsten Ast abwehrend, der zunächst an der Schwarzhaarigen hängen geblieben und dann mit reichlich Schwung auf ihn zu gesaust kam, hörte der 21-Jährige schweigend zu. Ihm fiel die Erleichterung auf, die in ihrer Stimme lag, während sie von dem Leben sprach, das scheinbar ihre Alternative zu diesem hier gewesen wäre. Sie war echt, leidenschaftlich – und sehr vertraut, was ihm erneut ein warmes Lächeln auf die Lippen lockte. Ganz egal in welche Bevölkerungsschicht man hinein geboren wurde: Die Zwänge, von denen sie sprach und die sie scheinbar von ihrer Heimatinsel fort getrieben hatten, gab es überall. Andere Gesichter, andere Umstände, andere Erinnerungen – aber die gleichen Zwänge.
Bevor der Dunkelhaarige jedoch antworten konnte, fing er Shanayas Blick auf und hörte den Bruchteil einer Sekunde später das, was auch sie hatte innehalten lassen. Die anfängliche Verwirrung wich Verstehen und er nickte auf ihre unausgesprochene Frage zustimmend. Sie wandten sich in die Richtung, aus der das leise Plätschern kam und seine Begleiterin griff den Faden wieder auf, um ihm das zu bestätigen, was Lucien längst erahnte: Niemand, von dem sie es nicht wollte, würde ihr je Vorschriften machen können.
Wieder trafen sich ihre Blicke und dieses Mal stieß der junge Mann amüsiert die Luft aus. In den tiefgrünen Augen lag ein Ausdruck angenehmer Freude darüber, jemanden um sich zu haben, mit dem man eine grundlegende Einstellung teilte.

Ganz ähnlich.“ Seine Antwort fiel im ersten Moment schlicht aus, doch das unbestimmte Gefühl von gegenseitigem Verstehen machte sie weniger einsilbig. „Talin und ich passten nie in das Leben, das unsere Eltern für uns vorgesehen haben. Ich habe es versucht, am Anfang, während sich Talin die Mühe gar nicht erst gemacht hat.

Er musste kurz schmunzeln bei dem Gedanken daran, wie viel Wahrheit in diesem simplen Satz steckte, über den er gerade gar nicht weiter nachgedacht hatte.

Wir beide sind für das Meer geboren worden. Für das Abenteuer. Aber das ist nichts für die Menschen auf Kelekuna. Abenteuer gibt es dort nicht. Ich sollte das Schiff meines Vaters und seine Geschäfte übernehmen, während meine Mutter für Talin ein Leben als brave Ehefrau vorgesehen hat.“ Lucien warf der Schwarzhaarigen einen sanft-spöttischen Seitenblick zu. „Ich vermute, nichts anderes haben deine Eltern mit dir geplant?

Es war weniger eine Frage als eine Feststellung. Nur wenige Menschen der Ersten Welt dachten außerhalb der alten Traditionen. Niemand nahm Rücksicht auf die Wünsche eines kleinen Mädchens. Und er? Er hätte vielleicht damit leben können, sein Dasein als Schmuggler zu fristen, für immer auf Kelekuna zu bleiben – wenn es wirklich nur um ihn gegangen wäre. Doch das hatte es nie getan.

Jedenfalls.. ging es mir nie wirklich darum, Pirat zu werden. Aber wenn es das ist, was ich sein muss, um die Dinge zu tun, die ich tun will...“ Lucien zuckte gelassen mit den Schultern, sich wohl bewusst, dass Piraterie weit mehr bedeutete, als dorthin zu segeln, wohin er wollte. „...dann habe ich kein Problem damit. Da vorn!

Mit dem letzten Satz hob er die Linke und deutete – noch immer eine der Sternfruchthälften in der Hand – auf das lichter werdende Blattwerk vor ihnen. Immer wieder blitzte es zwischen den Blättern der Farne silbrig auf und das Plätschern war deutlicher hörbar geworden.
Crewmitglied der Sphinx
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#22
Shanaya war das Nicken des Mannes genug, sie hatte sich das Geräusch also nicht eingebildet. Auch wenn sie sich nur schwer vorstellen konnte, dass dieses Plätschern bereits das Ende dieses kleinen Abenteuers bedeutete. Trotzdem lenkte sie den Weg direkt in diese Richtung, einen Blick war es allemal wert. Und immerhin hatten sie alle Zeit der Welt, wieso also nicht einen kleinen Abstecher?
Gut gelaunt schlug die Schwarzhaarige weiter ein paar Farne und kleine Äste aus dem Weg, als Lucien auf ihre Frage antwortete und durchklingen ließ, dass es ihm und seiner Schwester ähnlich wie ihr ergangen war. Und sie selbst war wohl eher wie Talin, zumindest erinnerte sie sich an keinen Moment, in dem sie versucht hatte, in dieses Leben zu passen. Von Anfang an hatte sie gewusst, dass dies niemals der Weg sein würde, der für sie gemacht war. Aber sie ließ den Dunkelhaarigen weiter sprechen, lauschte interessiert seinen Worten und musste dabei schmunzeln. Kelekuna, hm? Einige Herzschläge lang überlegte die junge Frau, ob sie Lucien und auch Talin kennengelernt hätte, hätte ihr Weg sie nicht auf die Sphinx geführt. Vielleicht, wenn die beiden ihr trotzdem begegnet wären. Aber zumindest bei Lucien hatte sie ihre Zweifel, dass es unter anderen Umständen zu so einer Situation gekommen wäre, in der sie beide sich in diesem Moment befanden. Umso angenehmer fand sie es, dass es so gekommen war. Auch wenn sie so offen mit Lucien sprach, blieb ein gewisses Misstrauen zurück. Es ließ sich nicht ganz abstellen, aber der Mann wirkte wie einer der Menschen, mit denen sie wirklich auskommen konnte. Die Zeit würde zeigen, ob es dabei blieb – oder ob sie doch einen Schritt von ihm Abstand halten musste. Und wenn sie ganz ehrlich war – allein durch dieses Gespräch hoffte sie auf das Gegenteil. Dafür war er ihr jetzt schon viel zu sympathisch.

„Exakt, das klingt vollkommen nach Yvenes. Wäre ich nicht eine Enttäuschung gewesen, weil ich das falsche Geschlecht habe, hätte ich das Geschäft meines Vaters übernehmen sollen. So hätte ich der Familie durch eine gloreiche Hochzeit Ehre bringen sollen. Einen Mann heiraten, der für den Rest meines Lebens höher gestellt wäre als ich.“ Ihre Stimme klang deutlich belustigt, womit ihre Degen locker durch die Luft flog, ohne dabei einen Ast zu treffen. Und auch als sie sich erneut zu Lucien herum wandte, blitzte es munter in den hellen Augen. „Wo meine Mutter das in Aspen gesehen hat weiß ich allerdings nicht.“

Ob ihr Gegenüber daraus nun die richtigen Schlüsse ziehen konnte? Das war Nichts, woraus sie ein Geheimnis machte – sie hatte schlicht und ergreifend nie mit jemandem über solch ein Thema gesprochen. Und ihre Abneigung gegen den Blonden kam nicht von ungefähr. Das war dennoch kein Teil ihrer Vergangenheit, mit dem sie nicht vollkommen offen umging. Immerhin zeigte sie Aspen oft genug, was sie von ihm hielt. Und so nickte sie auf Luciens Worte, die Zustimmung in ihrem Blick sprach Bände. Sie hatten die selbe Ansicht, mehr als das und ein Lächeln gab es dazu also nicht zu sagen. Statt dessen folgte ihr blauer Blick seinem Deuten, dabei zuckten ihre Mundwinkel nur über die Hand, die er erhoben hatte. Für einen Moment erinnerte sie sich, wie er die Klinge an den Mast geworfen hatte. Die linke Hand. Aber das, was zwischen dem Blattwerk sichtbar wurde, lenkte ihre Aufmerksamkeit schon wieder um. Sie grinste, machte einen Satz aus dem Gebüsch und stand im nächsten Moment vor einem Fluss, um genau zu sein vor einem kleinen Wasserfall, der das Plätschern verursacht hatte. Die junge Frau sagte dazu nicht viel, wog nur kurz ab, ob sie den direkten Weg oder den über einen Baumstamm nehmen sollte, der ganz in er Nähe lag. Nur ein Moment, ehe sie Lucien ein deutliches Grinsen zuwarf und sich bückte, um die Schnüre ihrer Stiefel zu öffnen. Diese Abkühlung würde sie sich nicht entgehen lassen!
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#23
Sie kam also von Yvenes. Einer Insel auf der anderen Seite der Ersten Welt – so weit weg von Kelekuna, vom Herzogtum Brancion und Luciens – damaliger – kleiner Welt, dass es ein Ding der Unmöglichkeit sein sollte, sich jemals zu begegnen. Wenn es Talin nicht geben würde, dann wären sie sich wahrscheinlich auch nie begegnet und sein Horizont wäre so klein geblieben, wie er als Kind gewesen war, bevor sie beide den Beschluss gefasst hatten, dem zu entfliehen. Und irgendwo auf der anderen Seite der Landkarte hatte Shanaya den gleichen Entschluss gefasst. Unheimlich, wie das Leben manchmal so spielte.
Der Dunkelhaarige schüttelte darüber nur den Kopf, doch als die junge Frau neben ihm nach ein paar spielerischen Hieben mit dem Degen fortfuhr, hielt er verblüfft inne, wurde ein wenig langsamer, ehe er sich besann und rasch wieder zu ihr auf schloss.

Aspen? Du meinst, du solltest unseren Zimmermann heiraten?

Man merkte ihm den Unglauben deutlich an und doch konnte Lucien nicht verhindern, dass sich ein kleines, sehr belustigtes Schmunzeln auf seine Lippen stahl. Er hatte noch keine Chance gehabt, den Carpenter genauer kennen zu lernen, doch er wusste um ihre Abneigung gegen ihn. Immerhin war die gestern sehr deutlich geworden. Möglicherweise hatte er jetzt eine Begründung für ihre intensiven Gefühle in dieser Richtung. Darüber hinaus hatte Shanaya nun seine Neugier geweckt, mehr darüber zu erfahren. Wie es dazu gekommen war, zum Beispiel.
Doch als sie beide kurz nacheinander aus dem Unterholz traten, musste das Fragespiel einen Moment warten. Vor ihnen öffnete sich – wie erwartet – ein breiter, aber flacher Bachlauf, der sich durch den Dschungel schlängelte und sich unmittelbar vor ihnen in einem Wasserfall ein paar größere Felsen hinab stürzte. Das Wasser wirkte klar, sauber, doch der Grund, der sich zwischen den Steinen gesammelt hatte, sah eher nach Schlamm als nach Sand aus. Möglicherweise waren sie also noch nicht am Ende ihrer Suche angekommen.
Lucien biss in seine letzte Obsthälfte, hielt das Stück mit den Zähnen fest, damit er die Hände frei hatte und kniete sich ans Ufer, stützte sich mit der Linken auf dem Boden ab und tauchte die Rechte ins Wasser, das zwar kühler als Körpertemperatur war, aber nicht wirklich kalt. Und die Strömung war zu schwach. Bedauernd schüttelte er den Kopf, zog die Hand zurück und griff nach der Sternfrucht, die halb in seinem Mund hing, um im gleichen Augenblick wieder davon abzubeißen.
Wie vermutet: Zu warm und zu langsam. Damit konnten sie zwar zur Not, wenn sie es ordentlich abkochten, die Vorräte der Sphinx auffüllen, aber für die Feldflaschen war das Wasser zu schmutzig.

Wir sind noch zu nah am Meer. Aber wenn wir stromaufwärts gehen, finden wir vielleicht die Quelle.

Erst jetzt hob der junge Mann den Blick zu seiner Begleiterin und stellte fest, dass sie gerade dabei war, sich die Stiefel auszuziehen. Unwillkürlich erschien das amüsierte Schmunzeln auf seinen Lippen und der Hauch eines anzüglichen Leuchtens blitzte in den tiefgrünen Augen auf.

Und was wird das? Gehst du jetzt schwimmen?

Ihm war klar, dass der Bach dafür viel zu flach war, aber die neckende Bemerkung konnte er sich dennoch nicht verkneifen.
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#24
Als Lucien langsamer wurde musste Shanaya ein Lachen unterdrücken. Still fragte sie sich, was den Dunkelhaarigen kurz so aus der Fassung gebracht hatte, konnte sich ihren Teil dazu denken. Und Lucien bestätigte ihr das nur noch einmal, als er wieder zu ihr auf schloss – und nachfragte. Gerade, wo er wohl schon bemerkt haben dürfte, was sie von dem Blonden hielt dürfte das wohl recht überraschend sein. Sie nickte also ruhig, verzog dabei die Lippen zu einer unbegeisterten Miene.

„Wäre ich nicht ich und hätte deutlich gemacht, dass ich niemanden heirate, von dem ICH es nicht will...“ Sie zuckte mit den Schultern. „Außerdem würde ich keine Mimose heiraten.“

Nach diesen Worten konzentrierte sie sich jedoch auf das, was vor ihnen lag. Der kleine Fluss, der in Shanaya jedoch nicht den Gedanken an Trinkwasser weckte, sondern viel mehr an etwas anderes. Sie überlegte also nicht lang, machte sich daran, ihre Stiefel auszuziehen. Sie rechnete nicht mit wirklich kaltem Wasser – aber vielleicht würde es ja ein wenig erfrischend sein. Wenigstens ein bisschen. Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass der Dunkelhaarige sich zum Wasser beugte, während die junge Frau sich wieder aufrichtete, verkündete, dass das Wasser für ihre Zwecke nicht ausreichte.

„Dann haben wir ja eine neue Route.“

Luciens Schmunzeln kommentierte sie nur mit einem vielsagenden Blick, lachte dann aber auf. Ob er an das dachte, von dem sie ausging, dass er daran dachte? Ihr Kopf wog sich ein wenig zur Seite.

„Erhoffst du dir das etwa? Tut mir Leid, ich wollte eigentlich nur die Stiefel ausziehen.“

Damit trat sie vor, tauchte beide Füße ins Wasser und machte noch zwei Schritte vor. Ein paar Steine bewegten sich unter ihren Füßen, und auch wenn das Wasser recht warm war, empfand sie das ganze trotzdem als recht angenehm. Zumindest für den Moment eine winzige Erfrischung. Dass ihre Hose dabei ebenso nass wurde störte sie herzlich wenig, die würde genauso schnell wieder trocknen. Und auch ihre Stiefel waren im nächsten Moment nass, sie tauchte beide unter Wasser. Die hatten es Mal wieder nötig – und noch in der Bewegung kam ihr ein Gedanke, der es in ihren blauen Augen kurz aufblitzen ließ, Einen Stiefel klemmte sie zwischen die Füße, zog den anderen noch einmal durch das Wasser.

„Weißt du, was ich denke?“ Shanaya hob den hellen Blick, richtete ihn direkt auf den Mann, der noch am Wasser hockte. „Deine versauten Gedanken könnten auch eine Abkühlung gebrauchen!“

Sie hob den tropfenden, mit Wasser gefüllten Stiefel. Ihr breites Grinsen würde ihm genug verraten, womöglich auch noch Zeit zum ausweichen geben, bis sie den Inhalt des Stiefels im nächsten Moment in seine Richtung entleerte.
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#25
Ihr vielsagender Blick ließ das tiefe Grün seiner Augen vergnügt aufleuchten.

Ich freu mich immer, wenn es was zu sehen gibt.“,

erwiderte er vollkommen gelassen und ohne eine Spur von Schamgefühl darüber, was er sich da gerade vorstellte. Mal abgesehen davon hatte er ja ohnehin, wie schon festgestellt, nicht erwartet, dass sie sich nun bäuchlings ins flache Wasser legte, nur damit er durch den weißen Stoff ihrer Bluse hindurch ihre Nippel sehen konnte – für so billig hielt er sie dann doch wieder nicht.
Der eigene Gedanke entlockte Lucien ein spöttisches Schmunzeln, das er jedoch verbarg, indem er den Blick rasch senkte, bis er seine Züge wieder unter Kontrolle hatte. Nur das leise, unregelmäßige Plätschern von Wasser verriet ihm dabei, dass die Schwarzhaarige sich weiter in den Bachlauf hinein tastete, sich stetig bewegte. Als er schließlich wieder auf sah, hatte sie gerade ihren Stiefel unter die Oberfläche gedrückt und ließ ihn ungehindert voll laufen – was den jungen Mann skeptisch eine Augenbraue heben ließ. Sein Blick traf den ihren, sah den verräterischen Ausdruck auf ihren Zügen einen Sekundenbruchteil bevor sie zur Tat schritt und den verdammten Inhalt ihres Stiefels nach ihm warf.
Gerade rechtzeitig schaffte er es, zu reagieren und ließ sich mit einem halb erschrockenen Laut nach hinten auf die Ellenbogen fallen. Was dazu führte, dass sich der Schwall Wasser zwar nicht über sein Gesicht, dafür aber über seine Schienbeine und Füße ergoss, sich die braune Stoffhose voll sog und die Brühe in seine Lederstiefel floss.
Mit einem deftigen Fluch auf den Lippen, der einzig und allein dem abartigen Gefühl von an der Haut klebenden Klamotten galt, rappelte er sich wieder auf und tat das einzige, was in diesem Moment gut, richtig und angemessen war: Er warf aus Rache die verdammte Sternfrucht nach ihr. Nicht ohne ein gepflegtes „Miststück“ hinterher zu setzen, das sie wohl kaum überhören konnte. Es war schließlich nur für ihre Ohren bestimmt. Ob er traf oder nicht, war ihm an der Stelle egal – immerhin hatte er mit Rechts geworfen. Sie verdiente nur irgendeine Revanche. Vielleicht musste sie sich ja wenigstens ducken... Und während der ganzen Zeit hörte man Lucien die Belustigung an, sah man den vergnügten Ausdruck auf seinen Zügen, der bewies, dass die ganze Situation nur alberne Blödelei war.

Meinst du, damit hättest du mich jetzt von meinen unanständigen Gedanken befreit?“,

warf er ihr herausfordernd entgegen, während er sich auf die Füße rappelte. Die spöttische Bemerkung verlor jedoch deutlich an Charakter, als seine Stiefel daraufhin ein lautes Schmatzgeräusch von sich gaben und der Dunkelhaarige mit einem tiefen, stummen Seufzen die Augen schloss. Er hasste das Gefühl von nassem Schuhwerk. Ganz im Ernst. Er hasste es.
Als sein Blick zu der Schwarzhaarigen zurück kehrte, stand darin dass bitterböse, lächelnde Versprechen, dass er ihr das heimzahlen würde.
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#26
In den blauen Augen blitzte es bei Luciens Worten vielsagend. Er freute sich, wenn es etwas zu sehen gab? Na gut…

„Wenn selbst meine nackten Füße dich verzücken… dann warte Mal auf den Rest.“

Shanaya zuckte mit den Schultern, beiläufig, als wüsste sie nicht, was er meinte. Aber wenn er Spaß daran hatte, ihre nackten, nassen Füße zu bestaunen – nur zu. Wobei es wirklich hübscheres an ihrem Körper gab. Aber das lenkte ihn vielleicht genug von ihrem nächsten Plan ab.
Sie hatte es gehofft – nur leider hatte er genug an ihrer Körperhaltung, und vermutlich auch an ihrem Blick, gesehen. Er war vorgewarnt und schien zu wissen, was ihm blühte, wenn er nicht auswich. Aber genau das tat er. Zumindest… er versuchte es. Sie traf nicht das, was sie wollte – auch wenn seine versauten Gedanken wohl nicht seinem Kopf entstammten – aber wenigstens fiel der Dunkelhaarige hinten über, sodass das Wasser noch seine Beine erwischte. Und mit diesem Anblick wurde Shanayas Grinsen deutlich breiter. Genugtuung lag in den blauen Augen, die keine Bewegung des Mannes aus dem Blick ließen. Ihr Herz machte einige gut gelaunte Hüpfer, mit denen sie von einem Fuß auf den anderen trat. Das Wasser war nach wie vor nicht unbedingt eine Abkühlung – aber ihre Laune wurde davon nur noch einmal besser.
Aber Lucien erholte sich schnell, sein Fluchen ließ ihre Mundwinkel schon gefährlich zucken. Und dann holte er mit der rechten Hand aus – warf die Sternfrucht nach ihr. Aber noch bevor die Frucht seine Hand verlassen hatte, platzte bei der Schwarzhaarigen ein Knoten. Sie lachte einfach los. Über die Situation, über den Anblick des Dunkelhaarigen. Über seinen Wurf, die Sternfrucht, die sie mit einem dumpfen Geräusch traf und kurz aus ihrem Lachen riss – ehe sie von neuem begann. Die Beleidigung nahm sie nur am Rande wahr, ihr Lachen verstummte jedoch nicht. Erst, als Lucien wieder die Stimme hob und sich mit einem vielsagenden Grinsen an sie wandte, atmete die Schwarzhaarige wieder tief durch.

„Also deine Füße fallen jetzt sicher nicht mehr über mich her… Der Rest...“

Sie hustete, atmete dann noch einmal tief durch. Seinen Blick erwiderte sie mit Herausforderung in den blauen Augen, es war deutlich in seinem Blick zu lesen, was er dachte. Und sie konnte es kaum erwarten. Ein weiterer Atemzug, ein leises Kichern, ehe sie sich den zweiten Stiefel schnappte und durch das flache Flusswasser zurück watete. Zurück zu einem brummig drein schauenden Lucien. An die Frucht, die jetzt im Wasser trieb, dachte sie in diesem Moment nicht mehr, blieb nur nah bei Lucien stehen und musterte ihn mit einer Miene, die ihm alles sagen würde. Noch immer das breite Grinsen auf den Lippen.

Du bist mir doch jetzt nicht böse, oder?“

Der Ausdruck auf ihrem Gesicht nahm einen ernsthaft – gespielten – Ausdruck von Furcht an, die Lippen verzog sie zu einer besorgten Grimasse. Aber wenn er genau hinsah, was nicht schwer war, so nah wie sie bei ihm stand, war es kaum zu übersehen, dass ihre Lippen gefährlich zu einem Lächeln zuckten.
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#27
Die ganze Zeit über kämpfte Lucien gegen das breite Grinsen an, das sich auf seine Züge stehlen wollte. Wahrte nur zum Schein den Ausdruck resignierender Genervtheit, die eigentlich schon in dem Augenblick wieder verschwunden war, als Shanaya zu lachen begann. Ein herzliches, offenes Lachen, das es ihm unglaublich schwer gemacht hätte, wirklich verärgert zu sein – hätte er dazu überhaupt Anlass gehabt. Und spätestens mit ihrer Antwort verlor er den Kampf ohnehin. Der Dunkelhaarige lachte leise auf, schüttelte belustigt den Kopf und das lautlose Versprechen von Rache machte gelassener Heiterkeit Platz. Auch wenn er es selbstverständlich nicht vergaß.
Doch die einzige Antwort, die die Schwarzhaarige darauf von ihm erhielt, war ein gut gelauntes „pfft“ und der Schalk blitzte in seinen Augen auf. Ja... der Rest… bei dem Rest wäre er sich an ihrer Stelle auch nicht so sicher.
Sich die feuchte Erde von den Händen wischend, mit denen er sich beim Ausweichen hatte abfangen müssen, beobachtete er die junge Frau aus dem Augenwinkel und der selbstzufriedene Ausdruck auf ihren Zügen entging ihm dabei nicht. Und während sie ihre Stiefel packte, sich durch das flache Wasser auf den Rückweg zum Ufer machte und schließlich langsam näher kam, verschränkte Lucien abwartend die Arme vor der Brust, sah ihr offen entgegen und erwiderte die Herausforderung in ihrem Blick mit einem kleinen, verschlagenen Lächeln. Bis sie schließlich unmittelbar vor ihm stand und er sich mit einem gespielt unschuldigen Blick ganz leicht zu ihr vor lehnte.

Ach, Shanaya. Wie könnte ich dir denn böse sein...?

In seiner gedämpften Stimme lag eine scheinheilige Süße. Genauso scheinheilig wie ihre Furcht vor seinem Ärger. Und ganz falsch war das ja nicht. Warum sollte er ihr auch böse sein, wenn das, was er daraufhin tat, doch so viel besser war? Sie stand so dicht vor ihm, war sich so unendlich sicher, dass sie ihn ganz gefahrlos herausfordern konnte. Warum also nicht?
Die tiefgrünen Augen begegneten ihrem Blick, ein verschmitzter Ausdruck blitzte kurz darin auf. Dann hob er kurzentschlossen die Hand, grub die Finger fest in ihr dunkles Haar, um sie am Zurückweichen zu hindern – und überwandt noch aus der gleichen Bewegung heraus die kurze Distanz zwischen ihnen und küsste sie. Nicht vorsichtig, nicht bittend und ganz bestimmt auch nicht keusch.

Drei, vier, fünf schnelle Herzschläge – dann ließ er sie los. Auf seinen Lippen lag ein sichtlich zufriedenes Lächeln. „Ich denke, für's Erste sind wir quitt.“, meinte er vergnügt. Als wäre sonst nichts gewesen. „Wollen wir dann also weiter?
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#28
Shanaya erwartete einiges. Und doch irgendwie auch wieder Nichts. Sie trat aus dem Wasser, blieb bei Lucien stehen. Ihre Füße waren ein wenig gekühlt, ihr eigenes Gemüt jedoch nicht. Sie fühlte sich unendlich energiegeladen, bereit für alle möglichen Schandtaten. Und so, wie sie den Dunkelhaarigen bisher einschätzte – er war bei jeder davon dabei. Solange seine Stiefel nicht nass wurden. Ein weiterer Gedanke, mit dem das Lächeln der jungen Frau wieder um ihre Lippen zuckte. Viel mehr als ein gespielt beleidigtes Geräusch gab er auch nicht von sich, erst als sie sich ernsthaft besorgt erkundigte, ob er denn nun böse auf sie sei, bekam sie eine richtige Antwort. Er hatte die Arme verschränkt, lächelte. Und der Ton seiner Stimme jagte ihr einen Schauer über die Arme, den Rücken. Und seine Worte… sie lachte leise, setzte dann selbst zu einem fragenden Flüstern ein.

Das frage ich mich auch immer wieder…“

Viel weiter kam sie nicht – weder mit ihren Gedanken, noch mit ihren Worten.
Es war nur ein winziger Moment. Vielleicht ein Herzschlag. Aber Lucien war schneller, nahm ihr diesen Moment, in dem eine innere Stimme ihr riet, zurück zu weichen. Gerade wollte sie einen weiteren Schritt vorgehen, aus seiner Reichweite verschwinden. Aber gerade war dieser Gedanke gedacht, da war er vorbei – und sie gefangen in einer Situation zwischen Genuss und dem Verlangen nach Flucht.
Für den Moment handelte Lucien wirklich zu schnell. Gerade noch hatte sie ihm tief in die grünen Augen geblickt, nun spürte sie seine Hand in ihrem Haar, seine Lippen auf ihren. Und um sie herum, in einem Dschungel, in dem es immer irgendein Geräusch gab, verstummte mit einem Mal alles. Ganz abrupt raste Shanayas Herz, flutete ihren Körper mit einer Mischung aus Feuer und Eis – wobei ersteres überwog. Eine winzig leise Stimme in ihr mahnte sie, ihn von sich zu stoßen – diese wurde jedoch gekonnt ignoriert und verstummte. Sie schloss die Augen, erwiderte den Kuss nach einem Moment, wenn auch deutlich vorsichtiger als Lucien selbst. Vielleicht wegen der Unsicherheit, die so untypisch für sie war – oder vielleicht war sie auch einfach vollkommen überfordert von diesem Moment. Sie war… überrumpelt. Obwohl sie damit gerechnet hatte. Irgendwann. Und doch überwog der Teil in ihr, der seine Nähe genoss. Die Nähe, die sie so ungern zuließ. Aber das warme Kribbeln auf ihren Lippen ließ sie diese Angst vergessen.
Lucien löste sich wieder und fast bedauerte die Schwarzhaarige, dass er sie los ließ. Die blauen Augen hielt sie jedoch noch geschlossen, erst als Luciens Stimme wieder durch die Stille drang, sie noch einen Moment eingehüllt hatte, öffnete sie die Augen, blickte ihn direkt an.

„Werde ich also jetzt immer so bestraft, hm?“

Ihre Stimme klang deutlich ruhiger, als es wirklich in ihr aussah. Ihr Herz klopfte noch viel zu schnell, und das Prickeln auf ihren Lippen verlangte nach mehr. Aber sie lachte nur auf die nächsten Worte des Mannes hin, auch wenn ihre Hände sich am Leder ihrer Stiefel festgeklammert hatten.

„Wenn du deine Finger von mir lassen kannst, sehr gerne.“

Damit schlüpfte sie in ihre Stiefel, biss sich dabei auf die Zunge und versuchte, als sie sich wieder aufrichtete, unbemerkt tief durch zu atmen. Es gelang ihr, irgendwie. Und so konnte sie den blauen Blick direkt wieder auf seine grünen Augen richten. Lächelnd, ehe sie sich in Bewegung setzte.
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#29
Sie ließ die blauen Augen noch einen Moment geschlossen. Ein Moment, in dem die Schwarzhaarige vollkommen schwieg – ganz so, als spüre sie noch dem Gefühl nach, das er ihr gerade geschenkt hatte. Lucien ahnte nichts von ihrer inneren Aufgewühltheit und doch reichte ihm das, was er auf ihrem Gesicht las, völlig. Immerhin war das kein Ausdruck, den er nach so einem Kuss noch nie gesehen hätte. Vielleicht hatte sie kurz – für einen Herzschlag – überlegt, sich dem zu entziehen, sich zu wehren. Aber letzten Endes hatte sie es genossen, hatte ihn erwidert... mit einer Vorsicht, die er Shanaya gar nicht zugetraut hätte. Ganz so unwillig, wie sie sich die ganze Zeit gab, war sie also doch nicht. Und vor allem nicht so selbstsicher.
Als sie ihn schließlich wieder ansah, neigte der Dunkelhaarige mit einem amüsierten Schmunzeln auf den Lippen den Kopf. In seinen Augen lag ein wissender Ausdruck.

Mal sehen. Ich lasse mit mir verhandeln.

Also wenn es das war, was sie wollte... widerstreben würde ihm das jedenfalls nicht. Ihre Lippen waren genauso warm und weich, wie er es sich vorgestellt hatte. Das Gefühl, sie zu küssen, genauso berauschend, wie er es sich wünschte. Und alles in ihm verlangte nach mehr. Nach dem Rausch der Berührung, der Illusion von Zuneigung, der Ablenkung, dem Vergessen. Und Ablenkung bot Shanaya ihm mehr als genug – auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass sie ihn kastrieren würde, sollte er irgendetwas versuchen, das ihr nicht passte.
Der Dunkelhaarige grinste munter und als hätte er ihre nächsten Worte als ernsthafte Warnung aufgefasst, verschränkte er, seinen Anstand demonstrierend, die Arme am Hinterkopf und wartete mit unschuldiger Geduld, bis sie ihre Stiefel angezogen hatte und sich wieder aufrichtete. Ihm war danach, die seinen ebenfalls kurz auszuziehen und das Wasser auszukippen, doch Lucien wusste, dass es ohnehin nichts bringen würde. Die Sohlen waren durchnässt, die Stoffhose vollgesogen und raus laufen würde überhaupt nichts. Also fand er sich damit ab, die nächste Zeit kühle Füße zu haben. Auch nicht der schlimmste Gedanke, bei diesem Wetter.

Und falls wir unterwegs noch mal einen Obstbaum sehen, können wir ja unseren Proviant wieder aufstocken. Meiner treibt gerade Richtung Meer.

Ein vielsagend amüsierter Seitenblick galt der Schwarzhaarigen neben ihm und er ließ gelassen die Arme wieder sinken, als sie den Weg am Bach entlang stromaufwärts einschlugen.
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#30
Das Kribbeln auf ihren Lippen ließ nicht nach, zog sich durch ihren Körper, ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Shanaya wusste viel zu gut, woher dieses Gefühl kam. Es lag nicht an Lucien, nicht an irgendeinem Gefühl für ihn, das sie so aus der Bahn warf. Bei jedem anderen Mann hätte es ihr so ergehen können, wobei sie daran zweifelte, dass andere ihr mit solch einer... Intensität entgegen gekommen wären. Also lag es zum Teil wohl doch an dem Dunkelhaarigen. Aber sie brauchte nicht auf die leise Stimme lauschen, sie wusste auch ohne sie schon, dass ihr genau so etwas gefiel. Das ließ sich in keinster Weise leugnen. Vermutlich hätte sie sich an diesen Kuss auch im Vollrausch noch erinnert – im Gegensatz zu dem, der eine ziemlich dunkle Erinnerung an ihren ersten Kuss war. Den konnte sie bedenkenlos aus ihrem Gedächtnis löschen. Da hier war um Längen spannender und das Verlangen nach mehr davon sagte schon genug aus.

„Du verlockst mich also dazu, ein böses Mädchen zu sein? Du Unmensch.“

Den Ausdruck auf seinen Zügen erwiderte die Schwarzhaarige mit einem vielsagenden Grinsen, eines von denen, die von ihrer ungebändigten, guten Laune sprachen. Es war fast erschreckend, wie sich ihre Laune in seiner Nähe mit jedem Mal nur noch mehr steigerte. An sich absolut Nichts schlechtes...
Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, die nassen, kühlen Stiefel an den Füßen, musterte sie automatisch den Dunkelhaarigen, der die Arme hinter dem Kopf verschränkte – und lachte auf seine Worte hin.

„Ich weiß ja, wer daran Schuld ist...“

Sie hatte die Frucht ja nicht geworfen – die Antwort darauf war also ziemlich einfach. Aber damit wandten sie sich schließlich zum gehen – in die Richtung, in der sie noch immer ihr Ziel erhofften.
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Shanaya ließ den Degen zurück in seine Scheide sinken, ihre Arme waren langsam lahm von der ständigen, immer wieder selben Bewegung. Das Gestrüpp war deutlich dichter geworden, manch einen Ast hatte man nicht aus dem Weg schlagen können. An manchen Stellen hatten sie klettern müssen. Die junge Frau wusste nicht, wie lange sie nun unterwegs gewesen waren. Aber durch die Hitze, die Anstrengung des Weges, hatte sich ihr Körper ein wenig beruhigt, sie hatte sich wieder auf etwas anderes als die Nähe des Mannes konzentrieren können. Auch wenn das alles noch immer wie ein kleiner Funke in ihrem Inneren loderte, der nur darauf wartete, neu entfacht zu werden. Sie hatten sich auf dem Weg wieder wie zuvor unterhalten können – als wäre Nichts gewesen. Ganz grob und nüchtern betrachtet war es das ja auch nicht. Sie war natürlich besonders – aber sie konnte sich zu gut vorstellen, wie viele Frauen der Dunkelhaarige sich schon vorgenommen hatte. Sie lächelte über diesen Gedanken, darüber, dass er zwar so weit bei ihr gekommen war – sich aber bei jedem weiteren Schritt die Zähne ausbeißen würde.
Aber die junge Frau versuchte diesen Gedanken beiseite zu drängen, konzentrierte sich mehr auf den Boden, der fester, steiniger wurde – und doch von weicher Erde geprägt war. Auch das Gestrüpp wurde wieder lichter und Pflanzen, die nach einer Menge Wasser aussahen, zierten ihren Weg. Ihr Körper sehnte sich nach Flüssigkeit, der Durst brannte in ihrer Kehle. Aber der Berg hielt sein Versprechen – und so brauchten sie nur noch wenige Minuten, bis ihre Füße auf purem Stein standen – in wenigen Metern Entfernung ein kleiner, türkisblauer See. Shanaya hielt inne, riss sich zusammen, um nicht sofort mit Anlauf in das blaue Nass zu springen. Das Wasser lag im Schatten des Berges – die Hoffnung auf etwas Kühle war also umso verlockender. Lucien galt nur ein freudiger Blick, in dem deutlich die Vorfreude auf etwas trinkbares lag. Mit gezielten Schritten trat sie schließlich an das Wasser heran – hockte sich am Ufer angekommen hin und ließ ein wenig Wasser in ihre Hand laufen, das kurz darauf in ihrem Mund landete. Es war deutlich kühler als der Fluss, schmeckte und roch nicht süßlich. Sie schienen ihr Ziel gefunden zu haben.

„Das Wasser könnte vergiftet sein und ich würde mich satt trinken...“

Ein erneuter Blick galt Lucien, diesmal lag wieder ein vielsagender Ausdruck auf ihren Zügen. Nur ein Moment, ehe sie sich wieder herum wandte, erneut die Stiefel von den Füßen zog und sich auf einen der Steine sinken ließ, die Füße ins Wasser gleiten ließ und zeitgleich die Flasche von ihrem Gürtel löste.

„Ich weiß ja nicht, wie es dir geht... aber ich glaube, mein Gemüt könnte inzwischen auch eine Abkühlung gebrauchen...“

Vollkommen unschuldig, auch wenn sie sich ihren Worten und deren Bedeutung vollkommen bewusst war, hielt sie auch die Flasche unter die Wasseroberfläche. Er konnte sagen, was er wollte – aber er bekam sie hier vermutlich nicht weg, bevor sie wenigstens kurz das kühle Nass in vollen Zügen genossen hatte. Nur noch die Flasche füllen, dem gröbsten entledigen... Aber das Lächeln auf ihren Lippen sprach schon jetzt von unendlicher Vorfreude. Und dabei hatte sie sich diesen Ort noch nicht einmal ganz angesehen. Die Höhle, die in den Berg hinein führte.


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