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Nagende Zweifel
Rayon & Talin ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 18 März 1822
Ort Auf der Sphinx
Tageszeit Mittags
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit May 2017
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#1

Nagende Zweifel


Mittag des 18. März 1822
Talin Dravean & Rayon Enarchea

Zwei Tage war es mittlerweile her, dass die Sphinx und ihre Besatzung mehr oder weniger unbeschadet aus der waghalsigen Mission herausgekommen war, ihren zweiten Captain aus den Fängen der Marine zu befreien. Trotz der Verletzungen, die einige von ihnen davongetragen hatten, des nicht gänzlich wünschenswerten Zustands ihres Schiffes und der Tatsache, dass ein nicht unwesentlicher Teil ihres Proviants verdorben war, machte sich langsam, aber sicher die Erleichterung über den Erfolg ihrer Rettungsaktion breit. Auch Rayon freute sich, dass ihre Crew noch vollzählig war - und sogar einige Köpfe dazugewonnen hatte, auch wenn sich noch herausstellen musste, ob es sich dabei um einen Segen oder doch eher um einen Fluch handelte - und gab in der Kombüse sein Bestes, um die geschwächten Seemänner wieder zu Kräften kommen zu lassen, doch der Klang und das Bild der explodierenden Morgenwind, die Schmerzensschreie, die an jenem Abend die Nachtluft durchdrungen hatten, all das sorgte dafür, dass der Schiffskoch angespannter und nachdenklicher war als sonst. Den meisten mochte es nicht auffallen, denn er versuchte, diese Emotionen so gut wie möglich zu verstecken, doch in den einsamen Stunden in seiner Kombüse erreichte seine Laune stets einen bedenklich tiefen Punkt.

Letztendlich lief alles darauf hinaus, dass Rayon ein Gespräch mit Talin würde führen müssen. Die Idee, die Morgenwind in die Luft zu jagen, musste zumindest von ihr abgesegnet worden sein - und das wiederum erweckte den Anschein, dass sie dazu bereit war, ihre Ziele um jeden Preis zu erreichen, auch wenn es sich dabei um das Leben unschuldiger Menschen handelte. Rayon jedoch konnte sich mit einem solchen Vorgehen nicht identifizieren. Er hatte sich zwar für das Leben als Pirat entschieden und bedingt durch seine Vergangenheit keine allzu hohe Meinung von der Marine, doch sein Wesen hielt ihn dennoch davon ab, jemandem das Leben zu nehmen, der seines oder das von anderen nicht unmittelbar bedrohte. Die Marinesoldaten, die vor ein paar Tagen ums Leben gekommen waren, hatten jedoch nichts verbrochen, als einen Haufen Gefangener zu bewachen und dafür zu sorgen, dass sie ihrer in der Vielzahl der Fälle zweifelsfrei gerechten Strafe zugeführt wurden. Und selbst wenn sie ihre Crew in einen Kampf verwickelt hatten, war das eine nur allzu nachvollziehbare Reaktion auf den Versuch, nicht nur einen Kriminellen aus dem Rumpf ihres Schiffes zu befreien. Dafür den Großteil der Besatzung umzubringen - oder dies zumindest in Kauf zu nehmen - erschien Rayon unnötig grausam, und so grübelte er seitdem insbesondere über die Frage nach, ob er es mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, nun nach dem Gelingen der Mission, für die er ursprünglich auf die Sphinx gewechselt war, noch weiter unter Talin und ihrem Bruder, von dem er angesichts seiner ernsthaften Verletzungen seitdem nichts mehr zu sehen bekommen hatte, zu segeln.

Seufzend wandte sich der Dunkelhäutige seinem Zaunkönigweibchen Cirah zu, das sich gerade ausgiebig putzte. Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er beobachtete sie, während er wieder in Gedanken versank und beinahe vollständig blind und taub für seine Umgebung wurde.

Crewmitglied der Sphinx
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#2
Mit sehr penetranten Kopfschmerzen schleppte Talin, wie schon den letzten Tag immer wieder, den Eimer mit Wasser zur Reling, um ihn zu leeren. Das schmutzige und zum Teil auch noch rostrote Wasser führte ihr wieder einmal vor Augen, was vor zwei Nächten passiert war. Wie die Anderen spürte sie langsam die Erleichterung darüber, dass alles so gut geklappt hatte und die Marine sie nicht verfolgte. Auf der anderen Seite fühlte sie aber immer noch die Anspannung und manchmal ein Zittern in ihren Händen, als würde sie sich immer noch auf der Morgenwind befinden und versuchenihre Ärsche von dort zu retten. Gleichzeitig stieg auch immer wieder damit einher Ärger in ihr auf, dass ihr Plan alles andere als gut funktioniert hatte. Nun ja, es wunderte sie eigentlich nicht mehr, denn er war alles andere als wasserdicht gewesen und sie hätten schlecht alles mit einplanen können, aber dennoch hätte es besser laufen müssen. Und all diese nagenden Gedanken führten zu ihren penetranten Kopfschmerzen, die einfach nicht weggehen wollten.
Mit einem leisen Seufzen nahm sie den nun leeren Eimer von der Reling und machte sich auf den Weg zur Kombüse, um frisches Wasser zu holen. Um ehrlich zu sein, fühlte sich dieser Weg an, als würde sie zum Schafott gebracht werden. Die Blonde kannte sich gut genug mit Menschen aus, um zu wissen, warum ihr Rayon immer wieder Blicke zuwarf, die keine Zufriedenheit ausdrückten. Sie verstand, was ihn so belastet, aber sie hatte ehrlich gesagt wenig Lust auf dieses Gespräch, was zwangsläufig folgen würde. Alle wollten immer Rechtfertigungen dafür, warum sie tat, was sie tat. Und dafür hatte sie momentan keine Zeit, denn ihre Gedanken kreisten immer um Lucien, der in der Kajüte war und den sie gesund pflegen wollte. Aber vielleicht musste sie sich einfach die Zeit nehmen, um sie die Zweifel anzuhören, bevor sie sich so sehr in die Köpfe der Mannschaft fraßen, dass sie an nichts anderes mehr denken konnten. Schöne Scheiße.
Vor der Kombüse angekommen, schnaubte sie kurz und holte dann tief Luft, um ihre Gereiztheit etwas zu zügeln. Rayon konnte nicht dafür, dass sie so darauf reagierte. Er war mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt, von daher sollte sie es nicht an ihm auslassen, dass diese Probleme sie nur von ihrem Bruder ablenkten. Mit diesem ziemlich egoistischen Gedanken betrat sie die Kombüse. Rayon konnte man an dieser Stelle gar nicht übersehen, war er doch so riesig und gebaut wie ein Berg im Gegensatz zu ihr. Über diesen Vergleich schmunzelte sie leicht, bevor sie sah, wie sehr in Gedanken versunken er war. Wenn sie sich jetzt einfach nahm, was sie brauchte, würde er es vermutlich gar nicht mitkriegen. Aber sie hatte sich eh dazu entschieden, diese Probleme jetzt zu lösen, bevor ihr irgendwann das Wasser bis zum Hals stand.

„Rayon, entschuldige. Haben wir noch heißes Wasser?“
Crewmitglied der Sphinx
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#3
Es dauerte einige Augenblicke, ehe Rayon bemerkte, dass er nicht mehr allein in der Kombüse war. Wie passend, dass ausgerechnet die Person nun vor ihm stand, über die er gerade nachgedacht hatte, einen leeren Eimer in der Hand und eine möglichst beherrschte Miene aufgesetzt, die jedoch die dahinter herrschende Besorgnis nicht gänzlich verbergen konnte. Grundsätzlich kam ihr Besuch für Rayon nicht überraschend, denn sie war seit ihrer Rettungsaktion schon häufiger mit demselben Anliegen bei ihm vorbeigekommen, das sie auch jetzt umtrieb. Er bedauerte, dass er keine ausgeprägteren Fähigkeiten in der Behandlung von Verletzten besaß, denn er hätte gerne mehr zu deren Genesung beigetragen. So beschränkte sich der Umfang seiner Möglichkeiten darauf, ihren Captain mit heißem Wasser und den Rest der Crew mit Nahrung zu versorgen. Das war zwar ebenfalls wichtig, aber auch ein Gourmet wie Rayon musste sich eingestehen, dass es einem Verwundeten meist herzlich egal war, ob er ein altes, trockenes Stück Zwieback oder ein exotischen Gewürzen verfeinertes Fleisch zwischen die Zähne bekam - wenn es ums nackte Überleben ging, war Genuss kein ernstzunehmender Faktor mehr. Das aus diesen Überlegungen resultierende Gefühl der Nutzlosigkeit gefiel dem Dunkelhäutigen ganz und gar nicht.

Auch in diesem Fall hätte Talin sich das Wasser einfach selbst holen können - ihn brauchte sie dafür ganz sicher nicht. Und auch wenn er sie nach wie vor erst seit einigen Tagen kannte, hielt er sie doch nicht für die Art Captain, die überflüssige Aufgaben an die Crew verteilte, um die eigene Machtposition zu stärken. Was auch immer der Grund dafür war, dass sie sich an ihn wandte, ob sie wollte, dass er sich gebraucht fühlte, das Gespräch mit ihm suchte oder ganz einfach zu erschöpft war, um sich selbst um ihr Anliegen zu kümmern... es spielte letztendlich ohnehin keine große Rolle.

"Aye, Captain", sagte er und versuchte, sich seine Sorgen nicht anmerken zu lassen. Nach wie vor hatte er zwar das drängende Bedürfnis, die Sache mit der Morgenwind zu klären, aber der Blonden war eindeutig anzusehen, dass sie momentan andere Dinge im Kopf hatte - nicht wenige und ziemlich schwerwiegende noch dazu.

Der Schiffskoch nahm den Eimer entgegen und wandte sich zum Herd um, den er zurzeit praktisch ständig warm hielt, um eben diesen Anfragen nachkommen zu können, wenn er schon nicht mehr tun konnte. Er überprüfte kurz die Temperatur des Wassers, befand sie für hoch genug und füllte wortlos den Eimer auf, ehe er sich wieder Talin zuwandte.

"Wie geht es deinem Bruder?", fragte er mit aufrichtigem Besorgnis in der Stimme und suchte ihren Blick. Beinahe fühlte er sich schuldig, in einer solchen Situationen Gedanken und Sorgen nachzugehen, die eigentlich auch warten konnten. Zeitgleich reichte er ihr den Eimer, denn sie konnte es sicher kaum erwarten, wieder bei Lucien zu sein und seine Wunden zu versorgen.
Crewmitglied der Sphinx
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#4
Sie wollte wirklich gefasst sein, wenn er sich ihr schließlich zuwandte. Ob sie nun damit gerechnet hatte, dass er sofort auf den Punkt kommen würde oder sie nur böse anstarrte, wusste sie selbst nicht so recht. Aber das Rayon ihr nur mit einem einfachen „Aye, Captain“ den Eimer abnahm und ihn dann wortlos füllte, machte sie irgendwie mehr fertig, als alle Anschuldigungen. Vielleicht, weil sie sich sowieso schon erschöpft fühlte, vielleicht weil sie irgendwie mit mehr Aggressivität rechnete, aber seine Reaktion ließ sie nur endlos erleichtert seufzen, obwohl noch nichts wirklich geklärt war.
Talin lehnte sich an eines der Fässer hinter ihr und schloss für einen Moment die Augen. Nur kurz ausruhen, nur kurz verschnaufen, bevor sie wieder funktionieren würde. Den ersten Tag hatte alles super geklappt. Die Erleichterung und Euphorie hatten sie angetrieben, doch jetzt – immer noch auf der Flucht auf einem kaputten Schiff und mit wenig Nahrung – nahm ihr langsam die Kraft. Und wer weiß, wie lange sie noch unterwegs sein würden. Dass sie das jetzt erst bemerkte, nachdem Rayon ihr den Eimer abgenommen hatte und sie mal kurz nichts tun musste, verwunderte sie. Noch mehr überraschte sie aber die Stimme des Smutje, als er sie ansprach. Ruckartig öffnete die Blonde die Augen und richtete sich wieder auf. Ihre hastigen Bewegungen milderte sie mit einem leichten Lächeln ab, weil sie nicht wollte, dass Rayon dachte, sie erschreckt zu haben. Für einen kurzen Moment war sie einfach nur weg gedöst.
Sie nahm den Eimer entgegen und schaute in das hin und her schwappende Wasser, während sie über die Frage des Mannes kurz nachdachte.

„Es geht ihm...so weit ganz gut. Er erholt sich und seine Wunden sind nicht so schlimm, wie sie anfangs aussahen. Ich denke, dein Essen hilft ihm auch sehr dabei, wieder gesund zu werden.“

Sie schmunzelte leicht, auch wenn das noch lange nicht alles war, was sie dazu sagen wollte, so schluckte sie doch den Rest herunter. Über das, was sie noch beschäftigte, musste sie sich erst einmal selbst klar werden und dann zuallererst mit Lucien besprechen, nicht mit jemand anderem. Deshalb lenkte sie ihre Gedanken auf das andere Thema, was sie ja eigentlich klären wollte. Sie stellte den Wassereimer noch einmal ab, um ihm zu zeigen, dass sie noch ein wenig bleiben würde.

„Was ist mit dir, Rayon? Du bist fast nur damit beschäftigt, uns alle zu versorgen. Brauchst du eine Pause oder Hilfe? Oder einfach nur jemanden zum Reden?“
Crewmitglied der Sphinx
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#5
Dass Talin mit ihren Kräften am Ende sein musste, bestätigte sich, als sie bei Rayons Frage nach dem Zustand ihres Bruders leicht zusammenzuckte. Es war keine auffällige Reaktion, aber sie blieb dem Schiffskoch nicht verborgen. Sie alle waren in den letzten Tagen unter enormer Anspannung gestanden, aber niemand von ihnen hatte eine derartige emotionale Achterbahnfahrt hinter sich wie ihr Captain. Die Vorfreude auf das Wiedersehen mit ihrem Bruder, gleichzeitig die Sorge, ihn vielleicht doch nicht retten zu können, die denkbar knappe Flucht von der Morgenwind, die erneute Sorge angesichts Luciens Verletzungen... Derartige Situationen konnten ungeahnte Kräfte in einem Menschen mobilisieren und dafür sorgen, dass er oder sie zu mehr imstande war als unter normalen Umständen, doch selbst dann gab es irgendwann eine Grenze, die nicht überschritten werden konnte - und Rayon hatte das ungefähre Gefühl, dass Talin diese Grenze bald erreicht haben könnte.

Der Dunkelhäutige versuchte, sich seine Gedanken nicht anmerken zu lassen, als er Talin ein warmes Lächeln schenkte, nachdem diese die Wichtigkeit seines Essens für die Genesung ihres Bruders hervorgehoben hatte. Er war ihr dankbar dafür, denn auch wenn er seine Arbeit über alles liebte, kam er sich gerade in ihrer aktuellen Situation nicht selten ein wenig nutzlos vor. Er konnte keine Wunden versorgen, nicht in irgendeiner leitenden Position an der Reparatur des Schiffes mitwirken - er konnte lediglich die Mahlzeiten zubereiten. Umso mehr erfreute es sein Herz, wenn jemand diesen Beitrag zu schätzen wusste.

"Ich danke dir", sagte er und nickte der Blonden zu.

Seine Augen weiteten sich ein wenig überrascht, als die junge Frau den Eimer zunächst einmal beseite stellte. Seine Vermutung, dass sie so schnell wie möglich zu Lucien zurückkehren wollte, war also offensichtlich falsch. Dass sie sich stattdessen mit ihm unterhalten wollte und ihn zudem nach seinem Befinden fragte, brachte ihn in eine Zwickmühle. Einerseits wollte er sie in ihrer momentanen Lage nicht mit seinen Zweifeln belasten, andererseits jedoch drückten sie ihm gehörig auf die Seele. Konnte er vielleicht einen Weg finden, sie so zu äußern, dass sie Talin nicht noch mehr belasten würden? Zumal es durchaus möglich war, dass sie selbst nicht glücklich mit ihrer Entscheidung war. Wenn sie auf der Morgenwind den Eindruck gehabt hatte, dass sie anders nicht lebend und mit Lucien im Schlepptau hätten verlassen können, wenn sie normalerweise nicht zu einem solchen Mittel gegriffen hätte, konnte er es dann nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, unter einem solchen Captain zu segeln? Hätte er an ihrer Stelle nicht vielleicht genauso gehandelt, wenn eines seiner Geschwister an Luciens Stelle gewesen wäre?

Vielleicht konnte er sich darauf beschränken. Alles andere war letztlich ohnehin unwichtig.

Zumal Talin nicht wie jemand wirkte, der ohne Not den Befehl gab, dutzende Menschen zu töten. Andernfalls hätte er erst gar nicht auf die Sphinx übergesetzt.

"Es ehrt dich, dass du dich um mein Wohl Sorgen machst, obwohl wir erst seit ein paar Tagen gemeinsam segeln", sagte er und schenkte ihr ein weiteres Lächeln. Gerade unter Piraten war das sicherlich keine Selbstverständlichkeit.

"Aber eine Pause brauche ich nicht. Jeder auf diesem Schiff arbeitet zurzeit an seinen Grenzen, und ich bin harte Arbeit gewohnt. Zudem ist Enrique mir eine wirklich große Hilfe."

Der ehemalige Leutnant war in der Tat derjenige, der ihn bei seiner Arbeit am meisten unterstützte. Zwar war er dabei alles andere als redselig und wirkte stets sehr distanziert, aber er trug seinen Teil bei, ohne sich auch nur einmal darüber zu beschweren.

"Ich mache mir eher Sorgen darum, dass dir alles zu viel wird", meinte er nach einer kurzen Pause und warf ihr einen zweifelnden Blick zu. "Die letzten Tage müssen sehr an deinen Nerven gezerrt haben."

Selbst wenn der Schiffskoch beschlossen hatte, Talin gegenüber offen seine Bedenken auszusprechen, wollte er zumindest nicht mit der Tür ins Haus fallen.
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#6
Bei seinem Dank schenkte Talin ihm ein leichtes, müdes Lächeln. Das schöne war, dass sie es nur ernst meinen konnte, denn Rayons Essen hatte nicht nur Lucien über die letzten Tage gerettet, sondern sie alle gestärkt. Gerade deshalb war ihre Dankbarkeit noch größer. Seine Worte nahm sie schweigend mit einem Nicken zur Kenntnis, denn für sie verstand es sich von selbst, sich um den Koch Gedanke zu machen. Auf anderen Schiffen mochten mehr Mäuler zu stopfen sein, aber dennoch blieb es ein Knüppeljob, fast durchgängig in der Kombüse zu stehen. Jeden Tag bei Hitze dort draußen, hier drin noch mehr Hitze zu spüren...sie wusste aus eigener Erfahrung und Beobachtungen, wie anstrengend das sein konnte. Und sie war damals nur der 'Küchenjunge' gewesen. Bei dem Gedanken daran, dass der Marineleutnant allerdings hier in der Küche mithalf, konnte sie nicht anders und zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe.

Er hilft dir wirklich in der Küche aus? Alle anderen meidet er wie Seeungeheuer.

Ihre Stirn legte sich nachdenklich in Falten. Der Soldat mied sie am allermeisten oder warf ihr zumindest ab und zu böse Blicke zu, wenn sie sich nicht irrte, aber mit ihr gesprochen, hatte er bis jetzt nicht. Und wenn sie das richtig sah, hatte er auch sehr wenig mit den anderen Crewmitgliedern interagiert. Aber mit dem Leutnant darüber zu reden, stand auf ihrer gefühlt sehr langen Liste noch nicht sehr weit oben, deshalb nahm sie es erst einmal zur Kenntnis und würde es sich für später merken.
Rayons nächste Worte zerrten sie schließlich aus ihren Gedanken und sie riss leicht überrascht die Augen auf. Oh je, damit hatte sie nun wirklich überhaupt nicht gerechnet. Sie sah dem dunkelhäutigen ins Gesicht, sah den besorgten Blick den er ihr schenkte und sie konnte nicht anders, als leise zu lachen, sobald die bittersüßen Erinnerung wieder hochkamen.

Entschuldige, dass ich lache, aber du hast mich gerad sehr an den ehemaligen Smutje des Schiffes erinnert. Er hat mich meisten mit dem gleichen Blick angeschaut. Als wäre ich ein Küken, dass er beschützen müsste und was sich eindeutig viel zu viel aufhalst.“ Traurig lächelte sie Rayon an, schüttelte dann aber den Kopf. „Nicht nur die letzten Tage waren anstrengend, sondern das ganze letzte Jahr. Seit ich unter dem ehemaligen Captain auf diesem Schiff anfing bis zu diesem Augenblick stehe ich unter Strom, plane, mache, tue. Anfangs mit dem Ziel Lucien zu retten und jetzt um für unsere Sicherheit zu sorgen. Also ja, ich bin ziemlich fertig, aber ein paar Tage durchschlafen, kann ich erst, wenn Lucien mal länger, als nur ein paar Minuten die Augen offen halten kann.“ Sie grinste leicht. „Aber danke, dass du dir Sorgen um mich machst. Es gibt mir ein gutes Gefühl.

Sie neigte nachdenklich den Kopf, immer noch mit dem Gefühl es wäre etwas, aber sie konnte nicht so ganz den Finger drauf legen, was genau es war.
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#7
Bei Talins Worten über Enrique musste Rayon unwillkürlich grinsen. Sie wirkte aufrichtig überrascht, dabei war es doch selbstverständlich, dass er mit anpackte. Dass er sich dafür unter anderem die Kombüse ausgesucht hatte, mochte für einen ehemaligen Leutnant zwar etwas ungewöhnlich sein, war jedoch in seinen Augen so gut wie jede andere Aufgabe an Bord der Sphinx auch. Andererseits hatte Talin vermutlich andere Dinge im Kopf gehabt, als das Verhalten des Schwarzhaarigen zu analysieren und wusste deshalb nicht um sein Pflichtbewusstsein, das ihm niemals erlaubt hätte, nicht mit anzupacken.

Der Schiffskoch zuckte mit den Schultern, weiterhin grinsend.

"Vermutlich gerade deshalb. Hier unten ist es meist ziemlich ruhig und die Gefahr dementsprechend geringer, jemandem über den Weg zu laufen, der ihn in ein Gespräch verwickeln will."

Allerdings taten ihm diese Worte, so verschlossen er auch sein mochte, Unrecht und rückten ihn in ein schlechteres Licht, als er in Rayons Augen verdient hatte.

"Enrique hat allerdings auch schon an anderer Stelle geholfen. Er mag schweigsam sein, aber er erledigt seine Aufgaben, ohne sich zu beschweren."

Auch nach Talins nächsten Worten verblieb das Grinsen zunächst auf seinem Gesicht, auch er lachte sogar kurz auf, als sie ihn mit ihrem ehemaligen Schiffskoch verglich. Ja, in dieser Beschreibung fand er sich nur zu gut wieder.

"Es sei dir verziehen", meinte er und lächelte. "Ich war jahrelang für die Erziehung meiner Geschwister verantwortlich, dabei habe ich mir ein paar Marotten angeeignet, die ich jetzt nicht so einfach wieder loswerde. Eine davon ist wohl, dass ich mir über alles und jeden Sorgen mache. Gerade um eine Crew, in der die meisten deutlich jünger sind als ich."

Zumal der Altersunterschied zwischen ihm und einigen seiner Kameraden - unter anderem auch Talin, aber auch oder gerade Shanaya - deutlich höher was als der zu seinen Geschwistern und sein Beschützerinstinkt mit den Jahren nicht unbedingt nachgelassen hatte. Dazu hatte sicherlich auch seine Bekanntschaft mit Trevor beigetragen, um den er sich tatsächlich ständig Sorgen machen musste... Vermutlich anders als um die anderen Teile der Besatzung der Sphinx.

Ebenso schnell, wie das Lächeln sich auf sein Gesicht gestohlen hatte, verschwand es auch wieder, als Talin von ihrem letzten Jahr berichtete. Damit bestätigte sie seinen Eindruck. Natürlich. Eine Mission wie die ihre, ihren Bruder zu retten, musste ihr alles abverlangt haben. Er nickte ihr mit ernster Miene zu. Unabhängig von seinen Sorgen war er zum gegenwärtigen Zeitpunkt Teil ihrer Crew und würde seine Pflichten erfüllen.

"Wir ziehen zurzeit alle am selben Strang. Ich denke, solange das so ist, kannst du dich auf jedes Mitglied dieser Crew verlassen. Kümmer dich um Lucien, komm ein wenig zur Ruhe. Den Rest erledigen wir."

Als Captain eines Schiffes war das vermutlich nicht so leicht, aber sie hatte erfahrene und zuverlässige Seemänner in ihrer Crew, ihn eingeschlossen, die schon dafür sorgen würden, dass die Sphinx nicht unterging.

Ein kurzer Moment des Schweigens brachte seine Gedanken zurück zu der Explosion der Morgenwind und seiner Ungewissheit, ob er unter den gegebenen Umständen noch länger als unbedingt notwendig unter Talin und Lucien würde segeln können. Er warf Talin einen prüfenden Blick zu, fragte sich, ob er mit der Sprache herausrücken sollte. Und entschied sich schließlich, nach einigem Zögern, für einen Mittelweg, der eigentlich keiner war.

"Talin, es gibt etwas, das ich mit dir besprechen muss, etwas, das mir auf der Seele lastet. Ich... will nicht so tun, als wäre dem nicht so, aber ich möchte nicht noch mehr deiner ohnehin schon strapazierten Nerven beanspruchen." Er atmete tief durch. "Wenn du ein paar Minuten Zeit hast, wäre ich dir sehr dankbar, wenn wir uns darüber unterhalten könnten. Ansonsten kann ich warten, bis es Lucien besser geht und du ein wenig durchschnaufen konntest."

Er lächelte schief, während er auf ihre Antwort wartete.


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