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Geduld ist eine Tugend
Rayon & Shanaya ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 13 März 1822
Ort Auf der Sphinx
Tageszeit Mittags
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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#1

Geduld ist eine Tugend
13. März 1822 Mittags
Rayon Enarchea & Shanaya Árashi

Der kleine Ausflug mit Greo hatte dem Tag einen guten Start verpasst – und umso besser war Shanayas Laune. Sie hatte alles besorgt, was sie brauchte, und all das auch schon dort verstaut, wo es hingehörte. Jetzt hieß es also weiter mit dem mühseligen Warten auf die Nacht... Es war noch viel zu viel Zeit bis zu diesem Moment, aber ein weiterer Besuch in der Stadt stand nicht an, alleine schon, weil es nur die Gefahr steigerte, dass sie sich in eine missliche Lage begab. Nicht, dass sie damit ein Problem gehabt hätte – im Gegenteil. Aber sie war nicht unbedingt scharf darauf, dass sie heute Nacht auf der Sphinx bleiben musste, weil sie irgendeine unbedeutende Kleinigkeit verbrochen hatte. Zumal DAS vermutlich eher eine Strafe für die Crew gewesen wäre. Die armen – eine unausgelastete, unzufriedene Version von ihr... Vermutlich konnte sich jeder von ihnen bessere Gesellschaft vorstellen als ein schwarzhaariges Wesen, das jedem am Ärmel zupfte und beschäftigt werden wollte.
Mit einem leisen Schnaufen hob Shanaya den Kopf an, wog ihn leicht zur Seite und ließ den hellen Blick trotzdem noch auf den Horizont gerichtet. Den Arm, auf dessen Hand ihr Kopf geruht hatte, nahm sie von der Reling, schwang ihn einige Male vor und zurück, ehe sie in mit einem leisen Geräusch in die Hüfte stemmte. Die Einkäufe waren erledigt, im Hafen war es ruhig. Also hatte sie das Meer und die Schiffe beim auslaufen beobachtet. Bald waren sie an der Reihe – endlich. Aber diese Zeit würde sich vermutlich sehr ziehen – so zäh wie ein altes Stück Fleisch. Wäre es nur nicht so verdammt sinnvoll, das alles nachts zu erledigen. Aber die Schwarzhaarige hatte nun genug beobachtet, genug Notizen, um sicher zu sein, dass es WIRKLICH besser war, wenn sie bis zur Nacht warteten. Am hellen Tag in solch einen Stützpunkt zu wandern wäre vermutlich... nicht besonders klug. Also verließ ein ergebenes Seufzen ihre Kehle, mit dem sie sich schließlich herum wandte und die Arme kurz in Richtung Himmel streckte. Sie brauchte eine Beschäftigung. Irgendetwas, was nicht damit zu tun hatte, Löcher in die Luft zu starren und sehnsüchtig dem Rauschen der Wellen zu lauschen. Auch wenn das nicht als Zeitverschwendung galt – leider ging die Zeit davon nicht schneller um. Die blauen Augen huschten also suchend über das Deck. Vielleicht konnte sie auch einfach irgendwen ein bisschen belagern? Wer war denn schon wieder oder noch auf der Sphinx...?
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#2
Es gab einige Dinge, die Rayon ganz und gar nicht in seiner Kombüse haben wollte. Verdorbene Lebensmittel, selbstverständlich, aufdringliche Zuschauer - im schlimmsten Fall solche, die auch noch der Meinung waren, ihm völlig überflüssige Ratschläge geben zu müssen -, aber besonders viel hatte er gegen Unordnung. Er mochte es, wenn alles an seinem Platz, sein Arbeitsplatz sauber und aufgeräumt war, damit er so effektiv und entspannt wie möglich seiner Leidenschaft, dem Kochen, nachgehen konnte. Seitdem er vor zwei Tagen auf der Sphinx angeheuert hatte, um deren Crew bei der Befreiung ihres Captains zu unterstützen, kam allerdings noch ein weiterer Zustand hinzu, der ihm zuvor vollkommen unbekannt gewesen war: Ein Arbeitsplatz, der gar nicht chaotisch sein konnte, weil es schlichtweg nichts gab, mit dem man auch nur das kleinste bisschen Unordnung hätte anrichten können.

Wie die Crew des Schiffes bisher auf hoher See hatte überleben können, war ihm schleierhaft. Wahrscheinlich hatten sie sich ausnahmslos von trockenem Zwieback ernährt - warme Mahlzeiten mussten zumindest Mangelware gewesen sein. Vielleicht war er aber auch einfach nur zu anspruchsvoll und hatte einen Standard, der anderen wie purer Luxus vorgekommen wäre. Rayon war zwar genügsam, aber diese Charaktereigenschaft hörte da auf, wo die Kombüse anfing. Gutes Essen war, neben Wein und schönen Frauen, immerhin eines der Dinge, die das Leben lebenswert machten. Aus diesem Grund hatte er auch nicht gezögert, sich gar nicht erst mit dem jungen und überraschend weiblichen Captain abgesprochen und war schnurstracks in die Stadt gezogen, um zumindest die Grundausrüstung und einige der wichtigsten Zutaten zu besorgen, die er benötigte, um die Gaumen seiner Kameraden zufriedenstellen zu können.

Was er dabei nicht bedacht hatte, war, dass dieser ganze Krempel nicht nur schwer, sondern auch sperrig war. Und da er besagte Entscheidung getroffen hatte, ohne sie auch nur im Ansatz zu planen - was eigentlich so gar nicht sein Stil war -, hatte er natürlich auch nicht daran gedacht, den Einkaufsbummel mit tatkräftiger Unterstützung anzutreten. Das Bild, das er nun abgab, als er verbissen versuchte, sich mit den Töpfen, Pfannen, Löffeln, Messern und sonstigen Utensilien an Bord der Sphinx zu bugsieren, musste dementsprechend amüsant anzuschauen sein. Ächzend versuchte er, seine kostbaren Arbeitsgeräte so zu balancieren, dass nichts hinunterfallen konnte, wobei es ein halbes Wunder war, dass dies auf dem Weg vom Markt bis hierher nicht schon längst geschehen war. Zumindest hatte er es jetzt fast geschafft, nur noch wenige Meter trennten ihn von der Kombüse, die er in einigen Augenblicken endlich vernünftig würde einrichten können... Doch es kam, wie es kommen musste. Eine winzig kleine Welle streichelte den Rumpf der Sphinx gerade in dem Moment, in dem einer der Töpfe sich in eine gefährliche Seitwärtslage begab, und Rayon, der sich deshalb in einem beeindruckenden Balanceakt befand, konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten. Quälend langsam neigte der Topf sich zur Seite, fiel dann dem Boden entgegen und Rayon, selbstverständlich mehr um die Unversehrtheit des Stahls als um die eigene besorgt, machte bei dem Versuch, ihn daran zu hindern, polternd eine äußerst unsanfte Bekanntschaft mit den Planken des Schiffes.

Nach wenigen Momenten hatte er sich wieder berappelt, begutachtete das Chaos - CHAOS! - um ihn herum und fluchte laut in seinen Bart hinein, bevor er sich aufrichtete, sorgsam seine Kleidung abklopfte und damit begann, die umherliegenden Geräte wieder einzusammeln. Hoffentlich hatten sie keinen allzu großen Schaden davongetragen...
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#3
Kaum hatte Shanaya darüber nachgedacht, wen sie wohl benutzen konnte, um sich ein bisschen die Zeit zu vertreiben, da schepperte es verdächtig auf dem Dock. Zuerst überging sie das, immerhin konnte jeder daher gelaufene solch einen Lärm verursachen... Erst, als deutlich wurde, dass die voll bepackte Gestalt förmlich auf sie zuhielt, ganz bewusst die Sphinx als Ziel wählte, merkte die junge Frau auf. Sieh an. Da hatte jemand einen Großeinkauf hinter sich und hatte sich wohl etwas überschätzt. Aber sie wäre nicht Shanaya, wenn sie ihm direkt zu Hilfe geeilt wäre. Auf ihren Lippen lag ein belustigtes Schmunzeln, mit dem sie den neu angeheuerten Schwarzen musterte. Er schien sich hier wirklich sehr häuslich einrichten zu wollen. Ein Gedanke, der einen Moment eine Art Herausforderung in ihrem Blick aufflackern ließ. Ob er wusste, was er sich mit dem Posten als Smutje antat? Sie hatten noch nicht viel miteinander zu tun gehabt – vermutlich konnte er sich also noch nicht denken, was für ein Glück er mit ihr haben würde. Er tat ihr fast ein bisschen Leid – aber von seinem bloßen Äußeren her sollte man meinen, dass er damit zurecht kommen würde. Auch wenn man das bei anderen auch denken konnte, und die sich als verweichlichte Gestalten in Form eines Mannes herausgestellt hatten.
Dieser Gedanke wurde jedoch jäh unterbrochen, als es laut schepperte. Shanaya blinzelte, hatte den Dunkelhäutigen nur einen Moment aus den Augen gelassen. Und jetzt lag vor ihr auf dem Deck ein Haufen aus den verschiedensten Utensilien. Das hatte offensichtlich nicht so geklappt, wie es sollte. Trotzdem wog die Dunkelhaarige den Kopf ein wenig zur Seite, betrachtete das unbegeisterte Gesicht des älteren Mannes. Erst dann beugte sie sich runter, hob einen der Töpfe aus, der ihr fast vor die Füße gerollt war und betrachtete das Metall.

Du musst mir keine Geschenke zu Füßen werfen, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen.“

Prüfend drehte sie den Topf hin und her, betrachtete dann wieder den Mann aus hellen Augen.
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#4
Rayon hatte die junge Frau anfangs gar nicht wahrgenommen, als er vollbeladen das Schiff betreten hatte - schließlich war sein Blickfeld fast gänzlich von dem Turm an Kochutensilien in seinen Armen versperrt gewesen. Nun jedoch machte die Schwarzhaarige auf sich aufmerksam, indem sie einen der Töpfe, der bei dem Missgeschick einen besonders weiten Weg hinter sich gelegt hatte, aufhob... Anscheinend jedoch nicht, um ihm zu helfen, sondern vielmehr aus reinem Interesse und um seine unglückliche Lage auch noch mit einem neckenden Kommentar auszuschmücken. Der Dunkelhäutige unterbrach seine Tätigkeit, hob den Blick, wobei er wegen der strahlenden Sonne blinzeln musste, und lächelte der Schwarzhaarigen dann schelmisch zu.

"Kein Mann bei Trost würde dir einen gewöhnlichen Topf schenken", meinte er und zwinkerte ihr zu, ehe er sich eine Pfanne griff, die unmittelbar neben ihm auf das Deck gefallen war. "Allerdings würde auch kein Mann bei Trost die Hälfte aller Töpfe, die es in dieser verdammten Stadt zu finden gibt, vom Markt bis in die Kombüse tragen wollen."

Während er sprach, fuhr er damit fort, die Töpfe und Pfannen erneut aufeinander zu stellen, diesmal jedoch auf mehrere Stapel verteilt, und fragte sich innerlich, wie er so unüberlegt hatte handeln können. Schlimmstenfalls hätte er irgendwo auf halbem Weg festgestellt, dass er den Einkauf nicht allein bis auf die Sphinx tragen konnte, einen Teil davon zurücklassen müssen und den später mit Sicherheit nicht mehr wieder dort aufgefunden. In Anbetracht dieses Szenarios war das Ganze also eigentlich noch glimpflich verlaufen. Als er schließlich damit fertig war und alle Geräte fein säuberlich auf- und nebeneinander aufgereiht auf dem Deck standen, richtete er sich auf und machte ein paar Schritte auf Shanaya zu, die den letzten der Töpfe immer noch in den Händen hielt.

"Müsstest du dich nicht eigentlich mit den anderen auf heute Nacht vorbereiten?", fragte er ohne Tadel, sondern vielmehr mit aufrichtigem Interesse in der Stimme und lächelte ihr abermals zu, während er die Hand ausstreckte und sie damit aufforderte, ihm ihre stählerne Geisel zu überreichen.
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#5
Shanaya rümpfte leicht die Nase, hielt den Topf ein wenig höher gegen das Licht. Der Mann schien das kleine Chaos schnell wieder beseitigen zu wollen – hob dennoch den dunklen Blick zu ihr. Die junge Frau richtete ihre Aufmerksamkeit also von dem Topf ab, musterte den Mann, der ihr freundlich entgegen lächelte. Bei seinen Worten lachte sie dann auf, wog den Kopf, als wolle sie ihm zustimmen.

Ich verdiene etwas besseres, da hast du wohl Recht.“

Mit munterer Miene beobachtete die Schwarzhaarige, wie der Ältere nach einer Pfanne griff – und schmunzelte bei seinen nächsten Worten noch ein wenig breiter. Soso. War das jetzt nicht ein Eigentor?

Wie soll man deinen Zustand dann bezeichnen?

Die hellen Augen legten sich auf das, was er versucht hatte, auf die Sphinx zu schleppen. Die Sphinx war wirklich nicht gut ausgestattet, was das anging. Sie hatten bisher schlichtweg nicht die Zeit gehabt, sich darum zu kümmern. Und sie waren bisher mit allem ausgekommen, was sie an Bord hatten. Das Schiff war noch immer baufällig, zumindest an manchen Stellen – da musste man eben Prioritäten setzen. In der Zeit, in der sie diesem Gedanken nachgehangen war, hatte Rayon aus den Töpfen kleine Türme gebaut – und kam nun direkt zu ihr hinüber. Seine Frage ließ sie leicht den Kopf anheben, mit einem sicheren Lächeln auf den Lippen.

Ich habe längst alles erledigt, was es zu erledigen gibt. Jetzt kann ich nur noch darauf warten, dass es endlich losgeht. Solange beobachte ich also, wie neu Angeheuerte auf's Deck stolpern.“

Mit diesen Worten, und einem letzten, prüfenden Blick zu dem Topf in ihrer Hand, warf sie dem Größeren das runde Ding zu.



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#6
Auch Rayon musste unwillkürlich auflachen, als seine Gesprächspartnerin ihm die Frage nach seinem Zustand stellte. Im Laufe seines Lebens hatte er sich eine ordentliche Portion Selbstironie angeeignet, die es ihm erlaubte, eigene Verfehlungen mit etwas Abstand und Humor zu betrachten und sich nicht in seinem Selbstbewusstsein angegriffen zu fühlen, wenn jemand Kritik an ihm übte - zumindest, solange es nicht ums Kochen ging, denn in diesem Punkt war er äußerst empfindlich. Da die Kritik in dieser Situation sogar von ihm selbst ausging und Shanaya nur darauf eingegangen war, fand er ihre Frage durchaus amüsant, weil sie es ihm doch ermöglichte, das bisher nur implizit Ausgesprochene noch einmal klar und deutlich zu formulieren.

"Es scheint, als gäbe es berechtigte Zweifel an meinem geistigen Zustand", meinte er vergnügt und zuckte mit den Schultern. "Wer weiß, vielleicht wird der Captain es noch bereuen, mich angeheuert zu haben?"

Für einen Mann, der gerade einmal seit zwei Tagen Teil der Crew war, könnte ein solcher Kommentar durchaus problematisch werden - Rayon hatte jedoch nicht den Eindruck, dass es seinem Gegenüber an Humor und der Fähigkeit mangelte, die Worte richtig einzuschätzen. Mit einem dankbaren Nicken fing er den Topf auf, den sie ihm zugeworfen hatte, und platzierte ihn auf dem niedrigsten Stapel, ehe er sich wieder der Schwarzhaarigen zuwandte und sich einen Moment Zeit nahm, um sie eingehender zu mustern. Er hatte zwar bereits die Bekanntschaft seiner zukünftigen Kameraden machen können, jedoch noch nicht die Möglichkeit gehabt, sich näher kennenzulernen, denn in den letzten Tagen war schlichtweg zu viel zu tun gewesen, und oftmals hatten sich die meisten von ihnen gar nicht auf dem Schiff aufgehalten. Shanaya war definitiv eine Augenweide - was ihm natürlich schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen war -, allerdings auch verdammt jung für ein Leben als Kriminelle auf hoher See.

"Ich hoffe, das mit dem Stolpern habe ich zu Ihrer vollsten Zufriedenheit umgesetzt, Ma'am", sagte er in geschwollenem Tonfall und verbeugte sich tief vor ihr, bevor er sich lachend wieder aufrichtete und ihr nochmals einen prüfenden Blick zuwarf. "Um ehrlich zu sein hätte ich jedoch keine so junge und schöne Frau auf einem Kahn voller ruchloser Piraten erwartet", sagte er dann und übertrieb absichtlich massivst - dass es sich bei der Besatzung der Sphinx nicht um eben solche handelte, war ihnen beiden mehr als klar. Nichtsdestotrotz interessierte ihn die Antwort auf diese Frage brennend, denn auf der Sirène hatte es nur wenige Frauen gegeben, und diese wenigen waren bedeutend älter gewesen als Shanaya, mit einem triftigen Grund, ein solches Leben einzuschlagen. Das mochte auf die Schwarzhaarige, die ihm nun gegenüberstand, selbstverständlich auch zutreffen, und gerade das machte ihre Geschichte sicherlich sehr erzählenswert.
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#7
Shanaya beobachtete mit einem munteren Ausdruck auf den eigenen Zügen die Mimik des älteren Mannes. Er schien immerhin nicht von ihren Worten angefressen zu sein, ein Pluspunkt. Sie hatte noch nie verstanden, wieso man alles immer so furchtbar ernst nehmen musste. Umso besser, wenn sie noch jemanden in der Crew hatten, der auch Humor hatte – und nicht bei jedem Kommentar nur beleidigt das Gesicht verzog. Sie selbst setzte bei seiner Antwort jedoch ein überdramatisches Gesicht auf, betrachtete damit die Töpfe und das Besteck, schmunzelte dann aber wieder.

Wenn ich mir deine Einkäufe so ansehe... offensichtlich.“ Die junge Frau wog den Kopf ein wenig zur Seite. „Dann würde ich mir an deiner Stelle noch mehr Mühe beim kochen geben. Vielleicht ist sie dann nachsichtig und wirft dich nicht von Bord.“

Beinahe beiläufig zuckte die Schwarzhaarige nun ihrerseits mit den Schultern. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass Talin jemanden vom Schiff warf, der gerade erst angeheuert hatte – um ihr zu helfen. Da musste er sich wohl schon mehr erlauben als ein paar verbeulte Töpfe. Die Hälfte des Schiffs fressen... oder so etwas.
Der Blick, den Rayon ihr jedenfalls zuwarf, ließ ihr Lächeln noch einen Moment lang breiter werden. Wie sie diesen Blick kannte. Auch wenn sie da noch ein paar andere Schubladen zur Verfügung hatte – jeden, dem sie begegnete, konnte sie in die 'Männer' Schublade packen. Aber er sprach weiter, sodass die junge Frau den Kopf noch ein wenig anhob, seinen Worten lauschte und dann leise auflachte.

Wärst du mir vor die Füße gefallen, hättest du die volle Punktzahl bekommen.“

Obwohl sie die Verbeugung auch als solches werten konnte. Aber auch seinen nächsten Blick erwiderte sie mit ruhiger Miene, neigte nur erst den Kopf, bevor sie ihm wieder direkt entgegen grinste. Mit seinen letzten Worten hob sie dann die Schultern, breitete leicht die Arme aus.

Ich gehöre eben nicht zu den lieben Hausfrauen, die nur dafür leben, damit sie ihrem Mann die Füße küssen können.“

Dieser Gedanke hatte ihr noch nie gefallen. Nicht einmal andersrum... Umso besser war es, dass sie von solch einem Leben nun weit entfernt war.
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#8
Seine Frage - die im Grunde genommen nicht einmal eine richtige Frage gewesen war - nach dem Grund für Shanayas Leben als Piratin war bewusst so formuliert gewesen, dass die Schwarzhaarige darauf sowohl eine sehr kurze als auch eine sehr ausführliche Antwort hätte geben können. Da sie sich für die erstgenannte Variante entschieden hatte, war sie im Moment anscheinend nicht sonderlich erpicht darauf, über ihre Vergangenheit zu sprechen. Rayon akzeptierte das natürlich, auch wenn er nach wie vor interessiert war, und schlussendlich hatte sie immerhin angedeutet, dass sie für dieses Leben freiwillig und in vollem Bewusstsein der Implikationen entschieden hatte. Das nötigte ihm durchaus Respekt ab, Respekt, den er unabhängigen Frauen mit Charakter ohnehin entgegenbrachte, ließ aber nach wie vor einiges offen. Auch ihre nonverbale Reaktion, die - wie eigentlich bisher ihr gesamtes Gespräch - auf gewisse Weise übertrieben und damit nicht sonderlich ernstzunehmen war, ließ vermuten, dass hinter ihrer Entscheidung vielleicht noch mehr stand, das sie allerdings nicht preisgeben wollte.

Rayon beschloss, es zunächst einmal auf sich beruhen zu lassen. Schließlich war er erst seit Kurzem Teil der Crew und musste sich das Vertrauen seiner neuen Kameraden erst noch verdienen. Er war dank seines positiven und aufgeschlossenen Gemüts zwar meist bereit, anderen einen Vorschuss auf sein eigenes Vertrauen zu gewähren - in gesundem Maße -, konnte das seinerseits aber selbstverständlich nicht verlangen. Stattdessen grinste er angesichts der leicht bissigen Kommentare seiner Gesprächspartnerin breit und setzte eine gelassene Miene auf.

"Ganz so leicht sollte man es dir auch nicht machen, hm?", meinte er und richtete sich dann zu seiner vollen Größe auf, streckte die Brust heraus und reckte das Kinn. "Und was das Kochen angeht... Sobald sie in den Genuss meines Essens gekommen ist, wird sie mich unverzüglich zum ersten Maat, Vizekapitän und ihrem engsten Vertrauten in kulinarischen Angelegenheiten ernennen. Ohne Zweifel." Im Anschluss an diese Worte begann er, schallend zu lachen, klangen sie doch selbst in seinen Ohren vollkommen lächerlich. Ein Fünkchen Wahrheit steckte selbstredend drin - sein Essen war sehr gut -, aber mehr als ein anerkennendes Lob rechnete er sich dafür natürlich nicht aus und war damit auch vollkommen zufrieden. Rayon hatte schließlich noch nie besondere Karriereambitionen gehabt und in seiner Jugend lieber auf den Gewürzfeldern seiner Heimat gearbeitet, statt das erfolgreiche Handelsgeschäft seines Vaters zu übernehmen.

Auch wenn er sie nicht zu sehr bedrängen wollte, gebot der Anstand es dennoch, auf die letzte Äußerung der Schwarzhaarigen zu reagieren. Er nickte ihr deshalb zu, nachdem er sich wieder beruhigt hatte und ein weiteres spitzbübisches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.

"Mit dieser spitzen Zunge wärst du auch nicht gerade die beste Kandidatin für eine solche Rolle", sagte er amüsiert. "Ich bin mir sicher, dass du hier besser aufgehoben bist. Immerhin scheinen wir ein recht ehrenhafter Haufen zu sein."
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#9
Shanaya war niemand, der viel von sich preis gab. Nicht, weil sie aus ihrer Vergangenheit ein Geheimnis machte, sondern einfach, weil es die wenigsten etwas anging. Sie belagerte schließlich auch nicht jede neue Bekanntschaft und fragte jeden über das aus, was sie vor ihrem Leben als Pirat so getrieben hatten. Wenn jemand es wert war, genug Respekt ihrerseits hatte, dann hatte sie auch kein Problem damit, ihre Geschichte zu erzählen. Aber diesen Punkt musste man erst einmal erreichen. Aber der Dunkle schien ihr ihre nicht sehr aussagekräftige Antwort nicht übel zu nehmen, hackte nicht einmal weiter nach. Ganz klar ein Pluspunkt für ihn. Es gab genug neugieriges Pack, das versuchte, etwas aus ihr heraus zu bekommen.
Satt dessen bauschte sich der Mann, der sowieso schon um einiges größer war als sie selbst, noch ein wenig auf. Seine folgenden Worte ließen die junge Frau leicht den Kopf zur Seite neigen, mit einer skeptischen Miene huschte ihr Blick kurz zu den Töpfen, die wenige Momente zuvor noch ein Chaos auf den Planken gewesen waren. Seine Worte ließen sie leise auflachen, ehe sie zu einer Antwort ansetzte.

Solange du besser kochst als du balancieren kannst wird sie denke ich ganz zufrieden sein. Aber deine Konkurrenz solltest du auch nicht unterschätzen.“

Wenn sie damit meinte – das verriet vermutlich der muntere Ausdruck auf ihrem Gesicht. Sie wollte sehen, was der Ältere konnte, wie er sich anstellte – und ob sie das ganze nicht vielleicht doch besser selbst erledigen sollte. Somit lag auch ein Hauch Herausforderung in den hellen Augen. Zwar hatte sie nicht die Ausbildung, die ein Vollzeitkoch hatte – aber was machte das schon? Selbst gegen diese hatte sie genug Chancen, selbst wenn sie nur eine Hand benutzen würde.
Rayon selbst war es, der sie aus diesem Gedanken riss, mit dem sich ein überlegendes Lächeln auf ihre Lippen geschlichen hatte. Was er sagte ließ sie fast aufseufzen, aber sie schluckte es herunter und verkniff sich jeden Gedanken an den Blonden, der entweder irgendwo auf der Sphinx oder noch in der Stadt unterwegs war.

Die meisten hätten sich wohl nach zwei Wochen mit mir vermutlich auch aus irgendeinem Fenster geworfen.“

Sie war nicht einfach – aber wer damit nicht zurecht kam... nun, der durfte sich eben einen anderen Weg suchen, der ihren nicht kreuzte. Sie lachte.

Wollen wir Mal sehen, wie das wird, wenn Captain Nummer Zwei da ist... ob wir dann noch so ehrenhaft bleiben.“
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#10
Keine Frage, den Seitenhieb auf seinen missglückten Versuch, die Ausrüstung der Kombüse unfallfrei zu vergrößern, hatte er mehr als verdient und letztendlich durch seine Worte auch provoziert. Shanaya hatte Humor - das war wertvoll, gerade wenn man teilweise wochenlang mit wenigen Menschen auf stark begrenztem Raum verbringen musste. In einer solchen Situation jemanden zu haben, der die Stimmung auflockern konnte und das Leben nicht allzu ernst nahm, konnte die Moral einer Mannschaft in gesunden Sphären halten und damit Unzufriedenheit vorbeugen. Rayon war selbst jemand, der dies als Bestandteil seiner Aufgabe sah, doch je mehr Piraten von diesem Schlag ein Schiff hatte, desto besser war es in seinen Augen. Dass das Privileg ihrer Gesellschaft nicht unbedingt immer auch automatisch ein solches war, deutete sie mit ihren eigenen Worten an - doch das zu beurteilen überstieg Rayons Kompetenzen aktuell bei Weitem. Schließlich hatte er sie und den Rest der Crew, von den Scovells einmal abgesehen, erst vor wenigen Tagen kennengelernt und konnte es sich nicht erlauben, jetzt schon ein Urteil über irgendeinen oder irgendeine von ihnen zu fällen. Zunächst einmal war er froh, auch auf der Sphinx anscheinend auf positiv eingestellte Kameraden zu treffen, die sich für ein Späßchen zwischendurch nicht zu schade waren, im Zweifelsfall aber hoffentlich auch in der Lage sein würden, der ernsthafteren Seite ihres Handwerkes nachzugehen.

"Konkurrenz? Etwa die Konkurrenz, die unsere Kombüse in einen derart desolaten Zustand gebracht hat?", lachte er bei ihrer spielerischen Herausforderung auf und blickte sie amüsiert an. "Das Kochen ist eine Kunst, Shanaya. Und wie in jeder Kunst kann man es darin nur zur Meisterschaft bringen, wenn man ihr sein Leben widmet."

Auch wenn es vermutlich so klang, wollte er sie damit keineswegs belehren. Letztendlich ging es jedoch um seine Leidenschaft, und auf diesem einen Gebiet war es für ihn unerträglich, wenn andere ihm in die Quere kamen. Die Kombüse war sein Reich, und das war für ihn auch eine Selbstverständlichkeit, solange er an Bord eines Schiffes war. Als Rayon das leicht überlegene Lächeln auf Shanayas Lippen bemerkte, schmunzelte er leise in sich hinein. Humor hatte sie, aber sie schien zudem eine große, vielleicht sogar zu große Portion Selbstbewusstsein zu besitzen. Das war grundsätzlich zwar nichts Schlechtes, doch Rayon hatte in seiner recht kurzen Zeit auf See schon etliche Gelegenheiten erlebt, in denen ein solch ausgeprägtes Selbstbewusstsein schnell zu Übermut umschwenken konnte - schließlich war er bereits ein knappes Jahr lang mit Trevor gesegelt.

Mit ihrem erneuten Auflachen beendete die Schwarzhaarige seine Überlegungen und sprach dann eine Frage aus, die er sich so bisher noch nicht gestellt hatte. Es stimmte, sie hatten zwar bereits einen Captain, der die Richtung ihres Handelns vorgab, doch all das konnte sich schon bald ändern. Wenn der Bruder Talins eine andere Auffassung von Moral und Anstand vertrat, wer von beiden würde sich dann durchsetzen? Und wem würde die Crew eher folgen? Auch darüber konnte er noch nicht urteilen - er kannte jedoch Trevor und Gregory und konnte sich nicht vorstellen, dass einer von beiden einem ruchlosen, brutalen Mann folgen würde, ebenso wie das für ihn selbst auf keinen Fall in Frage kam. Und auch Shanaya schien von diesem Gedanken nicht unbedingt angetan zu sein.

"Ich denke, da bestehen gute Chancen", meinte er schließlich und schenkte der Schwarzhaarigen ein warmes Lächeln. "Geschwister neigen dazu, ähnliche Auffassungen zu vertreten. Zumindest war das bei den meisten so, denen ich bisher begegnet bin. Das beantwortet natürlich nicht die Frage, was nach unserer heroischen Befreiungsaktion geschehen wird. Was unsere Captains dann vorhaben."

Auch er selbst müsste danach eine Entscheidung treffen - nämlich die, ob er auf der Sphinx bleiben oder auf die Sirène zurückkehren würde, denn bei ihrer Verabschiedung hatte Captain Tarlenn ihm diese Wahl gelassen.


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