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Geduld ist eine Tugend
Rayon & Shanaya ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 13 März 1822
Ort Auf der Sphinx
Tageszeit Mittags
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
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#11
Rayons Erwiderung ließ die Schwarzhaarige den Kopf noch ein wenig anheben, während ihr blauer Blick kurz über das Deck schweifte. Niemand war anwesend, es gesellte sich also kein lebendes Beispiel für ihre nächsten Worte zu ihnen. Die unge Frau richtete ihre Aufmerksamkeit also wieder auf den Mann, zuckte leicht mit einer Schulter.

Diese Konkurrenz ist kein wirklicher Gegner. Das ging mehr von de verzweifelten Versuch aus, nicht schlechter als solch ein junges Ding da zu stehen. Die wirkliche Konkurrenz hätte die Kombüse niemals in solch einem Zustand gelassen.“

Auch wenn sie – zugegebenermaßen – in der letzten Zeit mit dem Kopf woanders gewesen war. Dass ihr Plan funktionierte war wichtiger als das die Kochstelle glänzte wie das Bad eines Königs. Zudem musste sie sich um die Steuerung des Schiffs kümmern... nicht, dass sie das nicht alles unter einen Hut bekommen hätte, aber ihre Prioritäten waren nun einmal gut aufgeteilt.

Eine Kunst, hm? Dann bin ich gespannt, was du uns in Zukunft kunstvolles auftischen wirst. Nicht, dass ich deine größte Kritikerin sein werde...“

Und das sicher nicht erst, wenn das Essen vor ihr auf dem Tisch stand. Auch wenn sie sich mit fast allem zufrieden gab, was man essen konnte.. Beim Fraß mancher Köche hätte sie lieber den nassen Sand vom Strand verspeist. Und sie hoffte nur für den Dunklen, dass er nicht zu dieser Sorte gehörte, andernfalls musste sie es eben doch selbst machen. Hätte sie auch nicht wirklich ein Problem mit gehabt, dann wusste sie wenigstens, dass es ordentlich gemacht wurde. Aber hey, sie gab Rayon eine Chance. Das war schon mehr als manch anderer von ihr erwarten durfte.
Seine Worte lenkten ihre Gedanken jedoch wieder herum, sodass die Schwarzhaarige leicht die Nase rümpfte und einen Moment überlegte. Sie wusste nicht, wie sie Talins Bruder in dieser Sache einschätzen sollte. Vielleicht war er auch nicht zum Captain gemacht und rollte sich wimmernd vor jedem rum, der sich ihm gegenüber ein wenig größer machte? Möglich war alles – umso gespannter war die junge Frau darauf. Die Erwähnung von 'Geschwistern mit gleichen Auffassungen' jagte ihr dennoch einen kurzen, eiskalten Schauer über den Rücken, vom dem sie sich Nichts anmerken ließ. Sie wusste aus eigener Erfahrung, dass nicht alle Geschwister so waren, bei Weitem nicht. Dafür sprachen genug Narben, die unter ihrer Kleidung stille Zeugen waren.

Das werden sie uns dann sicher bald mitteilen, wenn es soweit ist. Ich bin jedenfalls sehr gespannt...“

Auf so vieles. Wie ihr Plan verlaufen würde, wie Captain Nummer zwei nun wirklich war, was danach auf sie zukommen würde... und natürlich wie ihre Zukunft auf der Sphinx aussehen würde. Sofern es diese Zukunft geben würde.

Crewmitglied der Sphinx
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#12
Rayon konnte Kritik an seinen Kochkünsten nicht wirklich vertragen. In diesem Punkt war er enorm empfindlich, was eigentlich nicht recht zu ihm passte, denn normalerweise war er eine durchaus entspannte Person, die kein Wässerchen trüben konnte. Eine Herausforderung jedoch war etwas ganz anderes als Kritik - Herausforderungen mochte er. Und Shanaya hatte eine solche, wenn auch auf spielerische Art, soeben ausgesprochen. Als Smutje hatte er an Deck eines Piratenschiffes eigentlich nicht viel mehr zu tun, als sich um diese eine Aufgabe zu kümmern, die Mannschaft zu verpflegen, solange nicht gerade ein anderes Schiff gemeutert oder bombardiert wurde. Entsprechend war es sein erklärtes Ziel, diese Aufgabe zu perfektionieren und dafür zu sorgen, dass jeder Mann und jede Frau an Deck mit dem Essen zufrieden war, so weit sich dies auf einem Schiff mit der begrenzten ihm zur Verfügung stehenden Lebensmittelvielfalt realisieren ließ. Die freche Schwarzhaarige, die er nun vor sich hatte, war hiermit offiziell die erste, in deren Augen er die anerkennende Überraschung sehen wollte, die er schon häufig erblickt hatte und mit der ihm Seemänner regelmäßig zu verstehen gegeben hatten, dass sie derart gutes Essen auf einem Piratenschiff ganz sicher nicht gewohnt waren. Selbstverständlich lag das nicht nur an seinen Kochkünsten und seiner Erfahrung, sondern auch an den Gewürzen aus seiner Heimat, die das eigentlich eintönige Essen auf See deutlich abwechslungsreicher und geschmackvoller gestalteten - aber es gehörte eben auch, oder vielmehr vor allem, zu den Fähigkeiten eines guten Koches, mit solchen Zutaten umgehen zu können.

Der Dunkelhäutige grinste die junge Frau selbstsicher an und seine Augen blitzten auf.

"Herausforderung angenommen. Du wirst überrascht sein, auf wie viele verschiedene Arten und Weisen Pökelfleisch, Fisch und sogar Zwieback zubereitet werden können."

Er hielt einen Moment inne, als er bemerkte, dass Shanaya anscheinend tatsächlich ernsthafte Bedenken hinsichtlich ihres zweiten Kapitäns zu haben schien. Zwar äußerte sie diese nicht explizit, aber ihre worte und das leichte Rümpfen ihrer Nase deuteten darauf hin. Talin schien der Crew bisher noch nicht viel von ihrem Bruder erzählt zu haben, wenn überhaupt, denn ansonsten wären solche Gedanken überflüssig gewesen. Vermutlich hatte sie schlichtweg nicht daran gedacht, weil es in den letzten Tagen so viel zu tun gegeben hatte, oder vielleicht konnte sie auch gar nicht mehr über ihn sagen, aber der Moral und Einsatzbereitschaft der Mannschaft wäre es sicherlich zugute gekommen, wenn sie diese im Voraus über einige Dinge aufgeklärt hätte.

Für Rayon war die ganze Geschichte zunächst einmal eine Aufgabe, für die er die Sirène verlassen und auf der Sphinx angeheuert hatte. Wenn er mit den Ansichten und Methoden des neuen Kapitäns nicht einverstanden war, würde er das Schiff ganz einfach wieder verlassen, denn an diesem Punkt erschöpfte sich seine Loyalität. Er war ein ehrenhafter Mann, auch wenn er sein Leben seit einem knappen Jahr als Pirat verbrachte, und würde für seine Ehre kämpfen. Hatte Shanaya diese Möglichkeit auf? Weil er darauf keine Antwort kannte und das Gefühl hatte, dass sich die Laune der Schwarzhaarigen bei dem Gedanken an dieses Thema nicht unbedingt verbesserte, beschloss er, ihr Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.

"Wenn du möchtest, gebe ich dir eine kleine Kostprobe auf das, was dich in Kürze auf See erwartet. Dann hast du den anderen gegenüber heute Abend den eindeutigen Vorteil, dass du durch die Aussicht auf gutes Essen doppelt motiviert bist."

Wieder konnte er sich angesichts dieser schamlosen Übertreibung ein Lachen nicht verkneifen, sein Angebot jedoch war durchaus ernst gemeint. Er musste sich ohnehin in seiner neuen Kombüse zurechtfinden und wollte, solange sie noch aus den Ressourcen der Stadt schöpfen konnten, eine oder zwei kleinere Probemahlzeiten zubereiten, damit er nicht erst auf hoher See bemerken würde, dass er irgendetwas Wichtiges vergessen hatte. Die kritische Dunkelhaarige war dafür doch das perfekte Versuchskaninchen.
Crewmitglied der Sphinx
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#13
Shanaya traute dem Mann zu, dass er wirklich kochen konnte – ob er sie jedoch wirklich so sehr von sich überzeugen konnte bezweifelte sie. Sie war auf so vielen Inseln gewesen, hatte so viele verschiedene Köche kennen gelernt und ihr Essen gekostet. Gutes, schlechtes, sehr schlechtes. In welche Kategorie sie Rayon also stecken konnte, würde sich sicher früh genug zeigen, sie lächelte bei seiner Antwort also nur. Auch wenn sie bei der Erwähnung dieses einen Wortes schauderte.

Wenn du mir Zwieback mit einer kleinen, grünen Krone servierst, bin ich wirklich überrascht.“

Ein Captain mit drei Köpfen – und ein Smutje, der aus jedem Gericht ein kleines Kunstwerk vollbrachte. Und wenn sie den Rest der Crew durchging... konnten das ja nur lustige Abenteuer werden. Aber alles war besser, als dem tristen Alltag auf einem der Marineschiffe, die als 'Heimat' für sie so oder so nie in Frage gekommen wären. Einige Herzschläge hing die Schwarzhaarige diesem Gedanken nach, rümpfte dann leicht die Nase und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Dunklen. Dieser schien das Thema 'Captain Bruder' lieber sein zu lassen, schwieg dazu. Vielleicht besser, Shanaya machte sich dennoch ihre Gedanken dazu. Es beschäftigte sie nicht dauerhaft, aber immer Mal wieder erwischte sie sich bei dem Gedanken daran, wie es werden würde, wenn die Crew komplett war. Würde sie bleiben, würde sie gehen? Bisher sprach Nichts dagegen, dass sie sich dieser Crew ganz anschloss – die letzte Entscheidung lag jedoch in den Händen von Talin und ihrem Bruder. Sie blieb also gespannt, legte sich jedoch für jede Möglichkeit einen kleinen Plan zurecht. Immerhin musste sie auch damit rechnen, dass sie den Unbekannten nicht über sich akzeptierte.. Möglich war ja bekanntlich alles.
Aber Rayon riss sie ganz selbstverständlich aus diesem Gedanken, ließ sie den Kopf noch einmal leicht zur Seite neigen. Seine Worte ließen das stete Lächeln auf ihren Lippen noch ein wenig breiter werden, wissender. Aber er schien davon selbst sehr amüsiert zu sein.

Soso. So versuchst du also, mich zu bestechen. Aber das kannst du gern probieren, dann weiß ich, ob wir dich wirklich gebrauchen können – oder ob wir uns hier noch einen neuen Smutje suchen müssen.“

Ihr Lächeln blieb munter, abwartend. Was er ihr wohl vorsetzen würde?
Crewmitglied der Sphinx
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#14
Rayon musste erneut lachen, als Shanayas ihre Umschreibung eines besonders angerichteten Zwiebacks zum Besten gab. Eine kleine grüne Krone? Sicher hatte die junge Frau etwas gänzlich anderes gemeint, aber für einen Koch auf See war eine solche Vorstellung das Grauen, denn sie bedeutete fast immer, dass die darunterliegende Nahrung unverzüglich über Bord geworfen wurde. Schimmel war der schlimmste Feind jedes Smutjes, sogar noch ein wenig schlimmer als unzufriedene, jammernde Matrosenmäuler.

"Davon werde ich absehen, nicht, dass du noch selbst grün anläufst", schmunzelte er und nickte dann in Richtung der Tür, die zum Kanonendeck führte. "Komm mit, ich zeig' dir, wie man ein langweiliges Stück Zwieback nur durch das richtige Gewürz völlig gesundheitlich unbedenklich in etwas Köstliches verwandeln kann."

Er drehte sich um, bückte sich und hob einen der Geschirrstapel auf, die er nach seinem Dilemma auf dem Deck der Sphinx aufgebaut hatte. Die restlichen würde er später nachholen, und Shanaya um Hilfe zu bitten, kam für einen Gentleman wie ihn selbstverständlich nicht in Frage. So achtete er darauf, den Stapel möglichst gut auszubalancieren, erhob sich wieder, blickte sich noch einmal kurz um, um sich zu vergewissern, dass die Schwarzhaarige ihm folgte, und machte sich dann auf zur Kombüse.

In seinem kleinen Reich angekommen - zugegeben, besonders beeindruckend war es nicht, vor allem noch nicht, da unglaublich spartanisch ausgestattet -, wurden die beiden Piraten direkt von Cirah, Rayons Zaunkönigweibchen, begrüßt, die in ihrem Käfig fröhlich zwitschernd hin und her flog. Wie immer zauberten ihre Aufgewecktheit und die Schönheit ihrer Stimme dem Dunkelhäutigen ein Lächeln auf die Lippen, er stellte die Töpfe und Pfannen behutsam auf der Anrichte ab und legte den Zeigefinger seiner rechten Hand an den Käfig. Sofort flog der Vogel zielstrebig das Gitter an, hielt sich dort kopfüber fest und pickte sanft auf Rayons Haut ein, ehe sie mit ihrer Tour durch den Käfig fortfuhr.

"Das ist Cirah", meinte Rayon zu Shanaya und beobachtete das Weibchen noch einen Moment, ehe er sich vollständig der jungen Frau zuwandte. "Sie ist mir auf Calbota zugeflogen, bevor ich auf der Sirène angeheuert habe. Ziemlich aufgewecktes kleines Ding und zahmer, als man es bei einem so kleinen Vogel für möglich halten würde."

Während dieser Worte suchten seine Augen bereits nach dem kleinen Fass, in dem er den Zwieback aufbewahrte. In dieser Unordnung war das zwar gar nicht so einfach, aber schließlich erblickte er den Gegenstand und begann, den Deckel zu öffnen, um Shanaya den versprochenen Gaumenschmaus vorsetzen zu können.
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#15
Mein Magen kann einiges ab, sonst hätte ich mir wohl auch den falschen Weg ausgesucht.“

Piraten mit empfindlichem Magen gehörten wohl eher an Land, wo ihre Frauen ihnen wohl bekömmliches zubereiteten. Aber nicht auf ein Schiff, wo man erst die Maden aus dem Brot puhlen musste, bevor man es verspeiste. Oder man aß die Maden eben mit – jedem seinen Geschmack. Auf seine weiteren Worte gab sie jedoch keine Erwiderung, beobachtete nur ruhig, wie er sich einem Teil des neu gekauften annahm und sich dann auf den Weg nach unten machte. Sie würde ihm folgen, keine Frage. Aber die blauen Augen ruhten einige Momente auf den restlichen Töpfen, ehe sie ohne noch einen Herzschlag zu zögern zu ihnen trat und sie hoch hob, um voll beladen Rayon nach unten zu folgen. Sie war wirklich gespannt, was der Dunkle zaubern wollte, um sie zu begeistern. Vielleicht hatten bei ihm ja nicht die Zwieback sondern die Maden eine grüne Krone auf?
Ihr Weg führte sie an Rayons Seite, mit einer ruhigen Bewegung stellte sie ihren Stapel Töpfe neben seinen ab und folgte seiner Bewegung dann mit den blauen Augen. Erst jetzt ging sie auf das Zwitschern ein, wog den Kopf ein wenig zur Seite. Soso. Er hatte also einen Vogel. Nun, den hatten sie hier gewiss alle – aber Rayon hatte zusätzlich noch einen mit Federn. Er beschäftigte sich mit dem Tier, nannte ihren Namen und erklärte, woher er sie hatte.

Wenn sie zahm ist, wieso ist sie dann in dem Käfig? Würde sie weg fliegen?“

Mit neugierigem Blick trat die junge Frau nun selbst an das kleine Gitter, beugte sich leicht nach vorn, um sich das Vögelchen genauer ansehen zu können. Ein ziemlich kleiner, brauner und irgendwie pummeliger Vogel. Passte so überhaupt nicht zu dem großen, muskulösen Mann. Ihr Wissen über Vögel beschränkte sich auf Flügel, fliegen, Federn und Würmer. Tierkunde hatte nie wirklich eine Rolle für sie gespielt. Sie musste nicht wissen, welcher Vogel ihr das Mittagessen aus der Hand schnappte. Sie hatte Wichtigeres gelernt.

Meine Erwartungen sind übrigens sehr hoch. Du musst meine eigenen Künste übertreffen, um mich wirklich zu beeindrucken. Also gib dein Bestes.“

Mit einem herausfordernden Blick drehte die Schwarzhaarige leicht den Kopf, musterte den Dunklen mit munterer Miene.
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#16
Erst jetzt bemerkte der Schiffskoch, dass Shanaya sich so wie er einen Stapel Töpfe geschnappt und gemeinsam mit ihm in die Kombüse gebracht hatte. Dass sie sich als Piratin nicht zu schade war, um bei solchen Tätigkeiten mit anzufassen, war nicht weiter verwunderlich, über ihren Charakter - ganz unabhängig vom Geschlecht - sagte es aber einiges aus. Sie schien aufgeschlossen und hilfsbereit zu sein, ganz so, wie Rayon sich eine Crew vorstellte, in deren Mitte er sich wohlfühlen konnte. Dankbar nickte er der Schwarzhaarigen zu und widmete sich dann ihrer Frage.

"Sind dir die Möwen in diesem Hafen nicht aufgefallen? Riesige Biester", sagte er mit nur einem Hauch von Ernsthaftigkeit in der Stimme. Selbstverständlich war das nicht der wirkliche Grund, auch wenn die Gefahr durchaus nicht zu vernachlässigen war. Möwen konnten in der Tat erbarmungslose Jäger sein.

"Nein, um ehrlich zu sein, ist sie einfach ziemlich ängstlich. Einmal habe ich den Fehler gemacht, sie aus dem Käfig zu lassen, als wir mit der Sirène einige Tage in einer größeren Stadt vor Anker lagen. Sie hat einen halben Herzinfarkt bekommen und sich danach wochenlang nicht mehr herausgetraut." Er betrachtete das Zaunkönigweibchen nachdenklich. "Und auf hoher See ist der Wind für einen so kleinen Vogel oft zu stark. Deshalb verbringt sie die meiste Zeit hier in Sicherheit. Du wirst sie aber noch früh genug an Deck umherfliegen sehen", fügte er hinzu und lächelte bei dem Gedanken. Nicht selten hatte das kleine Ding mit ihren manchmal etwas tollpatschigen Flugeinlagen an Deck der Sirène im Alleingang für allgemeine Erheiterung gesorgt.

"Aber genug davon, du bist schließlich nicht für Geflügel mit nach unten gekommen", erlaubte er sich einen äußerst schlechten Wortwitz und griff endlich nach einem Zwieback, wonach er das Fass sorgsam wieder verschloss. Erneut schossen seine Augen daraufhin suchend umher - eine nicht vollständig eingerichtete Küche war einfach grausam -, ehe sie auf einer Kiste Halt machten, in der er seine Gewürze verstaut hatte. Kurz überlegte er, griff sich dann eine Dose mit einer eigens kreierten rhofalanischen Gewürzmischung, verstreute etwas davon auf dem Zwieback und angelte sich anschließend noch die Flasche Olivenöl, die er zu den Luxusgütern zählte, die einen durchschnittlichen von einem hervorragenden Schiffskoch unterschieden. Ein paar Tropfen der kostbaren Flüssigkeit träufelte er auf das Gebäck, ehe er es vorsichtig der Piratin neben sich reichte.

"Wenn unsere Unternehmung erfolgreich verläuft, wird natürlich viel mehr aufgetischt. Aber bis dahin... bin ich zuversichtlich, dass deine Erwartungen auch hiermit erfüllt werden können. Simpel, aber deshalb kein Stück weniger geschmackvoll."

Gespannt wartete er darauf, dass Shanaya ihm die Zwischenmahlzeit abnehmen und ihr Urteil darüber sprechen würde.
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#17
Shanayas helle Augen wanderten bei den Worten des Mannes noch einmal zurück zu dem kleinen Vogel, musterten ihn aufmerksam. Vermutlich hatte Rayon Recht, so ein zierliches Vögelchen hatte wohl kaum eine Chance gegen eine Horde gefräßiger Möwen. Es sei denn, sie hatte ihren Charakter. In diesem Fall würde sie jedoch nicht mehr in diesem Käfig sitzen. Und auch die nächsten Worte des Dunkelhäutigen sprachen dagegen.

Wird ihr in diesem Käfig nicht irgendwann furchtbar langweilig?“

Die Schwarzhaarige steckte kurz den Finger durch die Gitterstäbe, wackelte damit, ehe sie sich wieder zu Rayon herum wandte. Er sah eher aus, als würde er solch einen zierlichen Vogel eher (aus Versehen) zerdrücken als sie in solch einem Käfig zu behüten... Aber auf die weiteren Worte des Mannes hin nickte Shanaya nur, grinste und konnte sich einen Kommentar dazu nicht verkneifen.

Von so einem Vögelchen wird ja auch keiner satt.“

Noch ein kurzer Blick galt dem Vogel im Käfig, ehe sie zu einem der Fässer trat, während der Ältere sich etwas zusammen suchte. Bisher war Rayon ihr der sympathischte der drei Neuzugänge, auch wenn sie auf ihn als Smutje besonders ein Auge haben musste. Aber damit musste er leben – das hatte sie ihm ja nun schon mehrmals klar gemacht. Bei dem Fass angekommen zog sie sich rücklings darauf, schlug die Beine übereinander und beobachtete den Mann bei dem, was er tat. Er tropfte noch etwas auf das Zwieback und hielt es ihr schließlich hin – zusammen mit einem Kommentar, der sie leise schnaufen ließ.

Dann überleg dir schon Mal, was du dann auftischen willst. Genau das wird nämlich der Fall sein!“

In ihrem Blick lag feste Entschlossenheit, als sie das Zwieback entgegen nahm und ohne Zögern hinein biss. Mit überlegender Miene kaute die junge Frau darauf herum, wog den Kopf leicht zur Seite, ehe sie den Bissen herunter schluckte.

Schmeckt gut, aber das ist noch Nichts, wofür ich dich in den Himmel loben würde.“

Sie grinste Rayon entgegen, steckte sich dann den Rest in den Mund. Was er wirklich konnte würde sich dann bei richtigen Gerichten zeigen. Etwas fertiges verfeinern konnte nahezu jeder – aber das war immerhin der erste Schritt in die richtige Richtung.
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#18
"Nicht, wenn man sich genug mit ihm beschäftigt", meinte Rayon mit Blick auf Cirah. Wie zur Bestätigung zwitscherte der kleine Vogel vergnügt und stürzte sich dann auf die Körner in einer Ecke des Käfigs, um seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Trotz der Tatsache, dass er das Zaunkönigweibchen problemlos eine Zeit lang hinter Gittern halten konnte, hoffte er doch, bald wieder die Gelegenheit zu erhalten, sie für ein paar Stunden fliegen zu lassen. In diesen Momenten war es einfach noch schöner, Cirah zuzuschauen und sich darüber zu freuen, wie sie förmlich übersprudelte vor Energie und Erkundungsdrang.

Wieder musste Rayon bei dem Kommentar der Schwarzhaarigen schmunzeln. Ihre anscheinend grenzenlose Zuversichtlichkeit gefiel ihm. Das Leben war zu kurz, um pessimistisch zu sein, und auch wenn Zuversicht und Leichtsinn häufig sehr nah beieinanderlagen, konnte eine solche Einstellung im Voraus einer schwierigen Unternehmung nur hilfreich sein. Damit würde sie sicherlich auch die anderen Crewmitglieder nur noch mehr motivieren, ihren unbekannten zweiten Kapitän zu retten, und genau diese Motivation war notwendig, um ihren waghalsigen Plan erfolgreich in die Tat umzusetzen.

Gespannt beobachtete der Schiffskoch daraufhin, wie Shanaya sich den Zwieback in den Mund schob, den Geschmack augenscheinlich äußerst eingehend überprüfte und ihm dann ihre Meinung dazu sagte - offen und unverblümt, wie er es nicht anders von ihr erwartet hätte. Rayon lachte leise und verzog die Mundwinkel zu einem breiten Grinsen, während er sie amüsiert anblickte.

"Ich merke schon, eine anspruchsvolle Feinschmeckerin. Dann werde ich mich wohl doppelt anstrengen müssen, um dich auch noch restlos zu überzeugen."

Eine der Schwächen, die Rayon zweifelsohne aufwies, war seine auffallende Kritikunfähigkeit, wenn es um seine Kochkünste ging. In diesem Fall lag jedoch kein Groll in seiner Stimme, schließlich hatte Shanaya ihm immerhin das Gütesiegel "Schmeckt gut" verliehen - und irgendwie hatte der Dunkelhäutige den Eindruck, dass das auf der Shanaya-Skala bereits verdammt weit oben lag. Zudem weckte die junge Frau in ihm vielmehr den Ehrgeiz, sie mit seinen Kochkünsten so auf seine Seite zu ziehen, dass sie nie mehr auch nur auf den Gedanken kommen würde, selbst Essen für die Crew zuzubereiten, und er hatte nicht den geringsten Zweifel daran, das mit links zu schaffen.

"Aber das muss noch warten. Vorher muss ich diese verwahrloste Küche noch weiter herausputzen, sonst kann ich unmöglich vernünftig arbeiten."

Er grinste angesichts dieser schamlosen Übertreibung - ein guter Koch konnte in beinahe jeder Situation irgendetwas Schmackhaftes zubereiten - und streckte dann mit einer ausladenden Geste und einer leichten Verbeugung den Arm aus, um Shanaya auf höchst elegante Art zu bedeuten, dass sie vorgehen solle. Dann kehrte er seinem neuen Reich für den Moment den Rücken zu. Schließlich warteten an Deck noch genug Küchenutensilien darauf, hier ihren Platz zugewiesen zu bekommen.

~ Nebenplay abgeschlossen ~


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