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Wenn wir zusammen arbeiten wollen...
Ryan & Talin ✓✓
Szenen-Informationen
Charaktere Gast
Datum 11 März 1822
Ort Auf der Sphinx
Tageszeit Vormittags
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
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#1
Die Besprechung war nicht so verlaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Frustriert nach diesem ewigen hin und her und doch keine richtigen Entscheidungen treffen, hatte sie die Versammlung schließlich aufgelöst. Klar, sie hatten einen mehr oder weniger guten Plan, aber es hing so viel von Menschen ab, die sie einfach nicht genug kannte oder traute. Am meisten missfiel ihr jemandem zu vertrauen, der ihr Schiff hatte stehlen wollen. Frustriert fuhr sich Talin mit beiden Händen durchs Haar und sah sich dann auf dem Deck um. Wenn sie mehr Vertrauen in diesen seltsamen, unhöflichen, wortkargen Mann haben wollte, dann musste sie mit ihm reden. Aber es ist unwahrscheinlich, dass er zu ihr kommen würde, so wie sie ihn einschätzte. Deshalb stand sie jetzt auf dem Deck und suchte Ryan. Vermutlich wäre es allerdings leichter gewesen einen Holzwurm zu finden. Also holte sie tief Luft und sprach laut genug, dass man sie über das Deck hören konnte: „Wo bist du, Dieb? Ich will mit dir reden!“
Wo er war, war zumindest für Ryan kein Geheimnis. Denn schließlich hatte er immer noch jenen Wachhund Namens Shanaya an der Backe. Meistens jedoch saß er seine Zeit einfach und entspannt in der Takelage ab. Hier ließ man ihn in Ruhe und er konnte seinen Gedanken nachhängen. Schließlich stellte sich immer noch die Frage, wie er Heile aus dieser ganzen, verfluchten Situation rauskommen sollte. Es war klar, dass er zunächst einmal Mitspielen musste... Und dabei war noch nicht einmal sein Ziel das Vertrauen der Kapitänin zu gewinnen... Er wollte einfach nur so lange Überleben, wie es eben Nötig war. Kaum dachte Ryan an den Blondschopf, hörte er schon ihre Stimme. Im ersten Moment befürchtete er schon, es wäre das Sonnenscheinchen, aber zum Glück irrte er sich. Der mürrische Blick ging nach unten. Kurz überlegte er ob er wirklich spuren oder so tun sollte als hätte er sie nicht gehört. Allerdings war ihm klar dass dies nur unangenehme Fragen hinterher zur Folge hatte. Und so stieg er geschickt und flink die Takelage hinab, bis seine Füße lautlos das Holz an Deck berührten. Ein finsteres, arrogantes Lächeln umspielten seinen dunklen Blick. Alles an ihm schien einfach nur Misstrauen zu erregen. „Aye, Captain?“, fragte er und klang dabei so arrogant wie eh und je.
Es dauerte einen Augenblick, vielleicht auch zwei, bis er auch schon die Takelage hinunter kam. Sie merkte sich für die Zukunft, dass sie dort zuerst nachsehen würde, wenn sie ihn suchte. Mit nachdenklichem Blick sah sie dem Mann dabei zu, wie er sich bewegte. So wie er sich bewegte, glaubte sie gern, dass er gut in seinem Beruf war. Und vielleicht stahl er auch nicht nur Wertgegenstände, sondern auch Leben. Er gäbe mit diesen Fähigkeiten sicher auch einen guten Attentäter ab. Doch als er schließlich vor ihr stand, mit diesem Gesichtsausdruck, vergaß sie ihre Gedanken und kniff nur die Augen zusammen, während ihre Mundwinkel aber verdächtig zuckten. Sie hatte schon mit genug Männern in ihrem Leben zu tun gehabt, die vor Arroganz nur so strotzen. Ihren inneren Kampf verlor sie schließlich und ein Grinsen erschien auf ihren Lippen. „Wie schön, dass du meinen Stand so einfach akzeptierst.“ Sie machte eine wegwischende Handbewegung und lehnte sich dann an die Reling. „Also, Dieb. Wir sollten mal die Fronten klären. Was will dein Auftraggeber mit meinem Schiff?
Ryan legte den Kopf leicht schräg zur Seite, während er ihrer Frage lauschte. Seine linke Augenbraue ging in die Höhe – die Rechte war dank der Narbe wesentlich weniger beweglich und so beließ Ryan es generell nur bei der Linken. Es faszinierte ihn wie klein sie war und welch Ausstrahlung sie dennoch besaß. Ihre ganze Haltung schrie schier nach Adel und insgeheim fragte sich der Dieb, ob sie nicht jenem Schicksal entflohen war. Wenngleich der Gedanke sofort beiseite geschoben wurde. Er hatte das linkische grinsen nicht abgelegt, und irgendetwas in seinem Auge schien aufzuleuchten, als er über ihre Frage nachdachte. „Mein Hehler ist ein Sammler von schönen Dingen. Und dieses Schiff ist außerordentlich schön, nicht? Zumindest...“, Ryan sprach die Worte lang und gedehnt aus, streckte seine Hand aus und fuhr über die Reling an welchem die Fasern des Holzes leicht absplitterten. „Wenn man ihr Zustand außen vor lässt. So gesehen könntet Ihr es auch einfach als Kompliment nehmen.“. Schließlich zog er die Hand wieder zurück und verschränkte sie vor der Brust. „Aber ich schätze, dass war längst nicht alles, was Ihr von mir wollt, richtig? Bedauerlicherweise bin ich nicht in der Lage Euch Namen zu nennen, denn mein Auftraggeber ist und bleibt das, was er nun mal ist: Mein Hehler.“, Ryan sprach eigentlich nie sonderlich viel, doch dieses Mal wollte er ihr sofort den Wind aus den Segeln nehmen. Immerhin hatte er wirklich keine Ahnung von dem, was in Talin überhaupt vor ging. Schließlich versuchte Ryan geschickt das Thema zu wechseln: "Habt ihr eine Lösung Eures Problems bezüglich der Rettungsaktion Eures Bruders gefunden?“,ja.. Das unerbitterliche, fiese grinsen auf seinen Lippen wurde tatsächlich ein ticken breiter.
Talin erwartete nicht wirklich eine aussagekräftige Antwort. Er war schon in der Brig nicht sehr gesprächig gewesen, hatte ihr nur die nötigsten Antworten gegeben und das gesagt, was ihn am Leben erhielt. Dass er ihr nun geradezu eine Rede hielt, konnte sie nicht anders, als seine Geste mit der hochgezogenen Augenbraue zu kopieren. Sie wusste nicht so recht, was sie von ihm halten sollte. Doch dadurch, dass er so viel redete, konnte sie keine weiteren Fragen stellen, denn er hatte ihr alles vorweggenommen. „Ja, das Schiff ist wirklich wunderschön. Dumm nur, dass sein vorheriger Captain ein Idiot war, der es nicht zu würdigen wusste.“ Sie sah auf die Stelle in der Reling, die Ryan berührt hatte. Schon wollte sie die nächste Frage stellen, als er ihr allerdings zu vorkam. Sie sah ihn an und schnaubte dann einfach nur genervt und frustriert. Sie legte den Kopf in den Nacken, sah nach oben in den Himmel und dann wieder zu dem Dieb zurück. „Du kannst dir dein breites Grinsen sonst wo hin stecken. Hätte ich eine andere Lösung, als die, die wir unseren 'Plan' nennen, würde ich mir nicht so sehr den Kopf zerbrechen.“ Sie seufzte und wechselte dann einfach wieder das Thema. „Wie lange bist du schon Dieb? Die Frage ist doch erlaubt, oder? Ist ja nichts zu privates.“ Jetzt war es an ihr frech zu grinsen.
Zugegeben, Ryan war wirklich nicht der redseligste. Umso auffälliger war es dass er überhaupt soviel sprach. Doch es durfte Talin klar sein, woher diese Redeschwall rührte. Zu Ryans positiver Überraschung jedoch, bohrte sie nicht weiter nach. Entweder akzeptiere sie wohl seine kryptische Antwort, oder entschied dass es die Mühe nicht Wert war. In beiden Fällen war es dem Dieb nur Recht. Dieses abfällige und hinterhältige Lächeln auf seinen Lippen behielt er jedoch trotz ihrer Aussage bei... Denn irgendwie hatte es sich im Laufe der Jahre zu einer Art Selbstschutz entwickelt. Es verhinderte erstaunlich gut das Lesen seiner Gedanken durch seine Mimik. Und selbst als Talin die nächste Frage stellte, war es nur sehr schwer zu erkennen, dass sich der Blick um seine Augen herum ein klein wenig verfinsterte. War ja klar, dass dies kommen musste. Jedes Mal wenn man ihm Fragen zu seiner Person stellte, wurde Ryan misstrauisch. Was nützte es ihr zu wissen, wie lang er schon dem Handwerk der Langfingerei nachging? Welche Schlüsse würde sie daraus ziehen wollen? Allerdings war dem schwarzhaarigen durchaus bewusst, dass er es sich an dieser Stelle nicht verscherzen wollte. Bei Shanaya konnte es ihm ja wohl egal sein, wie sehr sie ihn hasste. Doch beim Captain musste er vorsichtiger vorgehen... „Lang genug um zu wissen, dass ich mir einen schrecklichen Fehler erlaubt habe indem ich ohne vorherige Observation Euer Schiff betreten habe.“, er wollte die Antwort nicht einfach so zwischen ihnen stehen lassen, er wollte auf Augenhöhe mit ihr sprechen. Dieses Untergebenen-Gehabe passte nicht zu Ryan. „Und wann habt Ihr beschlossen von zu Hause fort zu Laufen und Eurer rebellischen Phase nachzugehen?“
Seine Antwort ließ sie nur die Augen verdrehen. Mit der ganzen Lebensgeschichte seinerseits hatte sie nun nicht gerechnet, aber eine genaue Antwort wäre schon nett gewesen. Stattdessen bekam sie so ein paar schleimige, nichts sagende Worte um die Ohren gehauen. Aber eigentlich sollte sie sich nicht wundern. Der Dieb wollte eben nichts über sich Preis geben, was ihm seine Geheimnisse entzog. Dennoch konnte sie sich einen Kommentar nicht verkneifen. „Dann bist du also schon so lange Dieb, dass du dachtest du könntest dich auf deinem Können und Wissen ausruhen und diese Überheblichkeit hat dich die Freiheit gekostet.“ Ihre Augen funkelten vergnügt. Sie wollte diesen stoisch guckenden Kerl gern aus der Reserve locken, aber vermutlich würde ihr das nicht so schnell oder nur mit so einfachen Worten gelingen. Und außerdem drehte er schon wieder den Spieß um. Talin warf ihm einen Seitenblick zu, bevor sie sich mit einem Seufzer umdrehte und aufs Wasser hinaus sah. Aber während sie noch über seine Frage nachdachte und wie sie am besten darauf antworten sollte, schlich sich wieder ein Lächeln, diesmal etwas gemein und blutrünstig, auf ihre Lippen. Sie schämte sich nicht ihrer Vergangenheit. „Der Plan besteht schon seit ich ein kleines Kind war. Weggerannt bin ich dann schließlich, nachdem ich dachte, es sei Zeit und ich meinen werten Gemahl entmannt habe.“ Nun sah sie Ryan wieder direkt an. Er sollte ruhig wissen, dass sie sehr wohl in der Lage war auch ihm das anzutun. „Wirst du versuchen uns zu hintergehen?“ Auf diese Frage glaubte sie die Antwort eigentlich schon zu kennen.
Für Ryan war es nicht das erste Mal, einer Frau zu begegnen die sehr wohl in der Lage war sich selbst zu verteidigen. Natürlich war es vor allem in diesen dunklen Zeiten gerade für dieses Geschlecht nicht gerade einfach, irgendwo ohne einen Mann an ihrer Seite selbstständig Fuß zu fassen. Unterdrückung und Gewalt waren da wohl eher an der Tagesordnung. Doch die Meisten denen er begegnet war, ruhten sich ohnehin viel zu sehr auf ihrer Schwäche aus. Umso interessanter Empfand er es, wenn Frauen Stärke und Charakter zeigten. Und vor allem dazu standen und sich nicht verbogen. Ja, sowohl Shanaya als auch Talin gehörten zu diesem Schlag, soviel hatte Ryan bisher herausfinden können. Wenngleich er bei der schwarzhaarigen Shanaya immer das Gefühl hatte, sie nahm alles viel zu sehr auf die leichte Schulter. Und früher oder später würde das Böse erwachen kommen. Oder eben nicht. Talin wirkte dahingegen sichtlich bodenständiger, obgleich er sie nicht sonderlich viel Älter als den Sonnenschein schätzte. Ryan rührte sich nicht, auch wenn er sich darüber wunderte dass sie ihm einfach so den Rücken zuwandte. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht und misstrauisch kniff er kurz die Augen zusammen. Irgendwie musste sie ja zumindest einmal davon ausgehen, dass von ihm keine Gefahr drohte.. Denn auch wenn sie ihm gerade noch gedroht hatte, ging man nicht einfach Grundlos das Wagnis ein dem Feind seine ungeschützte Seite zu zuwenden. Ryan machte einige Schritte gen Reling um sich seinerseits mit dem Rücken daran anzulehnen, blieb jedoch gute zwei Armlängen von Talin entfernt. „Von mir drohte schon in dem Moment keine Gefahr mehr, als das Schiff ablegte, Captain. Im Moment zählt für mich nur, meinen Kopf heile aus dieser Situation zu bekommen.“, er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte gerade aus. Da Talin links von ihm stand, konnte er sie dennoch im Augenwinkel sehen. „Und wenn es bedeutet Euch mit einem Mittelsmann von mir bekannt zu machen, nur um zu Überleben, dann tue ich das.“
Mit ruhigem Blick sah sie Ryan dabei zu, wie er sich neben sie gesellte. Er wahrte immer noch Abstand, blieb auf ein, zwei Armeslängen von ihr entfernt, dabei würde sie ihn sicher nicht beißen. Aber sie verstand ihn schon. Vertrauen in jemanden zu entwickeln war so viel schwerer, als der ganzen Welt erst einmal zu misstrauen. Und jemand, der im Dunklen arbeitete, sein Geld mit Diebstählen verdiente und vermutlich nur seinen Hehler 'Freund' nannte, vertraute sicher nicht einfach so jedem daher gelaufenen. Kleine Schritte musste sie tun, wenn sie wollte dass er ihr zumindest ein klein wenig vertraute. Sie selbst wusste noch nicht so recht, was sie von ihm halten sollte, doch sie misstraute ihm nicht, was sie ihm mit ihrer Geste zeigen wollte. Ihm den Rücken zuzudrehen, war vielleicht riskant gewesen, aber sie hatte darauf vertraut, dass er ihr nichts tun würde. Wäre ja auch ziemlich dumm gewesen. Aber in diesem Moment war für Talin wichtiger, wie seine Antwort ausfiel. Und im Grunde sagte er genau das, was sie erwartet hatte. Genau das, was sie hören musste, damit sie kein Misstrauen ihm gegenüber hegte. Er passte sich einer Situation wirklich sehr geschickt an. Und im Moment war sie von ihm auch abhängig, um Lucien zu retten. Das war es, was sie am meisten ärgerte und weshalb sie ihn besser hatte kennenlernen wollen. „Genau das nagt an mir. Du willst mich mit diesem Mann bekannt machen, aber genau so einfach könntest du auch verschwinden, wenn wir wieder an Land sind. Du könntest mich sogar der Marine übergeben, allein weil ich auf diesem Schiff hier segle. Wie soll ich sicher sein, dass du bleiben wirst und mir hilfst?“ Frustriert von der Situation, die sie nicht richtig einschätzen konnte, stützte sie ihr Kinn auf die linke Faust und starrte das Meer finster an. „Deshalb stelle ich dir diese vielen Fragen, deshalb will ich dich einschätzen können.“
Ryan legte den Kopf in den Nacken und lachte kurz auf. Es war ein dunkles, gar abschätziges Lachen. Zwar hielt es nicht lange an, doch er war sichtlich amüsiert ob ihrer bedenken. „Sehe ich etwa so Hinterhältig aus?“, fragte er schließlich mit einem schiefen grinsen. Doch dann schüttelte er den Kopf, holte tief Luft und dachte über eine weitreichendere Antwort nach. „Nein, ernsthaft. Ich kann Euch keinen Beweis dafür geben, dass ich das nicht tun würde. Dennoch... Würde ich Euch der Marine übergeben wollen, würde ich ja wohl selbst Gefahr laufen mit dem Kopf in der Schlinge zu stecken. Außerdem.. Segle ich doch zur Zeit selbst auf diesem Schiff. Es wäre wohl sehr schwer einem dieser minderbemittelten und begriffsstutzigen Zeitgenossen zu erklären, wie es dazu kommt dass ich ausgerechnet Euch ausliefere, aber selbst nicht Gefangen genommen werden sollte.“, Ryan hielt kurz in seiner Erklärung inne, sprach dann aber weiter um ihre Bedenken tatsächlich zu verwerfen. „Ich kann nicht mehr tun als Euch den Vorschlag machen, verlieren könnt Ihr dabei nichts. Und wenn es Euch so große Kopfzerbrechen bereitet, legt mir Fesseln an und nehmt den Blondschopf mit. Ohne den Hünen. Wegen mir auch dieses schwarzhaarige, nervige Etwas Namens Shanaya. Aber eine Frage habe ich noch an Euch.“, letztlich drehte er den Kopf nun doch in ihre Richtung und bohrte seinen dunklen, braunäugigen Blick in ihr Profil. „Wir alle hier, Euch inbegriffen, haben eine dunkle und zweifelhafte Vergangenheit. Jeder einzelne von ihnen.“ ,er nickte kurz gen Hauptdeck, ohne den Blick von Talin abzuwenden. „Einige von Eurer Crew kennt Ihr dabei kaum länger als mich, richtig? Was macht Euch so sicher dass sie nicht weniger hinterhältige Gedanken haben als ich? Abgesehen davon, dass ich zur falschen Zeit am falschen Ort war. Aber genauso gut hätte ich bei Euch anheuern können....“, meinte er schließlich und war ernsthaft gespannt auf ihre Reaktion.
Sein Lachen überraschte sie, denn damit hatte sie nicht gerechnet. Der Klang hätte vielleicht angenehm sein können, wenn der Hauch von Abschätzung nicht darin mit geklungen hätte. Und gerade deswegen und vielleicht auch wegen seines Wesens, konnte sie sich eine Antwort auf seine Frage nicht verkneifen. „Ja.“ Er sah so hinterhältig aus. Ganz ehrlich? Sie würde ihm nicht mal freiwillig einen Hundewelpen in seine Obhut geben, denn sie rechnete damit, dass er ihn binnen ein paar Sekunden zu Geld gemacht hätte. Ein Kompliment an seine Fähigkeiten, doch sicher würde er das nicht so sehen. Und dann sollte sie ihm vertrauen? Seine Argumentation mochte schlüssig sein, ja sogar logischer, als sie erwartet hatte, aber dennoch blieb der Hauch von einem Zweifel. Sie spürte seinen Blick auf ihr, lauschte seinen Worten, während der Wind müßig kleine Wellen über die offene See tanzen ließ. Diese zu beobachten, gab Talin die Zeit über das Gesagte nachzudenken, denn er hatte nicht ganz unrecht. Sie konnte noch jemandem mitnehmen, konnte sich absichern gegen eventuelle Fallen. Bei seiner Frage schließlich entfloh ihr ein amüsiertes Schnauben und sie wandte ihr Gesicht ihm zu, nutzte die nun frei gewordene Hand, um ihr Haar auf der linken Seite festzuhalten, als der Wind auffrischte. „Du hast mein Geld gestohlen, die anderen nicht. Deshalb misstraue ich dir mehr als den anderen." Sie zuckte mit den Schultern. „Die anderen mögen eine dunkle Vergangenheit haben, jeder hat die vermutlich, aber ich würde es ihnen nicht zu trauen. Auch wenn ich noch nicht so alt bin, kann ich Menschen doch ganz gut einschätzen. Da wo ich herkomme, lernte man das ziemlich schnell. Bei ihnen habe ich also nicht das Gefühl, dass sie mich hintergehen würden. Du hingehen strahlst diese Abwehr aus, dem jeden Einzelgänger eigen ist.“ Nachdenklich legte sie den Kopf schief und sie schmunzelte leicht, als sie ihren Blick über ihn gleiten ließ. „Vielleicht sollte ich dir deshalb vertrauen. Einfach weil jeder erwarten würde, dass ich es nicht tue.“ Wieder zuckte sie mit den Schultern, als wäre für sie die Angelegenheit erledigt. Das Thema war für sie noch nicht durch, aber sie musste vorher etwas anderes klären, was sie gewaltig störte. „Wieso sagst du immer 'Ihr' und 'Euch'? Seh ich aus, wie eine verfluchte Adlige, oder was?“
„Nun, Ihr seid der Captain und somit solltet Ihr mit Respekt behandelt werden, oder nicht?“, das überlegene Lächeln auf seinen Lippen war längst nicht verschwunden. Und auf sonderbare Weise amüsierte es ihn, dass sie so.. Ja, so problemlos mit ihm umsprang. Er hatte versucht sie zu Reizen, so wie er es ständig bei fremden Menschen versuchte. Ihm war bewusst welche Wirkung seine Art auf andere hatte. Aber an Talin schien all' das einfach abzuprallen und irgendwie schaffte sie es diese negative Energie einfach im nichts verschwinden zu lassen. Wenn er so im Nachhinein darüber nachdachte, empfand er es sogar ein bisschen kurios. Es war gar so als wüsste sie etwas über ihn, dass ihr die Sicherheit gab die Oberhand zu behalten und nicht aus der Haut zu fahren. „Und das mit deinem Geld...“, offensichtlich ersetzte er sofort, auf ihre Anmerkung hin, das lästige 'Ihr' in 'du' um. „...Sieh' es als Gefallen dafür, einfach besser auf deine Sachen aufzupassen.“, ja, da war sie wieder. Diese Arroganz. Und doch sagte sein Blick etwas anderes. Er war amüsiert über ihre Bedenken. „Und wenn dass wirklich der einzige Grund ist, welcher mich von den anderen verrückten, unnahbaren, eigenbrötlerischen Männern auf diesem Schiff unterscheidet, dann muss ich wirklich sagen dass es mir Leid tut.“, er drehte sich in ihre Richtung um sich nun seitlich an die Reling zu lehnen. „Aber du musst zugeben, er hing da auch ziemlich verführerisch. Und gerade wenn man sich in einer solchen Spelunke herum treibt wie ihr es getan habt, passe ich doch erst Recht auf mein Geld auf...“, das grinsen auf seinen Lippen wurde breiter, aber auch ehrlicher. Dabei zeigte der Dieb überraschend gerade und weiße Zähne – eine Seltenheit in diesen Zeiten. „Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass du der Captain bist, hätte ich die Finger von deinem Geld gelassen.“, setzte er noch an, sprach jedoch in einer solch sarkastischen Tonlage, dass es nicht an Schmeichelei heran kam. Zumal Einschleimen ohnehin nicht seine Art war.
Talin wusste nicht, ob sie lachen, die Augen verdrehen oder einfach nur ein ziemlich eindeutiges Schnauben von sich geben sollte. Dieser Kerl schlug echt alle anderen, die sie je kennengelernt hatte, mit seiner Arroganz und seinem Auftreten. Vielleicht fand sie ihn deshalb so sympathisch. Er behandelte sie nicht so von oben herab, weil sie eine Frau war und noch ziemlich jung, sondern weil das einfach seine Art war. Und dafür schämte er sich nicht einmal! Auf eine gewisse Weise schien er mehr in sich zu Ruhen und mit sich zufrieden zu sein, wie ihr noch nie jemand untergekommen war. Ja, genau deshalb fand sie ihn sympathisch. Aber das hieß nicht, dass sie ihn zwingend mögen musste. Sie musterte dieses breit grinsende Gesicht und entschied sich dafür ihm keine zu kleben, obwohl der Gedanke sehr verlockend war. Immerhin kam er ihr nicht mehr mit dieser übertrieben höflichen Anrede. „Ich finde es irgendwie ziemlich traurig, dass ein Dieb mich darüber aufklären muss, dass ich in so eine Spelunke vorsichtig sein muss. Und ich muss verrückt gewesen sein, dir nicht sofort die Hand abzuschlagen, als ich gespürt habe, wie du mein Geld genommen hast.“ Sie warf ihm einen abschätzigen Blick zu und verschränkte dann die Arme vor der Brust. „Du würdest vermutlich selbst deine Mutter bestehlen, wenn sie Captain von diesem Schiff wäre. Aber immerhin bist du ehrlich...auf deine Art irgendwie.“ Jetzt grinste sie breit. Sie mochte es mit ihm zu reden, doch sollte sie langsam zu ihrem wirklichen Problem kommen. „Also gut, Dieb, ich habe entschieden dir zu vertrauen, was deinen Informanten angeht. Erzähl mir etwas über ihn. Worauf muss ich achten, um zu bekommen, was ich will?“
Das Lächeln auf seinen Lippen wurde diabolisch bei ihren Worten. Auf ihre Einschätzungen hin sagte er ansonsten allerdings nichts, sondern ließ sie einfach so im Raum stehen. Doch was ihn ungemein amüsierte war der Punkt, dass sie ihn als 'Ehrlich' bezeichnete. Ryan hatte schon viele Dinge über sich selbst gehört, ihm dabei Ehrlichkeit zu unterstellen war jedoch noch nie der Fall gewesen. Von daher kam es ihm gar nicht erst in den Sinn dies abzustreiten. Allerdings war ihre Frage, welche sie daraufhin stellte um einiges Interessanter. Irgendetwas verschwörerisches blitzte in seinem Blick auf, allerdings nur für den Bruchteil einer Sekunde. Vielleicht war dies eine unterschwellige Warnung bezüglich ihres Vertrauens? Oder einfach nur seine Art Menschen auf Abstand zu halten. Immerhin war Ryan im Grunde ein Einzelgänger, vertraute selbst nur schwer anderen und neigte mit Absicht dazu, sie durch seine Art von sich Fern zu halten. Meistens klappte es und auch wenn der Dieb sehr wohl wusste dass er hier die Dinge anders angehen musste, fiel es ihm doch nicht gerade leicht jene Haltung abzulegen. „Sagen wir... Ich weiß Dinge über ihn, die ihn dazu bringen wird dir all' die Informationen zu geben die du haben möchtest.. Vorausgesetzt ich komme mit.“, während er sprach hatte er den Kopf wieder von ihr Abgewandt und sah gerade aus übers Deck. „Natürlich könnte ich dir über jedes Detail berichten, allerdings bin ich Clever genug um zu Realisieren dass du dieses Wissen nutzen würdest um alleine zu gehen. Der Punkt ist, dass ich weiß das er zur Zeit hier stationiert ist und ich kenne seine Schwächen gut genug um sagen zu können dass er sich in den dunkelsten Ecken dieses Lochs herumtreibt.“, erneut hatte er die Arme vor der Brust verschränkt. Nun ging es ums verhandeln und die mehr oder weniger freundliche Plauderei hatte ein Ende. „So selten sind korrupte Offiziere nicht, richtig? Er wird mehr Angst davor haben, nicht zu kooperieren als dich und diese Crew anzuschwärzen. Und dafür kann ich sorgen...“, dass er dies alles nicht ohne Gegenleistung tun würde, war klar. Er sprach es nicht aus... Aber ihm war ohnehin bewusst das Talin ebenfalls clever genug war um dies zu wissen.
Es hatte schon fast etwas trauriges, dass sie die witzige Plauderei hatte beenden müssen und zum ernsteren Teil übergehen musste. Auf der anderen Seite waren sie vorerst genug umeinander herumgeschlichen und sie mussten das klären, damit sie ihrem Ziel einen Schritt näher kam. Talin konnte nicht abstreiten, dass sie mit Ryan einen Trumph im Ärmel hatte, gegen diesen namenlosen und gesichtslosen Offizier. So wie der Dieb es darstellte, konnte die ganze Befragung zu einem Klacks werden und sie hätten ihre Informationen schneller, als sie es sich erträumen konnte. Nur gab es ein Problem an der ganzen Sache und das war der Kerl vor ihr. Auch wenn sie ihn für sympathisch hielt, hieß das noch lange nicht, dass er auch nett war. Mit einem tiefen Seufzer drehte die Blonde sich wieder um und sah aufs Meer hinaus. Sie wusste, was sie sagen sollte, wusste, dass sie nicht so lange schweigen sollte, doch die Worte wollten ihr einfach nicht über die Lippen kommen. Am liebsten würde sie ihn schütteln, bis er ihr alles über den Kerl verriet, den sie zu erpressen versuchten, aber das würde wohl nicht klappen. Sie musste also in den sauren Apfel beißen. Wobei sie schön dumm wäre, wenn sie nicht wenigstens noch eine Kleinigkeit probierte. Kurz biss sie fest die Zähne zusammen, bevor sie ihn ansah und zuckersüß lächelte. „Ich lasse dich für deine Hilfe am Leben. Das sollte doch reichen, oder?“
Ryan schnaubte kurz, erneut amüsiert über ihre Worte. „Mitnichten.“, war die kurze und knappe Antwort. Doch auch wenn sie ihn nicht ansah, konnte man in seiner Stimme deutlich hören wie belustigt er über ihre Angebot war. Zwar war ihm klar, dass er eigentlich nicht in der Position war zu verhandeln, zumal ihm sein Leben eigentlich als Tausch genug sein müsste. Aber dem schwarzhaarigen war auch klar in welcher Zwickmühle Talin steckte. Und es wäre nicht Ryan, wenn er diese Situation nicht zu seinem Vorteil ausnutzen würde. „Ich möchte dass du den blauäugigen Wachhund abziehst. Und ich will meine Ausrüstung zurück. Im Gegenzug dafür bekommst du sowohl die Informationen die du brauchst, als auch eine Arbeitskraft an Board, solange ich einen Fuß auf diesem Schiff habe.“, tatsächlich waren das dieses Mal wirklich die wahrhaftigen Bedingungen, die er stellte. Er meinte es Ernst und auch wenn er sonst sehr undurchschaubar war, wandte er sich nun doch wieder in ihre Richtung. „Ich wäre bereit, die die Hand auf mein Wort zu geben, Captain.“, ein Handschlag war zeitweise mehr Wert, als das geschriebene Wort. Zumindest in Ryans Welt. Einer Welt in welcher der Großteil der Menschen weder lesen noch schreiben konnte. Mehr konnte er ihr ohnehin nicht anbieten, um die Ernsthaftigkeit seines Angebotes zu unterstreichen. Und so sehr ihnen beiden dies missfiel: In diesem Moment waren sie voneinander Abhängig, um ihre Ziele zu erreichen. Auch wenn es unklar war, welches Ryan wirklich verfolgte.
Am liebsten hätte sie laut, wirklich sehr laut geflucht. Sie wusste, dass er ihr Angebot nicht annehmen würde, weil er sehr viel mehr verlangen konnte, da sie von ihm abhängig war. Aber das hieß noch lange nicht, dass ihr das gefiel! Mit einer Hand fuhr sie sich gedankenverloren über die Stirn und massierte dann kurz ihre Nasenwurzel. Das tat sie oft, wenn ihr etwas missfiel oder sie genervt war und im Moment, war sie eben beides. „Also schön.“ Sie ließ die Hand sinken und sah dann wieder zu ihm auf. Er meinte es ernst und ehrlich, dass glaubte sie sofort und dennoch konnte sie nicht so einfach nachgeben. „Wenn du uns geholfen hast, kannst du dich auf dem Schiff frei bewegen. Dein Werkzeug bekommst du wieder bevor wir uns mit dem werten Herrn Offizier treffen. Ist das für dich in Ordnung?“ Da er bereit war ihr die Hand darauf zu geben, streckte sie die ihrige aus, um ihm zu zeigen, dass sie mit seinen Forderungen einverstanden war, so lange er die ihren auch akzeptierte.
Tatsächlich blinzelte Ryan, nachdem sie im Gegenzug wiederum ihr Angebot darlegte. Sein starrer, bohrender Blick lockerte sich dadurch ein wenig. Auch wenn er zunächst nichts sagte, war es wohl hiermit klar, dass er diese Verhandlung nur unnötig in die Länge ziehen wollte. Als würde es ihm Spaß bereiten... Und er darüber nachdachte, ob er vielleicht noch mehr für dich herausschlagen konnte. Doch noch ehe man sich darüber noch weiter Gedanken machen konnte, nahm er das Wort erneut zu erheben ihre Hand entgegen. Ein fester, kurzer Händedruck bei welchem ihm erstaunt bewusst wurde, wie viel Kraft in ihren schlanken Fingern steckte. Ryan grinste unverblühmt. „Auch, wenn du im Moment nicht das Gefühl hast. Es war die richtige Entscheidung, du wirst sehen.“, meinte er schließlich dunkel und wesentlich weniger Arrogant als sonst. Er sah in ihrem Gesicht wie sehr sie mit sich gerungen hatte. Wie sehr es ihr missfiel auf ihn angewiesen zu sein. Und wie sehr sie davon genervt war. Und all' dass war etwas, was Ryan durchaus kannte und befürwortete. „Da du es eilig hast, würde ich vorschlagen dass wir noch heute Abend von Board gehen. Aber...“, er hielt kurz inne und das Lächeln verzog sich wieder zu einem arroganten Grinsen. „...Du bist der Captain.“


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