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Fight me in Lavender
Aric & Liam
Szenen-Informationen
Charaktere Aric Rackham » Liam Casey
Datum 30 Juni 1822
Ort Felder auf Ritu
Tageszeit Nachmittags
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit May 2022
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#1

Fight me in Lavender
________________________________
Nachmittag des 30. Juni 1822
Felder südöstlich von Ostya
Liam Casey & Aric Rackham




Mit jedem seiner Schritte änderte sich das Bild um ihn herum. Anfangs noch Haus an Haus, dünnten diese sich langsam aus und wurden zu Gehöften mit mehr Land, bis er schließlich außerhalb von befestigten Gebäuden in Lavendelfeldern stand. Der Wahrsager war bisher noch nicht sehr oft in diesem Teil der Stadt gewesen. Er konnte dieses Glück an einer Hand abzählen. Die Oberschicht zu erreichen, war zwar ein lukratives Geschäft, jedoch wagten sie sich seltener an die Orte, welche er für seine Dienste auswählte. Dennoch erinnerte er sich an das ein oder andere Haus und die vielen Münzen, welche nach diesen Besuchen in seinem Beutel gelandet waren. Auch jetzt zauberte der Gedanke daran ein Lächeln auf seine Lippen. Doch heute hatte er ein anderes Ziel. Es zog ihn weiter außerhalb zu den Reihen aus lila Blüten. Als er diesen Ort das letzte Mal besucht hatte, konnte er die wahre Schönheit dieses Ortes nur erahnen. Der Lavendel war noch grün gewesen und die Blüten waren gerade erst dabei sich zu bilden. Doch heute wurde Aric geradezu von einem Lila Meer angestrahlt. Mitten im Feld gab es eine Ansammlung von einigen Bäumen, auf welche der junge Mann nun zusteuerte. Er hatte diesen Ort nicht ohne Grund für ein Treffen gewählt. Jeder konnte ihn leicht finden, da die Bäume im Feld zu auffällig waren, um sie zu verfehlen und gleichzeitig konnte man hier ungestört bleiben. Und soweit Aric wusste trieben sich selten andere Menschen nachmittags in dieser Gegend herum. Der Braunhaarige strich sich kurz über den Bart während er seinen Blick schweifen ließ. Anscheinend war er zuerst am Treffpunkt. Zumindest entdeckte er nirgendwo eine Spur von Liam. Also ließ er sich an einem der Baumstämme nieder und beobachtete den Weg, welchen er selbst gekommen war. Die langen Beine leicht angewinkelt und den Oberkörper an den Baumstamm gelehnt ließ Aric den Blick erneut schweifen. Die Sonne begann langsam abwärts zu wandern, stand jedoch noch hoch genug, um das Lila der Lavendelpflanzen zum strahlen zu bringen. Dahinter sah Ostya geradezu malerisch aus. Der Braunhaarige hatte sehr schnell Gefallen an dieser Stadt gefunden. Die kleinen Gassen eigneten sich hervorragen zum davonlaufen und schnell verschwinden. Außerdem lebten genügend Menschen hier, um dem einzelnen nicht so allzu leicht im Gedächtnis zu bleiben. Dennoch war er Liam vor ein paar Tagen zufällig über den Weg gelaufen. Es hatte ihn schon überrascht den jungen Mann hier zu treffen, immerhin hatten sie sich zu Letzt auf Asanu gesehen. Eine Zugegeben nicht gerade vorteilhafte Begegnung für den Wahrsager, doch umso mehr freute es ihn, dass der jüngere zugestimmt hatte, ihm etwas über das Kämpfen beizubringen. So langsam musste Aric darüber nachdenken, dass davonlaufen mit steigendem Alter nicht auf ewig funktionieren würde. Es wäre von Vorteil, zumindest ein paar einfache Kampftechniken zu beherrschen. Nicht, dass der eitle Mann sich für alt hielt. Er plante eher für die Zukunft. Immerhin hatte es schon die ein oder andere Begegnung in fremden Betten gegeben, welche mit weniger Geschwindigkeit deutlich unglimpflicher ausgegangen wäre. Aric lehnte sich weiter an den Baumstamm und nahm somit eine etwas gemütlichere Haltung an. Er zog den langen Zopf hinter seinem Rücken hervor und legte ihn sich über die Schulter. Einen Arm über die Augen gelegt sann er etwas verträumt über fremde Betten nach, während er weiter auf den Jüngeren wartete.
Crewmitglied der Sphinx
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#2
Was er – unter anderem – an seinem Leben liebte? Dass man im Grunde nirgends fremd war. Und damit bezog er sich nicht auf die Tatsache, dass sämtliche Marine-Stützpunkte und Kopfgeldjäger inzwischen Jagd auf sie zu machen schienen. Im Gegenteil, denn diesen Teil seines Lebens hatte er auch schon vor jenem Abend in der Taverne auf Tokara gehabt. Auch, wenn er die Gestalt, mit der er heute Abend verabredet war, tatsächlich erst kennengelernt hatte, als er bereits Mitglied der Crew der Sphinx gewesen war. Unabhängig von ihnen allerdings. Liam war schon immer ein Mensch gewesen, der offen durch die Welt lief, hier und da Bekanntschaften machte und somit nicht selten über bekannte Gesichter stolperte. Gesichter, die Menschen gehörten, die ähnlich wie er stetig auf Reise waren und keine Heimat kannten. Vielleicht war das ein Umstand, der verhinderte, dass man sich ständig einsam fühlte. Denn irgendwie war man ja doch nie allein. Ganz gleich, ob es alte oder neue Freunde waren, mit denen man die Zeit teilte.

Was sich nebst seiner Aufgeschlossenheit allerdings auch nicht verändert hatte, war seine Zerstreutheit, die dafür verantwortlich war, dass er auch an diesem Abend ein wenig knapp kalkuliert hatte, was die Zeit betraf. Sie hatten vor Sonnenuntergang ausgemacht, doch als Liam zwischen den Feldern auftauchte, färbte sich der Horizont bereits rötlich. Ein paar Minuten zu spät vielleicht, war er sich sicher. Er hatte die Zeit einfach irgendwie nicht im Blick gehabt. Sowieso – was genau Arik von ihm lernen wollte, wusste er sowieso noch nicht. Es gab weitaus fähigere Kandidaten, die wussten, wie man richtig mit einem Dolch umging. Er hatte es nie irgendwo gelernt. Seine Fähigkeiten waren viel mehr den Gelegenheiten – ober viel mehr Notwendigkeiten - entsprungen, in denen er sie gebraucht hatte. Für ein bisschen Grundwissen reichte es wohl. Davon hatte zumindest Arik ihn überzeugt, als er ihn dazu überredet hatte, ihm etwas davon beizubringen.

Wie der Wahrsager gesagt hatte, glaubte der Lockenkopf recht schnell, die Baumgruppe innerhalb des Fliedermeers ausgemacht zu haben, die er als Treffpunkt vorgeschlagen hatte. Je näher er kam, desto deutlicher wurde auch die Gestalt, die bereits im Schatten der Bäume auf ihn zu warten schien.

„Hey.“, rief er und hob eine Hand zum Gruß, kaum, dass er in Hörweite war. „Entschuldige die Verspätung. Irgendwie hab‘ ich mich verzettelt.“

Er wusste nicht einmal genau, womit er sich verzettelt hatte. Plötzlich war die Zeit einfach verstrichen gewesen, während er mit Shanaya getüftelt und gerätselt hatte.

„Ein schönes Plätzchen. Fürchte, das muss ich dir nochmal streitig machen, solange wir hier sind. So viel Flieder habe ich glaube ich noch nie an einem Fleck gesehen.“

Dann allerdings nicht mit einem Dolch oder einer sonstigen Waffe – viel mehr mit Pergament und ein wenig Kohle oder Bleistift.
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#3
Während die Sonne ihren Weg gen Horizont verfolgt, wanderten zahlreiche Gedanken durch den Kopf des Wahrsagers. Am Anfang noch gezielt und geordnet wurden sie mit der Zeit immer weniger nachvollziehbar. Irgendwann dazwischen sanken Aric die Lider über die blauen Augen und er fiel in eine andere Welt. So verstrich die Zeit, was ein großer Vorteil war, denn es gehörte nicht zu den Stärken des jungen Mannes geduldig zu sein. Erst Liams Gruß schreckte den Schlafenden auf. Mit einer fließenden Bewegung stand er auf den Beinen und schaute sich suchend um. Die Augen vor Schreck etwas geweitet. Es dauerte einige Momente, bis die Orientierung zu ihm zurückfand. Im ersten Augenblick befand er sich noch tief in einem wirren Traum, an den er sich nun im besten Willen nicht mehr erinnern konnte. Doch ein Gefühl von Verfolgung und Gefahr hingen noch tief in seinem Bewusstsein. Im zweiten Moment dachte Aric, von einem wütenden Ehemann geweckt worden zu sein und wollte schon die Beine in die Hand nehmen wie schon so oft. Doch noch während er sich geschmeidig von der waagerechten in die senkrechte hob, erkannte er sowohl die Stimme als auch die nächsten Worte. Zumindest musste er sich keine Sorgen über sinkende Reflexe machen. Die Geschwindigkeit, mit welcher er auf seine Beine gekommen war, überforderte ihn schon fast selbst ein wenig. Um den einsetzenden Schwindel etwas zu unterdrücken, presste Aric seine Nasenwurzel für einige Sekunden, fuhr dann mit leichterem Druck der Linie unter seinen Augen folgend, weiter und hielt die Augen dabei geschlossen. Diese Geste half nicht nur, um seinem Körper zu sagen, dass alles in Ordnung war, sondern auch um seinen Geist etwas zu ordnen und die anfängliche Verwirrung abzustreifen.

„Kein Problem“

Der Braunhaarige lächelte den Neuankömmling kurz an. Tatsächlich wäre dies auch die Antwort auf eine tagelange Verspätung. Selbst wenn der Wahrsager innerlich kochen würde. Seine Gründe dafür waren vielfältig. Zum einen würde er niemanden vor den Kopf stoßen, der gekommen war, um ihm bei etwas zu helfen. Zum anderen wäre es in seiner Welt nicht günstig, wenn andere Menschen zu viel über seine Abneigungen erfuhren. Außerdem wäre es auch von Vorteil, sollte er selbst einmal in die Verlegenheit kommen, sich zu verspäten.

„Ich erhebe keinen Anspruch, aber zur Mittagszeit tummeln sich hier gerne die Reichen mit ihren Damen zum Picknick.“

Der junge Mann ließ seinen Blick kurz über die Felder schweifen, dann erschien ein verschmitztes Grinsen auf seinen Lippen.

„Und mir wurde die ganze Zeit weisgemacht, es handle sich hier um Lavendel.“

Das Grinsen breitete sich etwas aus, während er die Worte in gespielter Empörung von sich gab. Tatsächlich lag auch etwas Wahrheit in seinem Scherz. Zwar kannte Aric viele Pflanzen, gerade die Essbaren oder solche, die man als Heilmittel einsetzen konnte. Doch wer wusste schon genau die Namen von allen Pflanzen.

„Aber du hast recht, es ist wirklich sehr schön hier.“

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#4
Die meisten erwarteten von ihm gar nicht mehr, dass er pünktlich war. Davon ab, dass die meisten Leute, mit denen er von Zeit zu Zeit um die Häuser zog, in einer ähnlich zeitlosen Welt lebten wie er. Er hatte selten Termine gehabt, zu denen er erscheinen musste. Mal war er hier, mal war er dort. Die Wege kreuzten sich meist aus Zufall. Dementsprechend schnell – nämlich spätestens mit seiner Entschuldigung – war das Thema für ihn auch abgehandelt. Dass ihm jemand seinen chaotischen Kopf tatsächlich übelnehmen konnte, vermutete er gar nicht. Aric jedenfalls war noch an ihrem vereinbarten Treffpunkt gewesen und hatte gewartet. Insgeheim hoffte Liam bloß, dass es sich für ihn lohnen würde. Was genau sich der alte Bekannte nämlich an Hilfe von ihm erhoffte, wusste er selbst noch nicht genau. Es gab einige, die vermutlich weitaus besser dafür geeignet gewesen wären.

„Hm.“, folgte dann sein Urteil, untermalt von einem unterschwelligen Grinsen auf den Lippen. „So ehrlich müssen wir sein. Es gibt schlimmere Orte, um einer Frau den Hof zu machen.“

Dann allerdings fand sein Blick ruckartig seinen Weg zurück zu Aric, der ihn mit einem verschmitzten Grinsen auf seinen Fehler aufmerksam machte. Tatsächlich klang ‚Lavendel‘ just in dem Augenblick, in dem sein Gegenüber es ausgesprochen hatte, weitaus richtiger, als sein ‚Flieder‘ zuvor. Himmel, Lubaya hätte ihn vermutlich über Monate damit aufgezogen. Die Ausrede, dass beides immerhin lila war und nicht schlecht roch, würde aber wohl auch bei Aric nicht ziehen. Verlegen erkannte er seine Verwechslung ein und zuckte mit der Schulter.

„Dein Glück, dass du dir keine Botanik-Nachhilfe von mir erhoffst. Spätestens jetzt jedenfalls.“, lachte er.

Das verlieh dem Ganzen vielleicht ein Hauch von gewolltem Vergehen, um sich aus der Affäre zu ziehen.

„Wie ist’s dir ansonsten ergangen, Aric? Scheinst dich bislang doch gut durchgeschlagen zu haben?“
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#5
Liams Antwort zog den Wahrsager schlagartig zu allen Orten, an denen er bereits einer Dame den Hof gemacht hatte. Was ihn einige Minuten gedanklich beschäftigte, aber auch ein Grinsen auf seine Lippen zauberte. Sein gewählter Nachhilfelehrer hatte recht. In der Tat gab es deutlich schlechtere Orte, aber auch dort musste es nicht unbedingt eine schlechte Erinnerung sein. Dennoch nickte der Braunhaarige zustimmend.

„In der Tat... Aber die Natur funktioniert zu diesem Zweck ja oft sehr gut.“

Ein romantisches Picknick an einem See oder spazieren gehen im Wald. Wenn die Sonne den Himmel verlassen hatte, in einem schönen See schwimmen gehen oder einfach am Strand sitzen und die Wellen beobachten. Man könnte schlimmere Erinnerungen haben.

„Zumindest wärst du in diesem Fall auch recht sicher vor meinem Dolch.“

Lachte er mit dem anderen Mann. Zumindest besaß er mittlerweile einen eigenen Dolch, das hatte sich seit ihrem letzten Treffen verändert. Der junge Mann ließ nachdenklich die Zunge über seine Zähne gleiten. Was hatte er sonst so erlebt, seit die beiden sich das letzte Mal getroffen hatten? Er war wie immer durchs Land gereist und hatte so vielen Menschen wie möglich versucht, das Geld aus den Taschen zu quatschen. Das war nichts wirklich Neues. Aber wie war es ihm ergangen? Gut durchgeschlagen hatte er sich in der Tat. Na gut, er hatte sich eher aus den Konflikten heraus gehalten.

„Nun, ich habe viel gearbeitet und mich aus jeglichen Konflikten heraus gehalten. Wie ein braver Bürger.“ Erwiderte er nun grinsend. „Und selbst?“ Schob er noch hinterher.

Das war tatsächlich die Wahrheit. Was wirklich etwas Ungewöhnliches war. Aber warum sollte er dem anderen Mann darüber etwas vorspielen? Dieser hatte ihn schon aus einer brenzligen Lage gerettet und es würde nicht mehr all zulange dauern, dann würde er zudem noch seine wahnsinnigen Kampfkünste erleben. Diese beiden Tatsachen machten Liam schon fast zu so etwas wie einem Freund. Außer, dass sie sich im Grunde gar nicht kannten. Aber die Welt des Braunhaarigen war nun einmal etwas verschoben.
Noch immer ein Grinsen auf den Lippen griff er zu seinem rechten Stiefel und zog einen kleinen Dolch daraus hervor.

„Ich habe neuerdings einen Dolch.“

Präsentierte er stolz. Die kleine Waffe war wirklich nichts Besonderes, doch für den Mann mit den blauen Augen stand er für Veränderung. Von einem Leben ohne Waffen zu dieser kleinen Errungenschaft. Und Liam hatte vor einigen Jahren quasi dazu beigetragen.

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#6
„Das klingt, als hättest du damit weitaus mehr Erfahrung als mit der Selbstverteidigung.“, grinste er mit einem durchaus gönnenden Gesichtsausdruck.

In seinem Leben hatte sich bislang nur wenig darum gedreht, einer Dame den Hof zu machen. Die meiste Zeit war er unterwegs gewesen und irgendwann hatte bei irgendeiner Feier das eine zum anderen geführt, ohne dass es Konsequenzen oder Verpflichtungen mit sich gebracht hatte. Und trotzdem wusste er, was Aric meinte und kam nicht umhin, mit einem Schmunzeln an den Tag zurückzudenken, dem seine jüngsten Erinnerungen diesbezüglich entsprangen. Aber sie waren nicht hier, um in Erinnerungen zu schwelgen, sondern um sich wichtigeren Dingen zu widmen, auch wenn Liam sich dafür noch immer für eine recht schlechte Wahl hielt.

„Oh, sag das nicht zu früh. Wer wüsste schon, wie lange du Geduld mit mir hättest.“

Der Humor in seiner Stimme verriet, dass der Lockenkopf womöglich sogar Verständnis dafür gehabt hätte, hätte Aric sich nicht anders zu helfen gewusst, als Liams verzweifelten Versuch, ihm sein geringes Wissen in Botanik näher zu bringen, mit seinem Dolch zu beenden. Auch das hätte sicherlich eine lehrreiche Lektion für sie abgegeben. Als Aric versicherte, die letzte Zeit möglichst regeltreu und außerhalb der Augen des Gesetzes agiert zu haben, galt ihm ein skeptischer, gut gelaunter Blick und ein glaubwürdiges Nicken.

„Ja, ähnlich.“

Fast. Liams Antwort war zu kurz, als dass man wirklich viel in seinen Tonfall hätte hineininterpretieren können und doch war ihm deutlich anzuhören, dass das nicht stimmte. Weil er nicht versuchte, Aric anzulügen. Selbst wenn Liam sich kaum vorstellen konnte, dass ihre Erlebnisse in den vergangenen Monaten wirklich ähnlich gewesen waren. Es sei denn, der Wahrsager hatte sich auch die Zeit damit um die Ohren geschlagen, Gefangenentransporter in die Luft zu sprengen, nur knapp dem Angriff einer Gruppe Kopfgeldjäger zu entgegen, sich in mysteriösem Nebel wiederzufinden und nur um Haaresbreite der Möglichkeit zu entgegen, von Epogryphen zum Abendessen verspeist zu werden. Wenn man es so kurz in Gedanken wiederholte, fand selbst Liam die Auflistung mehr als fragwürdig. Sein Vater wäre begeistert von all dem Potential gewesen. Ihm selbst hatte in letzter Zeit irgendwie die Muse gefehlt, irgendetwas davon auf Papier zu bringen.

„Oh, schick.“, bemerkte er, als der Ältere den kleinen Dolch aus dem Stiefel zog. „Und so verstaut, dass er ungewollte Feinde im ersten Moment überrascht. Vorausgesetzt, du bist in einer Situation, in der du ihn ziehen kannst. Und zwar schneller als dein Gegenüber.“

Das allerdings traf im Grunde auf alles zu was mit Auseinandersetzungen zu tun hatte. Im besten Falle sollte man immer schneller sein als sein Gegenüber und – wenn man auf Fairness keinen Wert legte – die tödlichere Waffe dabei haben. Seit er auf einem Piratenschiff unterwegs war, hatte sich da selbst Liams Wahrnehmung ein bisschen geändert. Zumindest dann, wenn es um Leben und Tod ging. Trotzdem sah sich der Lockenkopf nur ungern in der Position des Henkers. Irgendwann würde ihm das wohl zum Verhängnis werden.

„Und diese Anschaffung bedeutet, dass du vom Leben als „braver Bürger“ inzwischen genug hast?“, fragte er dann nach den Beweggründen des Mannes. Nicht, dass es etwas Ungewöhnliches war in ihrer Welt. Aber irgendwas musste doch den ausschlaggebenden Grund geliefert haben, dass sich Aric um diese Anschaffung bemüht hatte.


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