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just one more chapter
Szenen-Informationen
Charaktere Soula Veniel » Liam Casey
Datum 8 Juli 1822
Ort Deck der Sphinx
Tageszeit Vormittags
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Aug 2020
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#1
just one more chapter
Liam Casey & Soula Veniel
8. Juli 1822 | An Deck der Sphinx | Vormittags


Soula lehnte an der Reling, schaute auf die See, das warme Wetter und die Feuchtigkeit machten ihr ein wenig zu schaffen. Die letzten Tage und Wochen hatte sie einiges erlebt, das sie immer noch nicht wirklich greifen konnte. Auch die Tage auf See waren für sie nicht langweilig gewesen, sie hatte viele neue Eindrücke gesammelt, neue Menschen kennengelernt und musste mit den Konsequenzen umgehen lernen, die sie sich und Kieran eingehandelt hatte. Das war gar nicht so einfach und sie tat sich damit immer noch unglaublich schwer. Anstatt das alles zu verarbeiten, machte sie sich lieber über andere Dinge Gedanken. Es war deutlich einfacher, als sich den Kopf zu zerbrechen. Soula dachte einfach zu viel nach. Als sie sich zum Deck zurückdrehte und sich einen schattigen Platz suchen wollte, fiel ihr Blick auf Alex, der gerade dabei war durch ein Buch zu blättern. Für einige Momente musterte sie ihn. Ein Buch... In der Bibliothek vor einigen Tagen war sie sich nicht sicher gewesen, ob er überhaupt lesen konnte. Vielleicht hatte sie ihm aber auch einfach nur unrecht getan. Vielleicht hatte er ihr einfach nur etwas vorspielen wollen und hatte sich einen Spaß daraus gemacht. Ein sanftes Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie ihn noch einen Augenblick länger beobachtete.
Crewmitglied der Sphinx
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#2
Vielleicht sollten sie sich allmählich überlegen, doch mal etwas Gold in neue Hängematten zu finanzieren. Nicht, dass Liam ein Problem damit hatte, jeden Tag eine andere zu flicken, aber irgendwann war der Stoff an zu vielen Stellen rau und knotig, als dass bequem noch ein passendes Attribut gewesen wäre. Der geheimnisvoll-ätzende Nebel hatte wohl auch seinen Beitrag dazu geleistet, dass die Leinen nicht mehr ganz so strapazierfähig waren wie früher. Und wenn man ehrlich war – der Schlaf auf See war ohnehin überschaubar. Da war es angebracht, das bestmögliche herauszuholen, bevor die Crew in schlechter Laune versank. Die heutige Hängematte hatte er an Deck der Sphinx in der Vormittagssonne geflickt und gerade zurück an ihren angedachten Platz gebracht, ehe er sich wieder über die Treppe nach oben begab. Was genau er mit dem angebrochenen Tag anfangen wollte, hatte er noch nicht entschieden, aber er versprach sich ein bisschen was davon, dass er seinen besten Freund eben noch an Deck gesichtet hatte. Wirklich beschäftigt hatte er nicht gewirkt.

Tatsächlich war es aber nicht Alex, der ihm zuerst ins Auge fiel, sondern Soula, das junge Mädchen, das noch nicht allzu lange mit ihnen durch die erste Welt segelte. Sie wirkte angenehm zufrieden, wie sie dastand, an die Reling gelegt und den Blick auf die gegenüberliegende Seite der Sphinx gerichtet, wo – Liams Augen weiteten sich überrascht. Schien, als hätte nicht nur er den Lockenkopf im Blick behalten. Vielleicht starrte die Jüngere aber auch nur einfach verträumt in die Leere.

„Na? Wovon träumst du?“, begrüßte er sie, die Arme locker verschränkt und ein freundliches Lächeln auf den Lippen.
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#3
Während ihr Blick auf dem Lockenkopf lag, hatte sich jemand zu ihr gesellt. Liam, ein Lächeln galt ihm. Soula war bisher doch sehr gut mit ihm klar gekommen. Sie hatte das Gefühl, mit ihm auf gesellschaftlicher Ebene am meisten anfangen zu können. Vielleicht war es aber auch einfach der Tanz gewesen, der sie am meisten beeindruckt hatte und den sie von einem Piraten einfach nicht erwartet hätte. Von dem, wie sie Liam sah, änderte diese Tatsache allerdings nichts. Soula trennte diese Piraten-Sache von dem, wie sie die Menschen hier kennenlernte. War bei ihr schließlich auch nicht anders. Soula segelte mit ihnen, aber eine Piratin sein? Bei allen Welten, das war sie nicht. Entpuppte sie sich als Diebin? Vielleicht. Ein bisschen. Nur war das auch noch ein Geheimnis, das sie zu wahren versuchte.

„Hmm, das Buch hat er neulich in einer Bibliothek mitgehen lassen“
, meinte Soula ungeniert und nickte in Alex Richtung, um deutlich zu machen, von wem sie sprach. Das war unter Piraten doch nicht unüblich, Dinge mitgehen zu lassen, oder?
Crewmitglied der Sphinx
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#4
Sein Lächeln war angeschlagener als sonst. Der Verlust von Per und die Geschehnisse auf dem Friedhof von Ostya hatten zweifellos seine Spuren hinterlassen, doch Liam war nie der Typ dafür gewesen, sich der Schwere von Gedanken hinzugeben. Ein weiterer Namenloser auf seiner Liste, der ihn zittern ließ, kaum dass das Bild der Pistole in seinen Händen vor seinem inneren Auge auftauchte. Vergeltung war nichts, womit er etwas anfangen konnte. Der Tod des Menschenhändlers machte Per auch nicht wieder lebendig. Wenn er Glück hatte, rettete er aber das ein oder andere Kind davor, wie Ware verkauft zu werden. Ein schwacher Trost für jemanden, der sich schwer tat, über das Leben anderer zu entscheiden. Ein schwacher Trost für jemanden, der ein Schaf in einem Rudel voller Wölfe war.
Umso mehr bemühte er sich Tag für Tag, sich nichts anmerken zu lassen und weiterzumachen, wie es der Rest der Crew tat. Mit Näharbeiten, Flickereien oder belanglosen Würfelspielen. Alltag eben. Ob mit oder ohne Per.

Eigentlich war er davon ausgegangen, dass die Unterhaltung mit Soula bloß eine flüchtige Zwischeninteraktion werden würde. In ihr Beobachtungsobjekt interpretierte er nur wenig hinein, immerhin waren sie eben gefangen auf einem Schiff mitten auf dem Meer. Manchmal gab es ein paar Möwen in Küstennähe, manchmal einen Schwarm Delfine, die um den Rumpf der Sphinx kreisten - meistens waren es aber eben doch nur die Crewkameraden, die es zu beobachten gab. Mit gerunzelter Stirn folgte er Soulas Blick in die Richtung seines besten Freundes, der tatsächlich in ein Buch versunken zu sein schien. Ein seltener Anblick, selbst für Liam.

„Er war in einer Bibliothek?“, fragte er überrascht und vielleicht ein bisschen betroffen. „Bisher musste ich ihn immer zwingen, mitzukommen. Das Piratenleben scheint ihm gutzutun.“

Dass er es geklaut hatte, war für Liam keine wirkliche Überraschung. Also, dass er ausgerechnet ein Buch geklaut hatte, schon. Alles andere weniger. Vermutlich war es eines mit vielen Bildern. Schmuddeligen, im Zweifel.
Crewmitglied der Sphinx
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#5
Die Bücher, die Soula sich ausgeliehen hatte, hatte sie wieder zurückgebracht, bevor die Sphinx abgelegt hatte. Wie es sich gehörte, eine Bücherdiebein war sie nicht. Noch nicht. Notizen hatte sie sich allerdings gemacht.

„Ich weiß nicht, ob das was mit dem Piratenleben zu tun hat. Er hat gefragt, ob ich mitkomme, er hat was Bestimmtes gesucht“, plauderte sie. Alex kam ihr bisher nicht so vor, als wäre er gerne oder oft an so einem Ort. Warum auch immer. Soula hielt sich gerne in Bibliotheken auf. Sie hatten eine magische Ausstrahlung auf sie. So viel verborgenes Wissen, das es zu entdecken galt.

Ihr Blick lag dann auf Liam. „Du scheinst überrascht zu sein?“ Den Anschein hatte er zumindest gemacht und das wunderte Soula auch nicht. Trotzdem hatte sie immer noch kein Gefühl dafür, ob sie nun falsch gelegen hatte oder nicht. Und irgendwie wollte sie das auch herausfinden. Deswegen hatte sie Alex an diesem Tag auch beobachtet. Inwieweit hatte er sie nun hinters Licht geführt? Und in welches Licht?
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#6
„Okay, also, jetzt bin ich tatsächlich neidisch.“ Die Falten auf Liams Stirn zogen sich noch etwas tiefer, das Lächeln auf seinen Lippen blieb allerdings freundlich und ehrlich.

Was hatte ausgerechnet Alex dazu bewogen, Soula in eine Bibliothek zu schleppen? Man sah das Mädchen häufiger mal mit einem Buch, das stimmte, aber dann machte es noch immer keinen Sinn, dass Alex sie gefragt hatte. Andersherum, ja, aber auch dann hätte der Lockenkopf - so wie Liam ihn kannte - vermutlich über die bevorstehende Langeweile gemosert. Freiwillig brachte ihn normalerweise nichts an einen Ort voller Bücher. Verständlich, wenn man nichts damit anfangen konnte. Aber auch - und das war Liams zweiter Gedanke - um jemanden zu beeindrucken, verstellte sich der Ältere normalerweise nicht. Die Sache blieb eigenartig. Vermutlich war das Bestimmte des Rätsels Lösung. Er überlegte noch, ob er fragen sollte oder nicht lieber Alex direkt darauf ansprach, wenn sie unter sich waren. Wenn er es ihm nicht sagen wollte, war das immerhin absolut legitim.

„Oh, naja. Ich kenne ihn jetzt ein paar Jahre und du bist vermutlich die Erste, mit der er je freiwillig in einer Bibliothek war. Jedenfalls wüsste ich sonst niemanden.“ Liam lächelte freundlich, ehe er der Jüngeren zuzwinkerte. „Und ich bezweifle, dass er der Bücher wegen dort war.“

Was sie mit der Information anfing, war ihre Sache, Liam mischte sich nicht ein und machte auch keine direkteren Andeutungen bei Dingen, von denen er nicht mehr wusste. Immerhin schien er ja etwas gesucht zu haben. Und wenn Soula mit hatte helfen sollen, hatte er ja irgendeinen Vorwand nennen müssen. Suchen konnte er nämlich ganz sicher nicht. Nicht, wenn sich nicht über Nacht plötzlich etwas geändert hatte.


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