23.10.2023, 20:07
(Das Datum tragen wir nach =) )
Langsam hob Niloc die Hand und schob das Bonbon zwischen seine Lippen. Er wartete nicht gern, auch wenn er wusste, dass ihm nichts anderes übrigblieb. Mit der Zunge schob er die süße Kugel durch seinen Mund, ließ sich von dieser Ungeduld aber nichts anmerken. Er wartete, niemand hetzte ihn. Und am Ende des Tages wusste er, dass es sich gelohnt hatte. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Geräusche um sich herum. Irgendwo meckerte eine Ziege, ein Mann schrie. Vielleicht stutze er gerade seine Frau zurecht. Viele Eindrücke, aber bei keinem verweilte der Mann mit seinen Gedanken. Er stand so da, vollkommen ruhig, sah irgendwann auf, ohne auf die Menschen zu achten, die an ihm vorbei eilten. Auch, wenn er alle Zeit der Welt hatte, er sollte nicht zu lang an diesem Ort verweilen. Es drängten sich ihm nur verwirrende Gedanken auf, die er jetzt nicht gebrauchen konnte. Er drückte das Bonbon einige Momente gegen seinen Gaumen, holte seine Gedanken damit wieder zurück in das Hier und Jetzt. In die Realität, in den Moment, in dem er sich von der Mauer drückte, an der er eine ganze Weile gelehnt hatte. Es war besser so, ansonsten würde die Zeit niemals vorübergehen.
Es waren nur wenige Schritte, als er schon wieder innehalten musste. In Gedanken hatte er nicht einmal bemerkt, dass sein Weg den eines anderen gekreuzt hatte, bis er direkt vor ihm stand. Ein junger Mann, gegerbte Haut, wie sie Seemänner trugen. Ein anfänglicher Hauch Skepsis legte sich über seine Miene, während er den Mann prüfend musterte. Erst dann legte sich ein durchaus freundliches Lächeln auf seine Züge. Mit einer angedeuteten Verbeugung entschuldigte er sich.
„Werter Herr, ich bitte um Verzeihung. Ich war mit den Gedanken an einem anderen Ort.“
Noch immer lächelnd richtete er sich wieder auf. Vielleicht war ein wenig Ablenkung gar nicht so schlecht? Er trat einen Schritt von dem Fremden zurück, um ein wenig auf Abstand zu gehen. Dann biss er ein kleines Stück von seinem Bonbon ab. Geduld war wirklich nicht seine Stärke.