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Kapitel 4 - Außer Sicht
Crewmitglied der Sphinx
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#61
Trevor sprang hinaus auf den Strand, bevor Rayon sein Aber zu Ende ausgesprochen hatte. Er wusste gar nicht, wo er zuerst hin sollte! Da war das Feuer und da das Essen und da das Kind und seine Musik und da das Meer und da– nein, Cesarea hatte sich schon in Sicherheit gebracht.
Trevor drehte sich zwei Mal um sich selbst, entdeckte den Vogel auf einem Baum, lachte, wank und drehte sich noch ein drittes Mal, nur um zu feiern, dass er sich wieder drehen durfte. Vermutlich hätte er sich auch noch ein viertes Mal gedreht, weil er vielleicht irgendwie ein kleines bisschen verplant hatte, in welche Richtung er laufen wollte – aber da halfen ihm die Rufe des Kindes wieder auf die Spur.
Der Junge kam auf ihn zu und er freute sich und er trug keine Schuhe und Trevor mochte ihn auf Anhieb! Er warf die Arme auseinander, strahlte das Kind an und flötete:

„Ja, ja und ja!“

Er war unübersehbar stolz, dass er bei den Fragen mitgezählt hatte. Trotzdem machte er sich nicht die Mühe, auf eine Reaktion zu warten, sondern steuerte direkt auf das Feuer zu. Prioritäten setzen war das!

„Bis hierher zu schwimmen, wäre schon etwas weit gewesen, findest du nicht? Obwohl, ich hab‘s noch nicht ausprobiert. Ich kann ziemlich gut schwimmen, vielleicht sollte ich es mal ausprobieren, kann man ja mal machen. Ich bin eben schon durch den Wald geflogen! Aber dann hat Kaladar mir einen Stock an den Kopf geschmissen und dann musste ich aufhören. Kaladar ist der da!“

Er fuchtelte mit einer Hand hinter sich, in dem vollen Vertrauen, schon den Richtigen zu treffen. Mit der anderen angelte er sich eines der Fleischstücke von einem Stock, stellte fest, dass es an einigen Stellen noch roh war, grabbelte drei oder vier weitere an und entschied sich schließlich doch für das, das er bereits in der Hand hielt.

„Und das ist Rayon und das ist Cesarea und ich bin Trevor und ist das Affe?“

Er musterte das Fleisch kritisch, wartete aber wieder keine Antwort ab, sondern machte sich daran, es hinunterzuschlingen.

„Nope, kein Affe, Affe schmefft anderf. If ef“, er schluckte tatsächlich zwischendurch, „ist es ein Zehenfresser?“

Seine Augen leuchteten auf – das ging bei ihm selbst dann noch, wenn sie bereits Funken zu sprühen schienen. Im nächsten Moment hüpfte er auf einem Bein und hielt das Fleischstück prüfend neben seinen Fuß.

„Nein, so wird das nichts!“

Er wirkte ehrlich erbost, für einen Augenblick zumindest. Einen sehr kurzen Augenblick. Kurzerhand stopfte er sich den Rest des Fleisches in den Mund, um beide Hände freizuhaben, und zerrte sich erst den rechten und anschließend, der Vollständigkeit halber, auch den linken Schuh vom Fuß.

„Na bitte! Hier, halt die mal, ich darf die nicht verlieren, ich hab mit Gregory gewettet, dass ich sie nicht verliere! Hey, warte, wo ist mein Fleischstück hin?! Erst hab ich keinen Zeh zum Vergleichen und jetzt kein potenzielles Zehenfresserfleisch – das ist verdächtig!“

Er drehte sich erneut im Kreis, bis das Feuer wieder in seinem Blickfeld auftauchte und angelte sich ein zweites Stück Fleisch. Er hatte es schon halb im Mund, als er plötzlich innehielt. Seine Augen wurden groß. Er legte den Kopf schief.

„Wie heißt du eigentlich?“

[westlicher Strand | bei Rayon, Skadi (vermutlich), Scortias und Cesarea, in Hör- und Sichtweite zu Cornelis | bedient sich an Scortias‘ Essen, labert ihn voll informiert ihn über alles Wissenswerte und drückt ihm schließlich seine Schuhe in die Hand]
Crewmitglied der Sphinx
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#62
Wenn sie so darüber nachdachte, wie sie Gregory gerade zu gequatscht hatte, wunderte sie sich nicht über seinen etwas unbeteiligten Gesichtsausdruck. Wer kam schon mit so viel verschiedenen Sachen wirklich klar? Und sie sprang ja auch gern von einem Thema zum anderen, vor allem, wenn sie etwas bestimmtes nicht los ließ. Fast sah es auch so aus, als hätte sie ihn nun so weit. Als würde Gregory gleich weich werden und ihr doch erklären, was ihn so beschäftigte. Immerhin stammelte er schon vor sich hin, schien fast geknackt zu sein, als auf einmal jemand ihre friedliche, kleine Fragerunde störte.
Mit finsterem Gesichtsausdruck sah sie den Neuankömmling an. Seinen Worten nach hatte er zumindest einen Teil ihres Gespräches mitbekommen. Wieso also hatte er nicht noch ein paar Minuten warten können, bevor er rein platzte? Stattdessen gab er irgendeinen Kommentar von sich und riss dann den Schiffsarzt aus ihrem Gespräch. Wie verdammt ärgerlich. Fast schien sie ihn soweit gehabt zu haben, seine Sorgen mit ihr zu teilen. Stattdessen, behielt er das Geheimnis für sich. Eine gute Eigenschaft, wenn man bedachte, dass er doch fast eingeknickt wäre. Und so entschied die Blonde, es fürs Erste sein zu lassen. Sie wollte den armen Mann nicht mehr bedrängen, als sie es (un-)bewusst sowieso schon getan hatte.
Schwer enttäuscht schnaubte sie kurz, lehnte sich zurück, kreuzte die Arme vor der Brust und schlug die Beine übereinander. Nachdenklich musterte sie den Mann. Er war einer der beiden Gefangenen, die sie gerettet hatten. Derjenige, der auf einmal in der Kajüte des Marineschiffes aufgetaucht war und den sie dann irgendwie mit genommen hatten. An seinen Namen erinnerte sie sich spontan nicht mehr und das gefiel ihr gar nicht. Ehrlich gesagt, hatte sie ihn auch fast wieder vergessen, über die anderen Gedanken, die sie sich gemacht hatte. Und das passte ihr noch weniger. Ein Jahr in einem Bordell zu arbeiten, härtete jeden so weit ab, dass man sich Namen und Gesichter merkte, für den Fall, dass man das Wissen über diese Person wieder brauchte. Aber der Braunhaarige war wie Luft aus einer Flasche wieder aus ihrem Geist verschwunden. Wie überaus...interessant.
Jetzt doch wieder neugierig geworden, löste Talin die verschränkten Arme, beugte sich vor, stützte ihren Arm auf ihr Knie und ihr Kinn in ihrer Hand ab.

„Wer bist du eigentlich?“

Die Blonde musterte den Mann einmal von oben bis unten und Vorsicht blitzte kurz in ihren Augen auf. Sie wusste nicht einmal so ganz warum, aber sie traute Ryan mehr, als diesem Mann hier. Und der Dieb hatte immerhin ihr Schiff stehlen wollen.

[Im Lazarett | bei Gregory und Farley]
Crewmitglied der Sphinx
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#63
Oha. Wenn er zuvor nur mutmaßen konnte, ob die Kleine gewisse Differenzen mit dem Schiffszimmermann hatte, so war er sich dessen jetzt ziemlich sicher. Die Verachtung in ihrer Reaktion, in ihrer Stimme, sprach Bände – das, was sie sagte, tat sein Übriges.
Auch seine zweite Frage konnte sich Lucien ein Stück weit schon selbst beantworten, ohne dass es besondere Menschenkenntnis gebraucht hätte: Wenn man es sich mit ihr verscherzte, war mit ihr nicht mehr gut Kirschen essen... und er zweifelte keine Sekunde daran, dass sie einem das Leben zur Hölle machen konnte. Auf jede erdenkliche Art. Das konnten Frauen schließlich allgemein sehr gut. (Dieser Aspen tat ihm jetzt schon leid).
Nichts desto trotz entlockte sie dem Dunkelhaarigen damit nur ein neuerliches Schmunzeln. Weil sie ihn an jemanden erinnerte, den er sehr gut kannte. Nur dass Talins Äußerungen von Abneigung wesentlich subtiler waren. Impulsiv, aber subtil...

Liam wurde da schon deutlich weniger persönlich. Ob ihn also eine ähnliche Meinung über den Carpenter mit der Schwarzhaarigen verband oder er einfach nur herum witzelte, war schwerer abzuschätzen. Lucien machte sich aber auch nicht die Mühe, genauer hinzusehen, als die beiden ihre kleine Wette weiter spannen. Denn seine Aufmerksamkeit lag doch deutlich interessierter auf der jungen Navigatorin und sie hätte schon völlig unterbelichtet und/oder naiv sein müssen, um die Bedeutung hinter seinen Worten nicht zu verstehen.
Erfreulicherweise war sie weder das eine noch das andere. Als sie sich wieder ihm zuwandte, eine ähnliche Haltung einnahm, wie er und sich schließlich herausfordernd ein Stück zu ihm hinüber beugte, musste Lucien schwer an sich halten und ein Grinsen unterdrücken. Statt dessen seufzte er mit gespielter Enttäuschung, schüttelte kurz den Kopf und beugte sich ihr dann seinerseits ein Stück entgegen. Nicht so weit, um ihr zu nahe zu kommen, aber doch weit genug zumindest, um die Grenze des Schicklichen zu übertreten.
Er mochte sie jetzt schon.

Vorsicht, sonst nehme ich dein Angebot noch allzu ernst. Die ein oder andere Idee hätte ich da nämlich.“, gab er nach wie vor amüsiert zurück. Dann richtete er sich auf und der Ausdruck auf seinen Zügen wechselte wieder zu nüchterner Gelassenheit, während er die Arme aus ihrer Verschränkung löste. „Und jetzt, wenn sonst nichts ist, würde ich mir mal was zu Essen suchen... Ihr könnt ja mitkommen, wenn ihr wollt?“, bot er an und sah gut gelaunt von Shanaya zu Liam hinüber, während er sich bereits halb in Richtung des Achterdecks wandte.

Wenn nicht, auch nicht so schlimm. Die Kombüse fand er schon noch alleine. Den Rum auch. Aber er hätte auch nichts dagegen, wenn zumindest die kleine Schwarzhaarige ihn begleitete, die ihn schließlich so unbedingt irgendwie provozieren wollte. Er hatte so eine Ahnung, dass das ein sehr erfrischendes Gespräch werden würde.

[Bugaufbau | mit Liam und Shanaya | in der Nähe von Yaris und Sineca]
Crewmitglied der Sphinx
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#64
Aus ihrem Spaß wurde zumindest bei Shanaya immer mehr blanker Ernst. Er selbst hatte nicht wirklich etwas gegen ihren Prinz Eisenherz, im Gegenzug dazu verband sie jetzt aber auch keine wirkliche Freundschaft. Er war halt da und Mitglied der Crew – in etwa so, wie Liam auch den Rest auf diesem Schiff behandelte und von ihm behandelt wurde. Seit dem Tod seiner Mutter waren sein Vater und er nur selten länger an einem Ort geblieben und auch, seit er alleine seine Abenteuer bestritt, hatte sich das nicht geändert. Viel Zeit für große Freundschaften war nie gewesen, aber Liam legte auch nicht sonderlich viel Wert darauf. Er setzte auf Bekanntschaften, über die man sich freute, wenn man sich wiedersah und bei denen man sich dann gegenseitig unter die Arme griff, um letztendlich aber doch wieder allein seines Weges zu ziehen. Er trug den Kopf viel zu weit in den Wolken, als dass er auf die Idee kam, Kompromisse einzugehen und nicht einfach dorthin zu ziehen, wo es ihn hintrieb. Nicht aus Egoismus, sondern einfach, weil er es zum einen nicht gewohnt war, sich nicht nur auf sich selbst zu verlassen, zum anderen aber auch, weil er schlicht nicht daran dachte, dass man sich an jemanden binden konnte, um längere Zeit gemeinsam zu reisen und gemeinsame Entscheidungen zu treffen. Seine Zeit hier bei der Crew war für ihn ebenso begrenzt, wie seine Zeit auf anderen Schiffen es gewesen war. Ihm kam gar nicht der Gedanke, dass es dieses Mal anders sein könnte als all die Male davor. Das war sein Leben. So hatte er es mit seinem Vater gemeinsam kennengelernt und so lebte er es eben, weil er nichts anderes gewohnt war. Als Shanaya sich noch ein wenig mehr auf Aspen einzuschießen schien, belächelte er ihre Rage ein wenig, hielt sich aber zurück. Ihm kam es so vor, als wäre es nicht sonderlich schlau, weiter Zündstoff ins Feuer zu gießen – am Ende würde sie Aspen tatsächlich noch in einem heimlichen Moment über die Planke schicken. Ob dem Blondschopf bewusst war, wie tief die Antisympathie in der Schwarzhaarigen saß? Er nahm sich vor, nicht weiter nachzufragen.

Während er sich zurückgelehnt hatte, um den beiden anderen bei ihren Verhandlungen zu lauschen, ging es leider in genau die Richtung, die er erwartet hatte. Sein Blick wanderte kurzerhand über die Reling in die Richtung der Insel, die ruhig im Wind vor ihnen lag. Als Frau hatte man es auf einem Schiff wohl wirklich nicht leicht. Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, immerhin betraf es ihn nicht und für ihn machte es auch keinen wirklichen Unterschied, ob er nun eine Frau oder einen Mann vor sich hatte. Davon abgesehen – sie war doch noch fast ein Kind, auch wenn sie sich nicht so verhielt. Innerlich seufzte er gelassen. Wenn sie Spaß daran hatten. Und wer wusste schon, wann Lucien das letzte Mal in seinem Leben eine richtige Frau gesehen hatte. Armer Kerl. Irgendwo in der Mitte des Gespräches hatte er abgeschaltet und schaute erst wieder auf, als offensichtlich eine Frage gestellt wurde. Mitkommen. Wohin – das hatte Liam verpasst, aber er war sich trotzdem um kein Lächeln verlegen.

„Ich glaube, ich lasse euch zwei lieber alleine, mh?“, grinste er schief aber vielsagend und schüttelte dann den Kopf. „Aber – bitte! - verschont die Kombüse.“

Damit stieß er sich von der Reling ab, klopfte Lucien im Vorbeigehen kurz auf die Schulter und wendete sich in die Richtung, in der Sineca zu seiner Überraschung mit den Schuhen von Brummbär spielte. Seine Augen weiteten sich etwas bei diesem Anblick, denn damit gerechnet hatte er wirklich nicht. Als die Bretter des Decks allerdings unter seinem Gewicht knarrten, sah die Ginsterkatze auf. Kaum hatte sie ihn erspäht, hatte sie sich erhoben, war auf das Fass gesprungen, an dem der ehemalige Gefangene lehnte und kletterte – kaum war Liam in Reichweite – auf seine Schulter um von oben hinunter zu spähen.

„Und ihr amüsiert euch hier? Ich hoffe, sie hat dir nicht das Ohr abgekaut mit ihren Geschichten. Sie hat 'ne blühende Fantasie.“

Ein Scherz am Rande. Aber wahrscheinlich hätte Sineca tatsächlich viel zu erzählen, wenn sie denn hätte sprechen können. Genug erlebt hatte sie auf jeden Fall.

„Wie lange ist's her, dass du dich frei auf einem Schiff bewegen durftest?“


{ Lucien, Shanaya | wünscht den beiden viel Spaß | schließt dann auf zu Sineca und Yaris }
Crewmitglied der Sphinx
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#65
Vielleicht eine halbe Umdrehung, weiter kam er nicht, als Enrique ihn am Arm packte. Im ersten Affekt verspürte Aspen den Wunsch, sich loszureißen und dem Kerl eine zu verpassen – doch er hatte nicht Jahre lange Anpassungsstrategien erlernt, nur um sich jetzt gehen zu lassen. Mit deutlich erhobenen Brauen, als würde er stillschweigend eine Warnung in seinen Blick legen, sah er zuerst auf die ihm unliebsame Hand, dann zu Enriques Gesicht. Bei allen Welten, da ließ er sich ein einziges Mal auf einen Kompromiss ein und direkt stellte er sich damit auf die Best-Buddies-Stufe? Er war nicht hier um zu verhandeln, sich Vorträge anzuhören oder auf Entdeckungstour zu gehen. Er war auf Materialbeschaffung und mittlerweile der festen Überzeugung, dass er das nächste Mal alleine losziehen würde. Doch dieses Mal müsste er sich wohl erst mit dem dunkelhaarigen Mann auseinandersetzen, der nun abermals in einen Monolog verfiel und dabei so aussah, als hätte er Aspens vorherigen Vorschlag nicht wahrgenommen.
Zuerst legte sich der Montrose zu jedem Punkt, den der Offizier ansprach ein Argumente zurecht, gab dieses Vorhaben allerdings schnell auf, nachdem er bereits bei Punkt fünf seine ersten Ideen wieder vergessen hatte. Dennoch versuchte er nicht abzuschweifen und dem scheinbar aufgewühlten Mann zuzuhören – doch es war einfach zu viel. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich dem freien Arm über die Stirn zu wischen, dabei die Machete kurzzeitig erhoben und darauf wartend, dass sein anderer Arm endlich losgelassen wurde. Dies geschah auch, doch das erhoffte Freiheitsgefühl blieb fern, als gleich darauf eine Pistole gezückt wurde. Er hätte sich denken können, dass der Dunkelhaarige nicht unbewaffnet mit ihm mit ging – dennoch befiel Aspen kurzzeitig ein erhöhtes Misstrauen. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, dass der Neuling – der gerade erst die Seiten gewechselt hatte – eine Schusswaffe bei sich trug und diese nun präsentierte.

Einen Moment bedurfte es, damit Aspen sich wieder auf die Situation konzentrieren konnte. Auch wenn er sich zwang ruhig zu sprechen, nicht ebenso wortüberschlagend wie der Überläufer zu beginnen, konnte er das entnervte Knurren nicht aus seinem Stimmklang entfernen.

„Du bist jetzt ein Pirat. Jeder Mensch ist dir so lange feindlich gesonnen, bis er das Gegenteil beweist.“, murrte er eindringlich, um zu aller erst festzulegen, dass sie nicht annähernd so viele Möglichkeiten besaßen, wie Enrique aufzählte. „Zu diesen Menschen zählt auch Ryan, der nun sich selbst überlassen ist.“ Damit wäre auch das Thema der Ryan-Suche abgetan. „Wir sind hier um uns zu sammeln, neue Kräfte zu erlangen und unser wichtigstes Transportmittel wiederherzustellen. Wenn wir das nicht hinbekommen, sind wir aufgeschmissen.“ Mit der Hand wischte er den Pistolenknauf beiseite, als sollte der Dunkelhaarige ihn wieder verstauen.

Abermals schulterte er seine angesammelten Materialien zurecht, rückte sie in eine bequemere Position. Er wollte los und nicht weiter unsinnige Diskussionen führen.

„Ich würde ebenfalls gerne wissen, woher diese Ruinen stammen und ob die Nachfahren ihrer Erbauer hier noch leben, doch das ist zweitrangig. Es besteht eine geringe Chance, dass hier noch Menschen leben, die uns daran hindern könnten die Sphinx und uns zu reparieren – das reicht, dass wir zurückkehren und unsere Aufgabe erfüllen. Da brauchen wir nichts überdramatisieren, einen Kampf oder Anschlag in Gedanken durchgehen und uns fragen, ob wir nun mit Krawall zurückkehren“ - er deutete mit einem Kopfnicken auf die Waffe - „und unnötigen Stress verursachen. Wir kehren zurück, geben den anderen Bescheid und reparieren die Sphinx mit unseren jetzigen Materialien.“

Er hatte keine Lust weiter auf einem Standpunkt zu beruhen, der so einleuchtend war, dass Aspen nicht verstand, warum Enrique ihn überhaupt anzweifelte. Dementsprechend verzog er auch das Gesicht: Vollkommen entnervt und mit einer Härte, die jeden Zweifel ersticken sollte.

„Wenn das erledigt ist, begleite ich dich sehr gerne auf eine Ruinenmission und halte dabei nach dem Dieb Ausschau.“, brummte er sarkastisch, kurz davor die Augen zu verdrehen.

Und damit war das Thema für ihn beendet. Er würde keine unnötigen Risiken eingehen, wenn nicht feststand, dass sie zumindest mit der Sphinx ordnungsgemäß flüchten könnten. Mit einem Schnauben wandte er sich abermals ab und stapfte los.

(Enrique, bei den Ruinen)
Crewmitglied der Sphinx
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#66
Eine Verhandlung sah anders aus – dessen war Shanaya sich durchaus bewusst. Aber wie sah der Neue das? Vielleicht fühlte er sich ja direkt in seiner Autorität untergraben? Hauptsache, er fing nicht an zu weinen. Während Liam schwieg – auch Nichts mehr zu der Aspenmisäre zu sagen hatte, musterte Shanaya den Katzenmann nur kurz aus den Augenwinkeln, wurde dann aber wieder abgelenkt, sodass sich ihr blauer Blick auf den Captain richtete. Und genau der kam seinerseits nun noch ein Stück näher. Einen kurzen Moment fand die Schwarzhaarige sich in einem kleinen Zwiespalt wieder. Zurück weichen und ihm deutlich machen, dass er ein Stück zu nah war oder aber... nein. Option Nummer zwei lag ihr eher. Das Grinsen wurde auf die Worte und das Seufzen des Mannes hin also nur breiter, seinen Blick erwiderte sie mit sicherer Miene und gut gelauntem Läccheln.

Oh, nur zu. Ich bin sicher, da sind ein paar anregende Ideen dabei.“

Ihr Kopf wog sich ein wenig zur Seite, als Lucien sich im nächsten Moment schon wieder von ihr weg neigte. Äußerlich die ganze Zeit ruhig, ließ nun auch die kurze, innere Anspannung wieder nach. Wenigstens hatte er seine Finger bei sich behalten. Und nun... seine nächsten Worte ließen die Schwarzhaarige einen hauchzarten Moment verwirrt drein blicken. Er... wollte sich etwas zu Essen suchen gehen. Jetzt. Das... Seine fragenden Worte hätte sie sofort vereint, wenn der Gedanke an etwas Essbares sich nicht direkt in ihre Gedanken gefressen hätte! So wirkte dieser Gedanke nun doch zu verlockend. Als Liam dann auch etwas dazu sagte, hob die junge Frau leicht eine Augenbraue, musterte den Lockenkopf mit skeptischer Miene. Zuerst lag ihr ein 'Eifersüchtig?' auf den Lippen, aber sie schluckte es herunter, schnaubte nur leise über die Worte des Älteren und blickte ihm einen Moment hinterher, während er Lucien auf die Schulter klopfte (Sie sollte einfach beide verprügeln. Erst Liam, dann Lucien. Oder beide gleichzeitig!) und dann in Richtung Yaris ging. Die beiden Männer wurden noch einen Herzschlag lang beobachtet. Zugzwang. Obwohl... vielleicht hätte sie sich auch einfach im Kreis drehen können. Vielleicht verwirrte das ja genug? Oder sie sprang dem Captain einfach mit der Schulter ins Kreuz.

Wieso seid ihr Kerle eigentlich alle so... gleich?“

Eine Augenbraue gehoben richtete sich der helle Blick nun wieder auf Lucien, der sich schon zum gehen gewandt hatte. Ein leises, halbherziges Seufzen, ehe sie dem Dunkelhaarigen folgte und sich wieder ein munterer Zug auf ihre Miene legte. Zur Kombüse also. Gut. Irgendetwas essen.

Aber wenigstens fällst du nicht beim Anblick einer schönen Frau sabbernd auf die Planken.“

Das war ja schonmal viel wert. Vielleicht.

[Erst Liam & Lucien -> Dann mit Lucien Richtung Kombüse]
Crewmitglied der Sphinx
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#67
Rayon war froh, dem dichten Dschungel mit allen Gefahren, die in ihm lauern mochten, fürs Erste entkommen zu sein. Er hatte wenig Lust, die Bekanntschaft mit einer weiteren Falle, einem gefährlichen Wildtier oder gar feindlich gesinnten Ureinwohnern zu machen, deren Existenz auf dieser Insel nach wie vor eine nicht zu vernachlässigende Möglichkeit war. Beruhigend fand er auch, dass es tatsächlich ein Kind war, das erst springend und rufend auf sich aufmerksam machte und ihnen dann schnurstracks entgegenlief. Andere Menschen konnte der Schiffskoch nicht ausfindig machen, was natürlich nicht bedeuten musste, das es keine gab. Es gab genug Möglichkeiten, sich direkt hinter den Bäumen am Waldesrand zu verstecken und darauf zu warten, dass sie unvorsichtig würden, doch wer sollte auf einer verlassenen Insel aus Böswilligkeit eine solche Taktik verfolgen? Vermutlich hatte dieses Kind einen Schiffbruch überlebt und war irgendwie hier, an diesem idyllischen Strand, angespült worden. Er beschloss deshalb, zwar weiterhin die Umgebung im Auge zu behalten, dem Jungen jedoch mit Offenheit und Freundlichkeit zu begegnen. Schließlich brauchte es vermutlich ihre Hilfe.

Selbstverständlich kam Trevor ihm jedoch zuvor. Er stürmte seinerseits auf das Kind zu und begann, es mit einem Schwall an Worten zu überschütten. Rayon konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Abgesehen von der Körpergröße und ein paar anderen physischen Details schien es in puncto Alter kaum einen Unterschied zwischen ihm und dem Jungen zu geben - was keine Überraschung war, denn Trevor verhielt sich selten wie ein Erwachsener und viel häufiger wie ein Halbwüchsiger, der die Nerven seiner Eltern mit unendlich vielen Fragen strapazierte. In diesem Fall jedoch kam ihnen das zur Abwechslung sogar einmal zugute - der Junge mochte zwar durch das Verhalten ihres Kameraden ein wenig überfordert sein, es war jedoch so gut wie ausgeschlossen, dass er vor dem Blondschopf Angst haben würde.

Nicht zuletzt deshalb ließ Rayon das Geschehen zunächst seinen Lauf nehmen und folgte den beiden zu dem Lagerfeuer, über dem gerade ein ausgewachsener Hirsch gebraten wurde. Trevor langte sofort zu, der Dunkelhäutige jedoch zog überrascht eine Augenbraue nach oben. Nochmals sah er sich um und konnte nicht umhin zu bemerken, dass der Junge für sein Alter anscheinend viele Talente besaß. Ausgewachsene Tiere jagen und erlegen, sie zum Strand schaffen, ausweiden, das dafür benötigte Werkzeug herstellen... Diese Fähigkeiten an sich waren nicht ungewöhnlich, vor allem für einen Seemann, aber wenn das Kind hier vor ihnen dies tatsächlich allein bewerkstelligt hatte, war ihm der tiefste Respekt Rayons gewiss. Er beschloss, wachsam zu bleiben - vielleicht war der Junge doch nicht allein auf dieser Insel und sein oder seine Begleiter waren nur ausgezogen, um die Umgebung zu erkunden oder nach Materialien zu suchen, ähnlich wie die zweite Gruppe der Sphinx?

Der Versprecher des Jungen machte Rayon nicht weiter misstrauisch. Er war wahrscheinlich einfach nur nervös und stotterte deshalb ein wenig. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen nickte er dem Dunkelhaarigen zu und streckte die Hand aus, um ihn - nachdem Trevor Kaladar und ihn bereits vorgestellt hatte - nun auch persönlich zu begrüßen.

"Unser Schiff liegt auf der anderen Seite der Insel. Sie heißt Sphinx", präzisierte er die Antwort Trevors. Da dieser bereits die Frage nach dem Namen des Jungen gestellt hatte, übersprang er dieses Thema.

"Und wie bist du auf diese Insel gekommen? Hast du Schiffbruch erlitten?"
[ Strand auf der Westseite der Insel | Trevor, Skadi und Scortias | in der Nähe von Cornelis, sich seiner Anwesenheit aber nicht bewusst ]
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#68
Ihm gefiel ihr Lächeln, die Selbstsicherheit darin und die Art, wie sie seine mehr als offensichtlichen Avancen zurück spielte. 'Anregend'. Ja, das war das passende Wort für das, woran er gerade dachte. Und mit ziemlicher Sicherheit wusste sie das auch. Sie war nicht schüchtern, nicht naiv und nicht verblendet – genau die Art von Frau, die er mochte. Und doch war Lucien weit entfernt davon, irgendetwas in diese Richtung zu unternehmen. Erstens, weil er wusste, dass er immer noch aus nicht mehr als Haut und Knochen bestand, auch wenn die geliehene Kleidung das meiste davon verschleierte. Zweitens, weil das belanglose Geschäker gerade nicht mehr war, als das. Belangloses Geschäker. Und bei allen Welten, das tat er einfach zu gern und hatte es zu lange nicht mehr getan.
Mit Schalk in den grünen Augen fing er Shanayas Blick auf – na nu? Hatte er sie etwa kurz verwirrt? – ging auf das Thema 'Verhandlungen' aber nicht mehr weiter ein. Seine Aufmerksamkeit richtete sich stattdessen auf den anderen Mann, der die Gelegenheit nutzte, um sich aus dem Gespräch auszuklinken, indem er Luciens Angebot gut gelaunt ausschlug. Dass irgendjemand dieses kleine Wortgefecht hätte ernst nehmen können, kam dem 21-Jährigen überhaupt nicht in den Sinn, weshalb er mit einem ehrlichen Lachen beiläufig die Schultern zuckte und gelassen antwortete:

Dann lieber im Frachtraum. Ist mir eh viel lieber.

Er nickte dem anderen kurz schmunzelnd zu, als dieser sich mit einem Schulterklopfen bei ihm verabschiedete und warf dann der kleinen Schwarzhaarigen einen kurzen, belustigten Blick zu, ehe er sich gänzlich abwandte. Das Gespräch mit dem Attentäter – so beschloss der Dunkelhaarige in diesem Moment – würde er danach suchen. Sobald er einerseits seine Neugier und andererseits seinen Hunger hatte stillen können. Oder zumindest eines von beidem.

Und die kleine Schwarzhaarige folgte ihm.
Lucien konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, zwang seine Mimik jedoch zumindest ein wenig unter Kontrolle, ehe er den Kopf leicht neigte und ihr auf dem Weg zum Achterdeck einen Seitenblick zuwarf. Was sie auf diese Frage wohl erwartete? Dass er das verleugnete?

Erziehung, schätze ich.

Daraus konnte sie jetzt machen, was sie wollte. Wahrscheinlich stimmte es sogar ein bisschen. Bei dem ein oder anderen. Lucien zuckte mit den Schultern und umrundete ein paar Kisten, die auf seinem Weg an der Reling entlang herum standen. Dann wandte er den Kopf zu der Schwarzhaarigen und grinste. Sie schien sich ja sehr sicher zu sein, was ein hübsches Gesicht und ein Paar Brüste mit dem Verstand eines Mannes anstellen konnten...

Na, den sieben Welten sei Dank kann ich das Gleiche von dir behaupten. Das macht alles so viel einfacher.

[Hauptdeck | bei Shanaya | auf dem Weg Richtung Achterdeck]
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#69
Ohne den Kopf zu bewegen blickten die blauen Augen der jungen Frau noch einmal zu Liam. Er machte jedoch keinerlei Anstalten, ihnen zu folgen. Was der Lockenkopf wohl dachte? Vielleicht blieb da ja Platz für ein paar Gerüchte. In ihren Augen lag nun also ein amüsierter Ausdruck, als sich ihr Blick wieder nach vorn richtete. Den kurzen Austausch über Kombüse und Frachtraum kommentierte sie nur mit einem kaum wahrnehmbaren Schnauben. Kerle. Es war... so typisch. Womit man sich herum schlagen musste, wenn man einfach nur Hunger hatte. Und je mehr sie darüber nachdachte, desto schneller wollten ihre Beine sich bewegen. Aber sie riss sich zusammen, konzentrierte sich mehr oder minder auf den Dunkelhaarigen und konnte nicht unterdrücken, dass es sie neugierig machte, was er auf ihre Worte zu sagen hatte. Vielleicht hatte er ja die ultimative Antwort? Wohl kaum. Und was er dann von sich gab, ließ sie skeptisch eine Augenbraue heben.

Erziehung, hm?“

Ihre Stimme klang nachdenklich, während sie mit konzentrierter Miene auf ihren Weg achtete. Das konnte man in viele verschiedene Richtungen deuten. Nur WER sie so erzogen hatte... Vielleicht ganz einfach – weil alle Kerle gleich waren – und Väter ihre Söhne dann eben so erzogen. Das klang erschreckend logisch! Jedoch glaubte sie nicht, dass es das war, was Lucien meinte. Sie gab ein überlegendes Brummen von sich, wedelte dann mit einer Hand leicht durch die Luft.

Und wie kann man euch das aberziehen?“

Mit weiterhin erhobener Augenbraue und fragendem Blick musterte sie den Dunkelhaarigen nun direkt, wenigstens für ein paar Schritte, bis die Treppe, die zur Kombüse führte, fast erreicht war. Er grinste, und die Schwarzhaarige konnte nicht anders und musste dieses Grinsen erwidern. Wenn vielleicht auch aus einem anderen Grund. Vermutlich. Noch einmal musterte sie den Mann von oben bis unten, trat dann wieder einen Schritt näher an ihn heran, ohne stehen zu bleiben und noch immer mit genug Abstand. Prüfend verengte sie die Augen, verzog die Nase ein wenig und ließ den blauen Blick noch kurz direkt auf seinen Augen ruhen, um diese eingehend zu prüfen. Sie grinste noch, dann verzog ihre Miene sich zu einem fast bedauernden Ausdruck, als traute sie sich nicht, die folgenden Worte auszusprechen. Überlegend bewegte sie die Nase leicht hin und her, brummte dann noch einmal.

Es tut mir furchtbar Leid. Aber auch wenn ich deine Augen mag... du bist auch keine besonders hübsche Frau.“

Die Schwarzhaarige zuckte leicht mit den Schultern, dann kehrte das Grinsen auf ihre Lippen zurück und sie wandte sich dann wieder nach vorn, dem kleinen Vorraum zu, auf den sie zuhielten.

[Lucien | Richtung Kombüse]
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#70
Nach anfänglichem Argwohn, fasste das kleine Fellknäuel doch etwas mehr Zutrauen. Es schien eine Ewigkeit herzusein, dass Yaris so mit einem Tier gespielt hatte. Ein anderes Leben. Damals auf dem Hof. So weit weg von heute und dabei waren es gerade einem fünfzehn Jahre. Als Junge hatte er gern und oft mit den Hofkatzen gespielt – natürlich nur in einem unbeobachteten Moment. Denn selbst dafür hatte ihn sein Vater halb totgeprügelt. Trotz dass er die Bilder an diese Zeit versuchte, in der hintersten und staubigsten Ecke seines Bewusstseins zu vergraben, kamen sie in Momenten wie diesen wieder hervor. Schlichten sich vor sein geistiges Auge und blieben dort hartnäckig hängen.

Jäh wurden seine Gedanken unterbrochen, als die Katze mit ihrem Spiel innehielt und schließlich leichtfüßig auf das Fass hinter ihm sprang, um schließlich auf dem jungen Kerl von vorhin zu klettern. Der tief grüne Blick folgte ihr, sah hinüber zur Reling, wo das Trio bis eben geplauscht hatte, um festzustellen, dass Lucien und die kleine Schwarzhaarige sich verdrückt hatten. Resigniert zuckte er innerlich mit den Schultern. Dann würde das Gespräch mit dem zweiten Captain also noch ein wenig länger warten. Auch gut.
Sein sicher witzig gemeinter Kommentar entlockte dem Attentäter nicht einmal den Anflug eines Lächelns. Nicht die Art Humor, die ihn lächeln ließ. Wobei es nur wenig gab, dass ihn tatsächlich zum Lächeln brachte. Noch weniger zu der Art Lächeln, das seine Augen überhaupt erreichte. Abgestumpft? Mit Sicherheit spielte es eine nicht zu verachtende Rolle dabei.

Inzwischen hatte sich der Ältere wieder zurückgelehnt und betrachtete den blauen Himmel über seinem Kopf, bevor sich sein Blick auf sein junges Gegenüber richtete.

“Noch nicht sehr lange ... Sie haben den Prozess und die Verurteilung im Eiltempo durchgeboxt … wohl um das Ganze so schnell wie möglich abhaken zu können.“

Yaris zuckte mit den Schultern. Es war ihm schlicht und einfach egal, denn ihm war sehr wohl bewusst, dass er mit Sicherheit nicht als alter Mann friedlich in seinem warmen Bett einschlafen würde. Nein, ein Mann wie er würde eines gewaltsamen Todes sterben und das wahrscheinlich eher früher als später.
Zu dem kam, dass es sich kaum um einen anständigen Prozess gehandelt hatte. Da musste nichts bewiesen werden, da er auf frischer Tat ertappt worden war – oder eben verraten und in die Falle gegangen war. Hegte er deswegen Groll? Wozu. Er wusste um den Egoismus der Oberschicht und ihre Methoden. Was bedeutete schon ein Attentäter, der einfach ersetzt werden konnte.
Sie machten sich nicht einmal mehr die Mühe die Sache mit dem Vatermörder von Kelekuna nachzuweisen. Einen Mord mehr oder weniger, was machte das für einen Unterschied. Passte irgendwie und der Rest wurde passend gemacht.

“Wie heißt sie?“

Er nickte in Richtung des Fellbündels, das es sich bequem gemacht hatte und auf der Schulter des Mannes balancierte. Keine persönliche Gegenfrage. Vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt, wenn er sich entschieden hatte, hier zu bleiben. Wenn er in diese Gemeinschaft passen würde. Aber wohl eher doch nie. Er war nicht gut in persönlicher Nähe.

{erst mit Sineca | dann mit Liam}


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